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Todesstrafenpolitik à la Trump – Washington als Experimentierfeld für die „Signalwirkung“
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Die USA kennen viele Traditionen: Burger zum Frühstück, Waffen im Wohnzimmer – und in manchen Bundesstaaten auch noch die Todesstrafe. Während fast die Hälfte des Landes diese Praxis längst abgeschafft hat, träumt Donald Trump von ihrer Wiederbelebung. Nicht irgendwo, sondern direkt in der Hauptstadt Washington, wo seit 1957 niemand mehr hingerichtet wurde. „Eine sehr starke Präventivmaßnahme“, so der Präsident. Für Kritiker ist es weniger Prävention als vielmehr eine Mischung aus politischem Gruselkabinett und makaberem Reality-TV.
Der Präsident als Henker von Washington
Trump hat seine Vorstellung klar: Mord in der Hauptstadt? Todesstrafe. Punkt. Kein juristisches Gedöns, kein „abwägen“, sondern Signalwirkung. Die Logik: Wenn man den Henker nur oft genug zeigt, überlegen sich Verbrecher ihre Tat gleich zweimal. Dass Studien seit Jahrzehnten zeigen, dass die Todesstrafe keinerlei abschreckende Wirkung hat, ficht Trump nicht an. Für ihn zählt nur, dass es im Fernsehen „stark“ aussieht – vorzugsweise auf Fox News zur Prime Time.
Zahlen vs. Bauchgefühl
Polizeistatistiken widersprechen dem Bild, das Trump zeichnet. Washington ist nicht die von ihm beschriebene Höllenmetropole. Doch Fakten sind in Trumps Welt wie Verkehrsschilder auf einem Golfplatz: reine Dekoration. Stattdessen lässt er die Nationalgarde marschieren, stellt die Polizei unter Bundesaufsicht und erklärt selbst kleine Delikte zu „bundesrechtlich relevant“. Anders gesagt: Wer in Washington falsch parkt, riskiert demnächst die Aufmerksamkeit des Heimatschutzministeriums.
Von der Pause zur Exekutions-Show
Seit 2003 hatte es auf Bundesebene praktisch keine Hinrichtungen mehr gegeben. Unter Joe Biden waren sie komplett ausgesetzt. Trump jedoch ließ gegen Ende seiner ersten Amtszeit in nur wenigen Monaten gleich 13 Menschen hinrichten – mehr als jeder Präsident seit Jahrzehnten. Kritiker nannten es damals „eine Hinrichtungsorgie“. Trump selbst bezeichnete es als „Effizienzsteigerung“.
Die Mehrheit schwankt, der Präsident nicht
Eine knappe Mehrheit der Amerikaner unterstützt die Todesstrafe zwar noch, doch Justizirrtümer, Diskriminierung und ungleiche Chancen bei der Verteidigung lassen die Zustimmung sinken. Mehr als 2000 Menschen sitzen derzeit in US-Todestrakten. Trump scheint das wenig zu stören – im Gegenteil: Er betrachtet Washington nun offenbar als Testlabor.
Signalwirkung – oder Fernsehformat?
Die eigentliche Frage lautet: Geht es Trump wirklich um Kriminalitätsbekämpfung oder eher darum, Washington als Bühne für sein autoritäres Regierungsverständnis zu nutzen? Kritiker sehen einen Präsidenten, der aus der Hauptstadt ein politisches Experimentierfeld macht – wie ein Kind, das Ameisen mit der Lupe grillt, nur eben im Maßstab einer Millionenmetropole.
Donald Trump inszeniert Washington als düstere „Law-and-Order“-Show. Für ihn ist die Todesstrafe weniger Justiz als „Content“, weniger Gerechtigkeit als Schlagzeile. Während Experten erklären, dass soziale Programme und Prävention nachhaltiger wirken, setzt Trump lieber auf den elektrischen Stuhl als Wahlkampfrequisite.
Es bleibt die Frage: Will er die Hauptstadt wirklich sicherer machen – oder nur noch ein weiteres „Make America Gruesome Again“-Kapitel in seine Autobiografie einfügen?