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Rolex, Gold & Alpenlogik: Die Schweiz prüft Trumps glänzende Geschenke
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Es gibt politische Affären, die riechen nicht sofort nach Skandal, sondern eher nach einem Parfüm namens „Alpenfrische mit einer Note von Goldstaub“. Die aktuelle Geschichte aus der Schweiz gehört genau in diese Kategorie: nicht laut, nicht vulgär, aber maximal verdächtig glänzend.
Zwei Schweizer Abgeordnete haben sich gefragt, ob es sein kann, dass ein US-Präsident – ein Mann, dessen Einrichtungsgeschmack irgendwo zwischen „Las Vegas Lobby“ und „Goldrausch 1848“ angesiedelt ist – tatsächlich Geschenke wie eine Rolex-Uhr und einen persönlich gravierten Goldbarren entgegennehmen darf, ohne dass das Strafrecht zumindest kurz die Stirn runzelt.
Diese Frage wurde nicht im Rahmen einer hektischen Pressekonferenz gestellt, bei der Mikrofone wackeln und Politiker schwitzen, sondern in der feinsten aller politischen Kommunikationsformen: einem höflich formulierten Brief an die Bundesanwaltschaft. So wie es sich eben gehört, wenn ein Land seine Verfassung wichtiger nimmt als alles, was jemals in Washington als „Regelwerk“ bezeichnet wurde.
Der Hintergrund: Eine Zollkrise, die schon als diplomatische Telenovela durchgehen könnte
Die ganze Angelegenheit begann, als die USA im August beschlossen, die Schweiz mit Zöllen in Höhe von 39 Prozent zu belegen. 39 Prozent! Ein Satz, der so hoch ist, dass er sogar in den Alpen Schnappatmung auslöst. Für ein Land, das es gewohnt ist, international eher als neutrales Uhrwerk denn als Zollzielscheibe behandelt zu werden, war das ungefähr so angenehm wie ein Stein im Raclette.
Die Schweiz verhandelte daraufhin monatelang. Und man kann sich gut vorstellen, wie das ablief: präzise, sachlich, mit einer Exel-Tabelle pro Gesprächssatz. Doch plötzlich, Mitte November, vollzog Washington eine Kehrtwende: Der Zoll fiel von 39 auf 15 Prozent. Das ist immer noch viel, aber im Verhältnis ungefähr so, als würde ein Gletscher sagen: „Ich bin zwar immer noch kalt, aber weniger nachtragend.“
Und genau hier betritt die Satire die Bühne.
Zehn Tage vor der Zollsenkung: Besuch im Weißen Haus, Rolex inklusive
Laut Medienberichten reisten sechs Unternehmer aus der Schweiz ins Weiße Haus. Dort überreichten sie dem Präsidenten zwei Dinge, die in einem Politthriller eine rote Alarmleuchte auslösen würden:
Eine Rolex-Uhr – vermutlich nicht aus dem Ramschregal. – mutmaßlich glänzend genug, um selbst mit Sonnenbrille geblendet zu werden.
Einen Goldbarren mit persönlicher Gravur – also quasi die diplomatische Version von „Wir wollten etwas Kleines mitbringen.“
Und dann – rein zufällig, versteht sich – senkten die USA die Zölle. Die Schweiz reagierte erleichtert, Washington zeigte sich konstruktiv und irgendwo auf der Welt rieb sich ein Drehbuchautor die Hände, weil die Realität mal wieder bessere Plots schreibt als er selbst.
Die Frage der Schweizer Abgeordneten: „Chasch das mache?“
Nun wissen wir alle: Wenn irgendwo auf der Welt jemand ein Geschenk annimmt, dann ist das meistens eine harmlose Geste. Wenn allerdings ein Präsident einer Weltmacht Geschenke bekommt – und dann unmittelbar danach politische Entscheidungen trifft –, dann klingt das nach etwas anderem.
