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Cyberangriff auf Check-in-Systeme – BER im Ausnahmezustand, oder: alles wie immer

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Cyberangriff auf Check-in-Systeme – BER im Ausnahmezustand, oder: alles wie immer

Europa im digitalen Blindflug: Ein Cyberangriff auf einen zentralen Dienstleister für Check-in und Boarding hat gleich mehrere große Flughäfen lahmgelegt. Brüssel, London Heathrow – und natürlich Berlin BER. Einziger Unterschied: Während die Europäer hektisch auf Handbetrieb umstellen mussten, war am BER alles Business as usual. Denn wenn es um Verspätungen geht, ist dieser Flughafen längst Weltmarktführer – ganz ohne Hackerhilfe.

Der BER – gebaut, um zu warten

Offiziell hieß es in der Mitteilung: „Der Flughafen selbst ist nicht Ziel des Angriffs gewesen und nur indirekt betroffen.“ Das klingt fast so, als hätte sich der Hacker beim besten Willen nicht vorstellen können, dass der BER ein lohnenswertes Ziel ist. Schließlich ist es ungefähr so, als würde man versuchen, einen kaputten Toaster zum Explodieren zu bringen: Der funktioniert schon vorher nicht.

Passagiere reagierten mit Galgenhumor: „Cyberangriff? Ich dachte, das hier wäre einfach der ganz normale Tagesbetrieb“, murmelte eine Frau, die bereits ihre dritte Mahlzeit in der Wartehalle einnahm. Ein anderer meinte: „Man hat mir gesagt, das sei der einzige Flughafen der Welt, bei dem man eine Pauschalreise bucht und das Hotel gleich ins Terminal geliefert bekommt.“

Digitalisierung adé: Check-in wie 1965

In Brüssel hieß es: „Nur manuelles Einchecken möglich.“ Romantiker fühlten sich sofort in die goldenen Sechziger zurückversetzt: Fliegen war noch ein Abenteuer, Piloten rauchten im Cockpit und Stewardessen trugen weiße Handschuhe. Heute bedeutet „manuell“ aber vor allem: kilometerlange Schlangen, verschwitzte Mitarbeiter mit Klemmbrettern und Passagiere, die mit Füller ihre Namen auf Bordkarten kritzeln.

Heathrow versuchte, das Ganze eleganter zu verpacken. Dort sprach man von einem „technischen Problem“. In England klingt eben selbst der Untergang irgendwie höflich. „Technical issue“ ist britisch für: „Wir haben keinen blassen Schimmer, aber wir lächeln tapfer dazu.“

Wenn Hacker nur den Stecker ziehen

Natürlich wird jetzt vom großen „Cyberangriff“ gesprochen. Experten malen düstere Szenarien von international organisierten Hackergruppen, die mit KI-gestützten Tools ganze Netzwerke lahmlegen. Insider munkeln allerdings, dass es sich auch einfach um einen Systemabsturz handeln könnte. Wahrscheinlicher Grund: ein vergessenes Windows-Update, das mitten im Check-in beschließt, dass jetzt, genau jetzt, ein Neustart fällig ist.

In Berlin wäre es niemandem aufgefallen, wenn der „Angriff“ einfach nur in der Druckerwarteschlange stecken geblieben wäre. Denn hier ist man ohnehin daran gewöhnt, dass Bordkarten aus dem Automaten so zuverlässig kommen wie warme Brötchen aus einem Faxgerät.

Internationale Kettenreaktion

Brüssel warnte vor „erheblichen Auswirkungen“. Übersetzt: „Packen Sie sich Schlafsack und Zahnbürste ein.“ London bat freundlich um Geduld, als wäre das Ganze nur ein verspäteter Afternoon Tea. Und Berlin? Berlin kappt kurzerhand die Verbindung zu den Systemen. Motto: Lieber kein Internet, als einmal zu viel gehackt.

Gewinner des Tages: der Duty-Free-Shop

Während draußen die Passagiere verzweifelt vor Anzeigetafeln starren, die mehr Fragezeichen als Flugnummern anzeigen, brummt im Duty-Free das Geschäft. Wenn schon nicht geflogen wird, dann wird wenigstens noch eine Flasche Whisky gekauft – schließlich kann man das Warten auch angenehm betäuben.

Fliegen wie im Mittelalter

Der Cyberangriff zeigt einmal mehr, wie fragil unsere hochmoderne Flugwelt ist. Ein paar Klicks – und aus dem digitalen Boarding wird mittelalterliche Handarbeit. Am Ende hat Europa bewiesen: Wir können zwar Raketen ins All schießen, aber ein paar Hacker mit Laptops reichen, um das größte Transportsystem des Kontinents lahmzulegen.

Nur am BER fällt das kaum ins Gewicht. Denn dort ist die größte Gefahr nicht der Cyberangriff, sondern der Moment, an dem tatsächlich mal ein Flug pünktlich startet.