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Der Mann, der den Frieden absagte – Donald Trump, Putin und das diplomatische Kasperletheater von Budapest

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Der Mann, der den Frieden absagte – Donald Trump, Putin und das diplomatische Kasperletheater von Budapest

Wenn Weltpolitik klingt wie ein Beziehungsstreit

Es hätte so schön werden können: Zwei Alphatiere der Weltpolitik, ein barocker Schauplatz in Budapest und jede Menge Kameras – der Stoff, aus dem internationale Schlagzeilen sind. Doch dann kam Donald Trump.

Der US-Präsident erklärte plötzlich, er habe das Treffen mit Wladimir Putin „abgesagt“, weil es sich „nicht danach angefühlt“ habe, „dahin zu kommen, wo man hinkommen müsste“.

Das klingt weniger nach Diplomatie und mehr nach einer Trennung auf Instagram. Man kann es sich fast vorstellen: „Es liegt nicht an dir, Wladimir, es liegt an meiner strategischen Müdigkeit. #KeinHass #BleibFriedlich #PutOutPutin“

Budapest, das schon glänzend vorbereitet war, steht nun da wie ein bestelltes, aber nicht abgeholtes Candlelight-Dinner: Der Wodka kalt, der rote Teppich gebügelt – aber der Gast bleibt lieber daheim und schaut Fox News.

Trumps Beziehung zur Außenpolitik – „Es ist kompliziert“

Trump erklärte Reportern im Weißen Haus, er wolle „keine Zeit verschwenden“ mit einem „vergeblichen Treffen“. Ein Satz, der unfreiwillig ehrlich klingt, wenn man bedenkt, dass „vergebliche Treffen“ so etwas wie sein Markenzeichen sind.

Von Nordkorea bis NATO – überall, wo Trump auftauchte, blieb am Ende vor allem eins: ein Bild mit Daumen hoch und ein leichtes Gefühl des Unbehagens bei allen Beteiligten.

Nun also Russland.

„Jedes Mal, wenn ich mit Wladimir spreche, habe ich gute Gespräche, aber dann führen sie nirgendwo hin“, sagte Trump, als hätte er gerade seine Therapiegruppe verlassen.

Man möchte ihm zurufen: „Willkommen im Klub, Donnie. So geht’s seit Jahren jedem Diplomaten, der mit Putin redet.“

Doch Trump ist überzeugt: Diesmal ist es anders. Diesmal soll alles über Sanktionen laufen. Finanzminister Scott Bessent hat sie frisch aus dem Sanktionsbackofen gezogen – heiß, scharf und angeblich wirksam. Gegen Lukoil, gegen Rosneft, gegen… ach, wer auch immer gerade russisch klingt.

Trump kommentierte die Strafmaßnahmen mit gewohntem Feingefühl:

„Ich hoffe, sie bringen Putin zur Vernunft. Und ich hoffe, sie dauern nicht lange.“

Kurz gesagt: Er möchte Putin bestrafen, aber bitte mit Samthandschuhen – und nur so lange, bis dieser wieder nett zu ihm ist.

Budapest – der Ort, an dem Diplomatie Ferien macht

Budapest hätte der Ort sein können, an dem Geschichte geschrieben wird. Stattdessen wurde es der Ort, an dem Geschichte absagt.

Viktor Orbán, der sich vermutlich schon auf das Selfie mit den beiden „großen Männern der Weltordnung“ freute, soll Berichten zufolge äußerst enttäuscht sein. Sein Pressesprecher murmelte:

„Wir hatten extra das Putin-freundliche Licht eingeschaltet.“

Doch Trump blieb in Washington – vermutlich, weil ihm ein Treffen mit dem NATO-Chef Rutte attraktiver erschien. Rutte, der für seine diplomatische Geduld bekannt ist, stand dabei wie ein Mann, der auf einem Kindergeburtstag plötzlich merkt, dass der Clown die Politik erklärt.

