Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Politik

„Selig sind die Rentner, denn sie werden wohl keine Libertären mehr wählen“ – Wenn der Altar zur Anklagebank wird

Autor
„Selig sind die Rentner, denn sie werden wohl keine Libertären mehr wählen“ – Wenn der Altar zur Anklagebank wird

Buenos Aires, Kathedrale des Kapitalismus auf Bewährung – Am 25. Mai, dem argentinischen Unabhängigkeitstag, stand Präsident Javier Milei wie ein entzauberter Messias im falschen Evangelium: einem Gottesdienst mit sozialem Inhalt. Und Erzbischof García Cuerva, Nachfolger von Papst Franziskus im Geiste (und im Zorn), ließ keine Hostie ungeworfen, wenn es um Kritik am ultralibertären Präsidenten ging.

Milei in der Kirche – so deplatziert wie ein Aktienkurs in der Bibel

Da saß er, der selbsternannte „Anarcho-Kapitalist“, in der ersten Reihe, als ob er gleich nach der Predigt ein Börsenpaket kaufen wollte. Doch statt Zinsen regnete es Zitate. Statt Wachstum: Worte wie Hammerschläge.

„Unser Land blutet.“ „Die Armen hungern.“ „Die Rentner verdienen Medikamente – nicht Memes.“

Währenddessen: Mileis Gesicht aus Granit, seine Gedanken vermutlich beim nächsten Libertären-Reformgesetz mit dem Arbeitstitel „Wie man mit drei Entlassungen das Bruttoinlandsprodukt um 0,02 % steigert“.

„Das Wort wurde Fleisch – aber bitte ohne Subvention“

Erzbischof Cuerva verwandelte die Messe kurzerhand in eine fiskalpolitische Intervention mit Weihrauch und Würde. Er sagte sinngemäß:

„Wer den Armen ihr Brot nimmt und ihnen dafür ein PDF mit Marktlogik reicht, hat das Evangelium nicht verstanden.“ Milei, der üblicherweise alles mit dem Satz „Der Markt regelt das“ beantwortet, bekam diesmal eine Antwort von oben – und sie lautete: „Nein, Javier. Der Markt regelt gar nichts, wenn er den Zahnersatz deiner Großmutter streicht.“

Die neue Heilige Dreifaltigkeit: Disqualifizierung, Diffamierung, Deregulierung

„Paviane“, „Mongoloide“, „Parasiten der Produktivität“ – das sind keine neuen Dämonen aus dem Alten Testament, sondern Begriffe aus Mileis Twitter-Feed. Die Regierung wütet wie ein schlecht gelaunter Chatbot in einem Online-Forum für Steuerfreiheit.

Erzbischof Cuerva kommentiert das alles ganz biblisch:

„Wir haben jede Grenze überschritten.“ Und meint damit: nicht nur sozial – auch stilistisch.

Gott liebt auch Ökonomen – aber nur, wenn sie keine Rentner verhungern lassen

Die Predigt endete nicht mit einem Amen, sondern mit einem stillen Donnerschlag. Und Milei? Ging danach vermutlich ins Präsidialamt, um das „Gesetz zur rationalisierten Eucharistieverteilung“ zu entwerfen.

Denn in seiner Welt gilt:

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da müssen sie zuerst die Steuernummer angeben.“

Wenn der Glaube an den Markt ins Abendmahl crasht

Das Evangelium nach Milei wäre wohl ein Taschenbuch: Titel: „Selig sind die Privatisierten – denn sie zahlen alles selbst.“