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Visum? Nur mit TÜV-Plakette! – Trumps Gesundheits-Grenzpolitik zwischen Körpermaß und Kopfschütteln
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Wer künftig in die USA einreisen möchte, sollte am besten nicht nur seinen Pass, seine Unterlagen und sein Flugticket bereithalten – sondern auch sein Body-Mass-Index-Protokoll, den Blutzuckerspiegel, ein Attest über die Kniegelenkflexibilität und vielleicht sogar eine ärztlich zertifizierte Bauchumfangsmessung. Denn Donald Trumps Regierung hat eine neue Idee entdeckt: Einwanderung nach medizinischem TÜV-Verfahren.
Schaut man genauer hin, wirkt die neue Richtlinie wie der Versuch, die Freiheitsstatue mit einem Fitnessstudio zu kombinieren: „Give me your tired, your poor“ – aber nur, wenn sie maximal Kleidergröße M tragen und keine Vorerkrankungen haben.
Die neue Direktive – Einreise nach Maßband
Laut Berichten der „Washington Post“ und des Radiosenders NPR sollen gesundheitliche Probleme künftig deutlicher als bisher über das Visum entscheiden. Krebs, Diabetes, schwere Erkrankungen – das klingt noch nachvollziehbar. Doch neu auf der Liste möglicher Ablehnungsgründe: Fettleibigkeit.
Man stelle sich den Alltag eines zukünftigen Konsulatsbeamten vor: „Guten Tag, Ihr Visum ist fast genehmigt. Jetzt nur noch bitte einmal auf die Waage, dann können wir über Ihre Zukunft entscheiden.“
Es ist eine politische Maßnahme, die klingt, als sei sie in einem Fitnessblog und nicht im Außenministerium entwickelt worden.
Und sie passt perfekt in die Logik der Public-Charge-Regelung, die sicherstellen soll, dass Einwanderer keine Belastung für das Sozialsystem darstellen. Übersetzt bedeutet das: „Bleiben Sie bitte gesund, sportlich, kostengünstig – und vergessen Sie nicht, Ihre Krankenakte rechtzeitig zu bügeln.“
Gesundheit als Grenzposten – ein alter Gedanke, jetzt nur extremer
Zwar war der Gesundheitszustand schon immer Teil der Einwanderungsprüfung – auf Tuberkulose testen, Impfstatus checken, einmal tief durchatmen, bitte. Doch die neue Richtlinie dreht das medizinische Fernglas auf Anschlag:
- Keine schwere Erkrankung
- Keine chronischen Risiken
- Kein teures Gesundheitsprofil
- Und bitte auch kein Gewicht, das Versicherungen nervös macht
Der Anwalt Vic Goel erklärt es präzise: Die Konsularbeamten hätten nun „großen Ermessensspielraum“. Ermessensspielraum – das klingt im Einwanderungsrecht ungefähr so beruhigend wie „Freestyle“ bei OP-Anweisungen.
Ein Diplomat aus den Berichten bringt es auf den Punkt: Das Außenministerium suche aktiv nach neuen Wegen, Ausländern die Einreise zu verweigern – oder zumindest das Verfahren zu verlangsamen. Mit anderen Worten: Die Bewerber sollen nicht nur geduldig sein. Sie sollen auch gesund genug sein, die Geduldsphase zu überleben.
Satirischer Blick: Die USA als Fitnessclub mit strengem Türsteher
Man kann sich die Zukunft gut vorstellen: Einreisen darf nur, wer dem Konsulat beweist, dass er weder den amerikanischen Gesundheitsetat noch die Flughafen-Waagen überlastet.
Einwanderung 2030 – Das neue Interview:
- „Haben Sie Ihre Passunterlagen dabei?“
- „Ja.“
- „Wunderbar. Und Ihre Laborwerte?“
- „Hier.“
- „Könnten Sie kurz joggen, damit wir Ihren Kreislauf testen?“
Das Ganze wirkt, als wolle man die USA in einen Premium-Fitnessclub verwandeln, bei dem an der Tür ein muskulöser Beamter steht, der freundlich, aber bestimmt sagt: „Sorry, nur für Leute, die körperlich amerikanische Träume ohne Zusatzkosten leben können.“
Politisch betrachtet: Wer teuer ist, bleibt draußen
Natürlich behauptet das Weiße Haus nicht offen, dass es um Kostenminimierung geht. Aber die Verbindung ist eindeutig: Je kränker oder teurer ein Einwanderer erscheint, desto eher könnte sein Visum scheitern.
Trumps Regierung scheint zu glauben, dass die Zukunft Amerikas vor allem auf Menschen basiert, die kostenneutral funktionieren. Einwanderungspolitik als Gesundheitsökonomie. Staatsbürgerschaft als Bonusprogramm für physische Leistungsfähigkeit.
Das ist eine Art Denkweise, die sich gut mit einer weiteren politischen Tendenz deckt: Natürliche Komplexität mit einfachen Kriterien zu ersetzen. Einwanderung? Zu kompliziert. Gesundheitsakte? Perfekt – da kann man Zahlen vergleichen.
Objektiv: Die Risiken sind enorm
Schaut man nüchtern auf die möglichen Folgen:
- Menschen mit chronischen Krankheiten werden systematisch ausgeschlossen.
- Fettleibige Menschen werden stigmatisiert – ganz offiziell, auf Regierungspapier.
- Familienzusammenführungen werden erschwert.
- Und „Ermessensspielraum“ lädt zu Diskriminierung ein, die man juristisch kaum nachweisen kann.
Selbst konservative Juristen warnen, dass die Grenze zum Verfassungsbruch wackelt wie ein schlecht zusammengeschraubtes IKEA-Regal.
Die große Ironie
In einem Land, in dem knapp 40 Prozent der Bevölkerung selbst fettleibig sind, wirkt die Maßnahme wie politisches Selbstparadox: „Wir wollen Einwanderer, die gesünder sind als wir.“
Fast so, als wolle man Raucher für Einreisen sperren – und gleichzeitig Marlboro-Sponsoren in den Senat einladen.
Fazit: Ein Gesundheitstest, der mehr über Politik verrät als über Patienten
Was bleibt, ist eine Einwanderungspolitik, die sich immer mehr wie eine Mischung aus Leistungssport, Bürokratie und ideologischer Gewichtsvermessung anfühlt. Der Grundgedanke: Wer billig ist, darf rein. Wer teuer sein könnte, bitte draußen bleiben.
Es ist eine Vision der USA, in der der Körper nicht nur das Vehikel des Menschen ist – sondern sein Eintrittsticket.
Und das ist, objektiv betrachtet, nicht nur politisch fragwürdig, sondern auch satirisch kaum noch zu übertreffen.