In der Schweiz hat man dafür ein Wort: „Hmm.“
Die beiden Abgeordneten der Grünen-Fraktion nahmen dieses „Hmm“ sehr ernst und verpackten es in juristische Präzision. Sie forderten die Bundesanwaltschaft auf, zu prüfen, ob die Unternehmer mit ihren Geschenken gegen Schweizer Korruptionsgesetze verstoßen haben könnten. Schließlich gelten für Wirtschaftsakteure im Alpenland strengere Regeln als für den Verkauf von Käsefondue, und das will etwas heißen.
Der Brief – eine Meisterklasse schweizerischer Passiv-Aggressivität
Der entscheidende Satz im Schreiben lautet: „Der Zweck heiligt nicht alle Mittel.“
Das ist in der schweizerischen Politkultur die dramatischste Formulierung, die man wagen kann, ohne jemanden direkt der Korruption zu bezichtigen. Es entspricht in etwa:
- dem italienischen „Wir reden später noch darüber“,
- dem britischen „Interesting…“
- oder dem deutschen „Das wird Konsequenzen haben.“
In der Schweiz bedeutet es: Hier stimmt etwas nicht, und wir wollen es genau wissen, bevor es jemand im Ausland falsch versteht.
Die amerikanische Seite: Geschenke? Alles im grünen Bereich – vielleicht auch im goldenen
Die USA wiederum haben ein eher entspanntes Verhältnis zu politischen Geschenken. In Washington gibt es zwar Regeln, aber man hat den Eindruck, dass sie irgendwo in einem Aktenschrank schlummern, der als Türstopper dient.
Die Vorstellung, dass ein Präsident eine Rolex für die „Präsidentenbibliothek“ erhält, lässt die amerikanische Öffentlichkeit maximal mit den Schultern zucken. Schließlich sammeln US-Präsidenten dort alles Mögliche: Porträts, Briefe, Stiftungsgegenstände, gelegentlich sogar historische Peinlichkeiten.
Ein gravierter Goldbarren hingegen ist eine andere Kategorie. Das ist kein Souvenir – das ist ein Statement. Ein Symbol von politischer Wertschätzung, das fast schon schreit: „Denkt bitte an uns, wenn ihr das nächste Mal Zölle festlegt.“
Die Schweiz prüft – und das ist der wahre Kern dieser Satire
Während in Washington vermutlich niemand länger als fünf Minuten über den Goldbarren nachgedacht hat, wird in der Schweiz nun akribisch jede mögliche rechtliche Facette beleuchtet.
- War die Schenkung angemessen?
- War sie zulässig?
- Schuf sie einen unzulässigen Vorteil?
- Und warum, um Himmels willen, muss es ausgerechnet eine Rolex sein?
Es ist ein Paradebeispiel schweizerischer Rechtskultur: selbst im Umgang mit einem Goldbarren behält man kühlen Kopf, präzise Logik und notfalls eine Tabelle mit Vergleichswerten.
Ein politisches Fazit mit Schweizer Präzision und amerikanischem Glanz
Die Affäre ist keine klassische Korruptionsaffäre. Niemand wurde erwischt, wie er Geld in einer Zeitung überreicht. Niemand hat „Pssst, sag’s keinem!“ geflüstert. Und dennoch wirkt das Zusammenspiel aus Luxusgeschenken und zeitnaher politischer Entscheidung so, als hätte das Universum kurz einen satirischen Modus aktiviert.
Die Schweiz sendet nun ein wichtiges Signal: Man kann viel kaufen – aber nicht die Rechtsstaatlichkeit eines Landes, das sogar seine Parkuhren penibel reguliert.
Washington sendet ein anderes Signal: Wenn es glänzt, ist es wahrscheinlich hilfreich.
Und mittendrin steht ein Goldbarren, der vielleicht mehr internationale Aufmerksamkeit erzeugt hat als sämtliche alpinen Kühe des letzten Jahres.