Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Politik

„Do Ya Think I’m Reform?“ – Rod Stewart, der Love Train und das Brexit-Ballett im Seniorenjet

Autor
„Do Ya Think I’m Reform?“ – Rod Stewart, der Love Train und das Brexit-Ballett im Seniorenjet

Glastonbury, Großbritannien – Es war das erwartbare Großereignis des Festivalsommers: Rod Stewart, 80 Jahre jung, 87 Jahre laut, trat im legendären „Legends Slot“ auf der Pyramid Stage auf. Mit dabei: viel Pathos, ein durchgelüftetes Toupet, und – Überraschung – ein geopolitisches Navigationssystem, das irgendwo zwischen Ukraine, Essex und Nigel Farage notlanden sollte.

Er sang „Love Train“. Für die Ukraine. Und das Publikum fuhr mit – kurz. Doch kaum war der letzte Ton verklungen, da rollte auch schon der nächste Zug ein: der Reform UK Express – mit Rod am Steuer und Nigel Farage als Schaffner.

Von der Paillettenhose zur Parteiprogramm-Pose

Rod, der alte Charmebolzen mit der Kratzstimme eines feuchten Schmirgelpapiers, hatte kurz vor dem Festival erklärt:

„Ich unterstütze Reform UK. Nigel Farage ist eine echte Alternative.“

Das ist ungefähr so, als würde man sagen:

„Ich liebe Frieden. Und außerdem auch ein bisschen Feuer.“

Er begründete das mit enttäuschter Liebe zu Labour, enttäuschter Liebe zu den Tories und vor allem: Schlaglöchern in Essex. Ja, richtig gelesen. Die Liebe zu Nigel Farage beginnt bei Rod nicht im Herzen – sondern im Bordstein.

Schlaglöcher, Schlagzeilen und Schlag in die Magengrube

Weil seine Gemeinde die Löcher auf der Straße nicht flickte, schnappte sich Rod Schaufel, Kamera und vermutlich einen Chardonnay – und begann selbst zu füllen. Ein echter Pop-Ritter mit Pritsche. Rod Stewart: der einzige Mensch, der erst den Brexit unterstützt, dann die EU für die Straßenprobleme verantwortlich macht und schließlich Farage lobt, weil er mit Schlaglöchern besser umgeht als die Verkehrspolitik.

Im Publikum beim Festival kam das nicht so gut an. Zwischen „Love Train“ und „Baby Jane“ gab’s keine Blumen – sondern Buhrufe und beleidigte Tanzeinlagen.

Glastonbury oder geopolitische Zirkusarena?

Und als wäre das noch nicht genug: Nach Rod kamen Bob Vylan, Kneecap und der Nahostkonflikt in einer Dreifach-Pirouette auf die Bühne geschneit. Aufrufe gegen Israel, Hisbollah-Fahnen, Palästina-Gesänge – alles inklusive.

Rod stand derweil hinter der Bühne, tupfte sich mit einem Union-Jack-Schweißband die Stirn und dachte vermutlich:

„Was zur Hölle ist aus dem Rock’n’Roll geworden? Früher war Rebellion cooler. Heute ist sie nur noch schlecht angezogen.“

Rod, der Rock-Senior mit Politikberatung von der Fish’n’Chips-Bude

Aber zurück zu Sir Stewart. Die Medien nannten ihn nach seinem Interview abgehoben. Doch das ist unfair. Abgehoben ist, wenn jemand über den Wolken lebt. Rod hingegen ist tief im Asphalt verwurzelt – buchstäblich. Er füllt Löcher. In der Straße. Und, wie es scheint, auch in seinem politischen Urteilsvermögen.

Was er dabei übersieht: Nigel Farage füllt keine Löcher – er reißt sie. In Europa. In die Gesellschaft. In den Verstand.

Der Love Train fährt im Kreis

Rod wollte auf dem Love Train die Ukraine retten. Doch er hat das Gleis verwechselt und ist im Brexit-Bummelzug gelandet – Fenster zu, Demokratie raus, Popcorn alle.

Er singt noch immer von Liebe. Aber politisch liefert er Remakes von „Do Ya Think I’m Right-Wing?“

Lieber Rod, bleib bei deinen Leisten. Oder bei deinen Mikrofonständern. Aber nicht bei Nigel. Denn wenn du das nächste Mal singst „Sailing“ – dann hoffentlich nicht Richtung Reform UK, sondern zurück zur Vernunft.