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Trump, der Bademeister der Geschichte – Wenn das Lincoln-Badezimmer zum goldenen Thron Amerikas wird
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Es gibt politische Reformen, die die Welt verändern. Und es gibt Donald Trump, der lieber das Badezimmer renoviert.
Mit großem Stolz verkündete der US-Präsident auf Truth Social, dass er das Lincoln-Badezimmer im Weißen Haus „endlich in einen Zustand versetzt“ habe, der „dem großen Präsidenten Lincoln würdig“ sei. Dass Lincoln das Badezimmer nie gesehen hat – weil fließendes Wasser damals noch Luxus war – scheint in Trumps Geschichtsbewusstsein ein unwesentlicher Nebenaspekt zu sein.
„Ich habe das Lincoln-Badezimmer im Weißen Haus renoviert. Es war Art-déco, grüne Fliesen, einfach furchtbar – nichts mit Lincoln zu tun!“, schrieb Trump. „Jetzt ist es perfekt – Statuario-Marmor, Gold, Eleganz. Wie zu Lincolns Zeiten.“
Wie zu Lincolns Zeiten. Man kann sich förmlich vorstellen, wie Abraham Lincoln inmitten des Bürgerkriegs zwischen zwei Reden zur Sklavenbefreiung kurz innehielt, um zu entscheiden, ob er die Armaturen lieber in Blattgold oder poliertem Messing haben möchte.
Geschichte trifft Geschmack – und verliert
Das Ergebnis der Renovierung: ein Palast im Palast. Ein Badezimmer, das aussieht, als hätte Versailles in Las Vegas ein Kind bekommen. Wände aus poliertem Statuario-Marmor, goldene Armaturen, und selbst die Seifenschale trägt eine Gravur: „Make America Clean Again“.
Trump persönlich soll darauf bestanden haben, dass die Seifenspender automatisch „God Bless America“ spielen, wenn man sie drückt. Die Duschvorhänge – aus italienischer Seide, versteht sich – wechseln die Farbe, je nach Tageslaune des Präsidenten.
Die Handtücher? Natürlich mit den Initialen „DJT“. Das Motiv auf der Toilettenschüssel? Ein Relief von Lincoln, der nachdenklich gen Himmel blickt – wahrscheinlich, weil er dort oben auf göttliche Geduld hofft.
Ein Mitarbeiter aus dem Weißen Haus, der anonym bleiben wollte, erklärte gegenüber der Washington Post:
„Es ist ein bisschen, als würde man in ein Spa gehen, das von einem Monarchen aus den 1980ern entworfen wurde. Nur mit mehr Spiegeln und mehr Donald.“
Der Ballsaal des Größenwahns
Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er sich mit einem Badezimmer nicht langweilen würde. Denn wer beim Händewaschen schon die Macht spürt, will bald tanzen.
Also kündigte er den nächsten Coup an: Ein 200-Millionen-Dollar-Ballsaal. Ein Ort, an dem Eleganz, Macht und Ego gemeinsam Walzer tanzen können.
Der neue East-Wing-Ballroom soll eine Fläche von 8.400 Quadratmetern haben – also etwa so groß wie die Fläche, die Trumps Steuererklärungen seit Jahren meiden. Platz für 650 Gäste, eine Empore für Orchester, ein goldverzierter Kronleuchter pro Quadratmeter – und Gerüchten zufolge auch eine integrierte Bühne für spontane „Make America Waltz Again“-Auftritte.
Finanziert wird das Ganze, wie es heißt, durch „nicht näher benannte Spender“ und Trump selbst. Also vermutlich durch dieselben „Spender“, die auch seine Mauer bezahlt haben – also niemand.
Seine Sprecherin Karoline Leavitt schrieb auf X stolz, der Präsident mache das Weiße Haus „eleganter und schöner für kommende Generationen“. Kritiker entgegneten trocken, er mache es schlicht unbewohnbar für Menschen ohne Sonnenbrille.
Wenn Trump auf Lincoln trifft
Donald Trump sieht sich gern in einer Linie mit Abraham Lincoln – und das ist an sich schon Comedy-Material, das man nicht besser schreiben könnte. Lincoln beendete die Sklaverei. Trump beendete den Art-déco-Stil.
Lincoln schrieb die Emanzipationsproklamation. Trump schrieb „Make bathrooms great again.“
Lincoln kämpfte gegen Spaltung, Trump für Symmetrie. Beide Männer prägten die Geschichte – der eine mit Prinzipien, der andere mit Politur.
Und so steht es nun da, das „Lincoln Bathroom 2.0“: ein Monument des guten Geschmacks, wenn man Geschmack mit Quadratmetern Marmor verwechselt.
Man munkelt, selbst Melania habe leise die Augen verdreht, als Trump erklärte, das Badezimmer sei „ein heiliger Ort amerikanischer Geschichte“. Ein Mitarbeiter soll daraufhin geflüstert haben:
„Ja, und die Geschichte wiederholt sich – als Farce.“
Das Weiße Haus als Reality-Dekor
Dass Trump mit dem Umbau auch den Ostflügel mit einem goldenen Ballsaal aufwertet, ist kein Zufall. Der Mann, der Architektur immer als Spiegel seiner Seele verstand, will offenbar, dass die amerikanische Demokratie denselben Glanz hat wie seine Frisur – fest, glänzend und unantastbar.
In Wahrheit verwandelt er das Weiße Haus Stück für Stück in eine Art „Trump Tower Washington Edition“. Ein Symbol politischer Macht wird zum Set für Eitelkeit. Ein Ort, an dem Geschichte mit Blattgold überzogen und Kritik mit Glanzlack versiegelt wird.
Aber immerhin: Wenn künftige Staatsgäste das Badezimmer betreten, wissen sie sofort, in wessen Ära sie sich befinden – in der des Mannes, der Marmor für Staatsräson hielt.
Gold glänzt – aber es denkt nicht
Die Renovierung des Lincoln-Badezimmers ist kein Zufall. Sie ist ein Sinnbild für Trumps Präsidentschaft: laut, teuer und glänzend – aber inhaltlich leer wie ein vergoldeter Seifenspender.
Während die Welt über Energiepolitik, Klimawandel und Demokratiekrisen diskutiert, poliert Trump lieber die Armaturen. Und vielleicht ist genau das das Problem – oder seine Genialität.
Denn während andere über Werte sprechen, schafft Trump sie einfach aus Marmor.
So bleibt das Lincoln-Badezimmer ein Mahnmal für eine Zeit, in der Politik weniger um Prinzipien als um Oberflächen ging – und in der Geschichte nicht geschrieben, sondern vergoldet wurde.