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Padilla im Polizeigriff – und die Demokratie im Schwitzkasten

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Padilla im Polizeigriff – und die Demokratie im Schwitzkasten

Wenn ein US-Senator verhaftet wird, weil er eine Frage stellt – und das Ministerium es „angemessen“ nennt

Washington D.C. – Ein Vorfall, so amerikanisch, dass selbst Hollywood den Drehbuchentwurf abgelehnt hätte: Ein US-Senator wird vor laufender Kamera abgeführt, zu Boden gedrückt und in Handschellen gelegt – weil er es gewagt hat, bei einer Pressekonferenz der Heimatschutzministerin „Ich habe Fragen“ zu sagen.

Sein Verbrechen? Er wollte wissen, warum es Proteste in Los Angeles gibt. Sein Name? Alex Padilla. Seine Partei? Demokrat. Sein Status? Senator. Seine Behandlung? Wie ein aufmüpfiger Praktikant bei der NSA.

Was passierte da eigentlich?

Padilla, erster Latino-Senator Kaliforniens und politisch irgendwo zwischen Pragmatiker und moralischem Kompass, betritt eine Pressekonferenz mit Heimatschutzministerin Kristi Noem, die sich – wie immer – weniger wie eine Ministerin und mehr wie ein Fox-News-Kommentar auf zwei Beinen benimmt.

Padilla, höflich, aber bestimmt:

„Ich habe Fragen.“

Was dann geschieht, ist eine Mischung aus Slapstick, autoritärer Eskalation und einer Neuauflage von „Staatsgewalt gegen gesunden Menschenverstand“.

Innerhalb von Sekunden:

  • Zwei Sicherheitskräfte eilen heran
  • Einer ruft „Sir, zurücktreten!“
  • Der andere ruft vermutlich „Haben wir ein Gesichtserkennungssystem?“
  • Und Padilla ruft: „Ich bin Senator!“

Spoiler: Interessiert niemanden.

Vom Plenarsaal in den Polizeigriff – schneller als man „Checks and Balances“ buchstabieren kann

Im Flur dann die Krönung: FBI-Beamte legen Padilla in Handschellen. Er ruft „Hände weg!“ – vermutlich in drei Sprachen, aber nicht mal das reicht.

Das Heimatschutzministerium kommentiert auf X:

„Der Secret Service ging von einem Angreifer aus. Der Einsatz war angemessen.“

Angemessen. Weil Padilla sich bewegte. Und eine Frage hatte. In Amerika heute also: „Fragen stellen = Bedrohungslage“.

Noem, der Schießhund der Pressefreiheit

Kristi Noem, politisch eine Mischung aus Sarah Palin, Sheriff Buford T. Justice und „House of Cards“-Nebenfigur, kommentiert noch während der laufenden Pressekonferenz:

„Ich kenne diesen Mann nicht.“

Was – angesichts ihres Jobs – ungefähr so beruhigend ist wie:

„Ich bin Pilotin, aber das Cockpit ist mir neu.“

Noem weiter:

„Ich denke, alle Amerikaner würden zustimmen, dass das nicht angemessen war.“

Man fragt sich: Was genau meint sie? – Die Frage von Padilla? – Die Verhaftung eines Senators? – Oder dass ihr das Skript für den Pressetermin verrutscht ist?

Newsom: Von höflich zu wütend in 280 Zeichen

Gouverneur Gavin Newsom, der sich von Noem nicht mal zu einem Rückruf überreden ließ (mutmaßlich aus Gründen der politischen Hygiene), schreibt auf X:

„Das ist ungeheuerlich, diktatorisch und beschämend.“ „Trump und seine Leute sind außer Kontrolle.“

Ein Satz, der im Jahr 2024 nur in zwei Fällen verwendet wird:

  1. Wenn wirklich jemand aus dem Ruder läuft.
  2. Oder wenn Kristi Noem spricht.

Die große Beruhigungsnummer: 15 Minuten Entschuldigung im Nachhinein

Noem, plötzlich PR-gesteuert und kommunikativ auf Kamillentee-Niveau, telefoniert mit Padilla – 15 Minuten lang.

Man stelle sich den Inhalt vor:

„Hi Alex. Sorry, dass wir dir fast den Ellenbogen ausgekugelt haben. Ich dachte, du bist ein Demonstrant mit einem Mikrofon. Oder ein Demokrat. Ach warte, beides trifft zu.“

Fazit: Die neue Presselogik der Post-Trump-Ära

  • Senatoren dürfen reden – aber nicht zu laut.
  • Fragen sind erlaubt – solange man sie nicht stellt.
  • Und wenn man die Pressefreiheit mit Füßen tritt, nennt man das heute: „angemessen handeln“

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass ein demokratisch gewählter Senator mit Migrationshintergrund heute schneller abgeführt wird als ein Trump-Anwalt ins nächste Fernsehinterview.