Hoffnung aus dem Osten – Xi, der Friedensflüsterer

Da Trump nun nicht mehr mit Putin redet, hofft er auf den nächsten großen Player: Xi Jinping.

„Er ist ein angesehener Mann. Ein sehr starker Anführer. Ein sehr großes Land“, schwärmte Trump in der Pressekonferenz.

Man könnte meinen, er lobt ein Möbelstück: „Massiv, zuverlässig, viel Stauraum – passt zu jedem Diktator.“

Die Hoffnung, Xi könne Putin zur Vernunft bringen, klingt ungefähr so realistisch, als würde man einen Wolf bitten, einem anderen Wolf das Vegetariersein beizubringen.

Aber für Trump ist das logisch. In seiner Welt gibt es keine komplexen geopolitischen Zusammenhänge – nur Deals, Größenvergleiche und die Sehnsucht, dass jemand „wirklich großartig“ ist. Xi ist „großartig“. Putin war es mal. Biden sowieso nicht. Und Selenskyj? Der redet zu viel von Prinzipien – unpraktisch, wenn man gerade einen „Deal des Jahrhunderts“ einfädeln will.

Trumps neue Strategie – Mach nichts, aber tu so

In Wahrheit ist Trumps Außenpolitik längst ein Reality-Format geworden. Titelvorschlag: „Diplomacy: The Apprentice“.

Folge 1: Er kündigt ein Treffen an. Folge 2: Er sagt es ab. Folge 3: Er erklärt, das Absagen sei Teil des Plans.

Er nennt das „strategische Geduld“. Der Rest der Welt nennt es „Kaffeesatzlesen in 4K“.

Trumps Verständnis von Konfliktlösung scheint dem Prinzip eines Golfspiels zu ähneln: Wenn der Ball (Putin) nicht ins Loch will, dann ist der Platz schuld, nicht der Schläger.

Und während in Kiew Sirenen heulen und in Brüssel Diplomaten mit wachsender Verzweiflung Formulierungen für die nächste EU-Erklärung basteln, philosophiert Trump darüber, dass er den Krieg „in 24 Stunden“ beenden könne – wenn ihn nur endlich jemand machen ließe.

Die Welt als Bühne – und Trump als Ein-Mann-Ensemble

Donald Trump versteht Politik als Performancekunst. Jede Pressekonferenz ist ein Bühnenstück, jede Absage eine Inszenierung. Wenn er nicht zur Show kommt, dann ist die Show abgesagt.

Dass der Präsident eines der mächtigsten Länder der Welt seine Außenpolitik nach Gefühl betreibt („es fühlte sich nicht richtig an“), wäre in jeder anderen Regierung ein Skandal. Bei Trump ist es Dienstag.

Er ist der erste Staatschef der Moderne, der Diplomatie betreibt wie ein Tinder-Date: erst große Ankündigung, dann Funkstille, schließlich Selbstrechtfertigung.

Vielleicht ist das die eigentliche Innovation seiner Amtszeit: Er hat bewiesen, dass man Weltpolitik auch betreiben kann, ohne sie wirklich zu betreiben.

Der Frieden wartet, Trump putzt die Brille

Während sich die Welt fragt, ob der Frieden in der Ukraine jemals Realität wird, scheint Donald Trump vor allem um eines bemüht: die perfekte Kameraposition. Er möchte der Mann sein, der alles löst – nur bitte, ohne zu viel Aufwand.

Budapest? Abgesagt. Putin? „Ein bisschen schwierig.“ Xi? „Ein toller Typ.“ Selenskyj? „Soll sich mal entspannen.“

Und die Welt? Sie schaut zu, wie der Mann, der sich selbst als „Friedensbringer“ bezeichnet, lieber Termine löscht, als Probleme zu lösen.

Wenn Geschichte sich wiederholt, dann diesmal als Realsatire. Und irgendwo in Budapest steht ein leerer Konferenzsaal, in dem noch immer zwei Flaggen wehen – eine russische, eine amerikanische – und man kann fast hören, wie sie seufzen:

„Es hätte so schön werden können.“