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Phica – wenn das Internet zur Kloake wird und 20 Jahre keiner die Spülung drückt
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- tmueller
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Es gibt Dinge, von denen man denkt: Die können im 21. Jahrhundert nicht mehr passieren. Sklaverei, Hexenprozesse, RTL II-Dokusoaps. Und doch beweist Italien einmal mehr, dass man alles toppen kann – sogar die eigene Behörden-Trägheit. Da lief nämlich seit 2005 eine Plattform namens Phica mit über 700.000 Abonnenten, auf der Männer ungefragt intime Bilder ihrer Frauen, Freundinnen oder Töchter (!) hochluden, begleitet von Kommentaren, die selbst am Stammtisch noch für Stille gesorgt hätten. Und das Ganze blieb fast 20 Jahre lang online.
Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: In einer Welt, in der YouTube innerhalb von Sekunden ein Video sperrt, wenn jemand die falsche Musik hochlädt, dauerte es bei Phica fast zwei Jahrzehnte, bis jemand auf die Idee kam: „Hm, vielleicht illegal? Vielleicht eklig? Vielleicht beides?“
Vom Fax zur Cloud – aber das Patriarchat bleibt analog
Während andere Länder über Quantencomputer, KI und Marsmissionen diskutieren, erfinden italienische Männer das Internet neu – als digitale Herrenumkleidekabine. Dort wurden heimlich Fotos der eigenen Frau gepostet („Schatz, dreh dich mal kurz um, ich check nur die Heizung“), versehen mit Kommentaren, die inhaltlich zwischen Neandertaler und 4chan-Meme schwankten.
Doch das war noch nicht die Endstufe. Nein, Väter stellten dort auch sexualisierte Bilder ihrer kleinen Töchter online. Und plötzlich wurde aus chauvinistischem Mist der offene Beweis, dass manche Menschen nicht Internet, sondern nur Einzelhaft brauchen.
Meloni entdeckt das Internet – 20 Jahre zu spät
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zeigte sich „entmutigt“ und forderte „äußerste Härte“ gegen die Täter. Satirische Übersetzung: Wenn ein Haus 20 Jahre lang brennt, ist es wirklich entmutigend, dass es immer noch warm ist. Man fragt sich, wo die Härte in den letzten zwei Jahrzehnten war. Vielleicht bei Steuernachzahlungen oder Falschparkern, aber sicher nicht bei einer Plattform, die den Begriff „digitale Gewalt“ erfunden hat.
Die Opposition: „Kultur der Vergewaltigung“ – der Nagel auf den Kopf
Oppositionsführerin Elly Schlein spricht von einer „Kultur der Vergewaltigung“. Absolut korrekt. Denn diese Plattformen sind keine Ausnahmefälle, sondern die Spitze des Eisbergs – und zwar eines Eisbergs aus Frauenhass, der so groß ist, dass die Titanic dagegen wie ein Beiboot wirkt.
Ministerin Roccella: „Barbarei des dritten Jahrtausends“
Eugenia Roccella nennt das Ganze die „Barbarei des dritten Jahrtausends“. Treffend, aber auch unfreiwillig komisch: Denn während Menschen in Japan Roboter-Hunde haben und in den USA Raketen recyceln, schaffen es in Europa Männer immer noch, sich wie digitale Wikinger zu benehmen – nur dass sie statt Schwertern jetzt Smartphone-Kameras benutzen.
Die Polizei: „Viele Anzeigen“ – Sherlock hätte’s nicht besser gewusst
Die Polizei meldete: „Es gibt viele Anzeigen.“ Wow. Breaking News! Wer hätte gedacht, dass ein Portal, auf dem Frauen und Kinder bloßgestellt werden, Anzeigen nach sich zieht? Vielleicht war die Polizei einfach damit beschäftigt, ihre eigene Website zu aktualisieren. Oder sie wartete darauf, dass die Täter von selbst Reue zeigen – was ungefähr so realistisch ist wie ein Veggie-Day bei der CSU.
Das eigentliche Drama: Die Normalität des Abartigen
Phica war kein dunkler Winkel des Darknets, kein versteckter Server in Nordkorea – nein, es war einfach da. Öffentlich, bekannt, millionenfach genutzt. Und keiner griff ein. Das zeigt: Das Internet hat nicht die Gesellschaft kaputt gemacht – es hat sie nur schonungslos offengelegt. Und was man da sieht, ist kein schöner Anblick. Es ist, als hätte jemand die Tür zu einer Kneipentoilette aufgestoßen, in der 700.000 Männer seit 20 Jahren randalieren.
Willkommen im Porno-Mittelalter mit Glasfaseranschluss
Phica ist dicht – endlich. Aber der Skandal bleibt: Frauen und Kinder werden noch immer systematisch als Objekte missbraucht, während Politik und Justiz so tun, als sei das alles irgendwie „kompliziert“.
Die Satire liegt darin, dass 2025 ernsthaft Schlagzeilen nötig sind, um zu erklären: Frauen sind keine Ware. Kinder schon gar nicht. Das sollte eigentlich seit der Steinzeit klar sein. Aber das 21. Jahrhundert hat offenbar eine Schwäche für Rückfälle ins Mittelalter – diesmal nicht mit Fackeln und Mistgabeln, sondern mit WLAN und anonymen Accounts.
Oder, um es kürzer zu sagen: Willkommen im digitalen Mittelalter. Nur dass damals wenigstens die Pest schneller bekämpft wurde.