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Politik

Epstein? Never met the guy. Best friend. Suicide. Total legend.

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Epstein? Never met the guy. Best friend. Suicide. Total legend.

Ein tiefenstaatlich geprüfter Polit-Thriller in 62 fehlenden Sekunden und maximaler Peinlichkeit.

Washington, D.C. – In einer beispiellosen Leistung staatsbürgerlicher Gedächtnislücken erklärte Donald Trump am Dienstag, er habe keine Ahnung, wer Jeffrey Epstein sei, auch wenn sie „vielleicht mal Golf gespielt“ und „eine Insel gekauft“ hätten. Und selbst das sei nur ein Gerücht. Oder eine Immobilien-Transaktion. Oder ein Geburtstagsgeschenk für Melania, die bekanntlich große Fans von diskreten Jet-Flügen war.

Denn Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht gleichzeitig behaupten würde, Epstein sei ein Freund gewesen, aber auch ein Monster, das er nie mochte, aber trotzdem in Mar-a-Lago eingeladen hat, „weil Ivanka ihn hübsch fand“. Man kennt das.

Pam Bondi – Justizministerin, Influencerin, Aktenverwalterin

Pam Bondi, die blonde Büroausgabe eines MAGA-Stickers, versprach im Februar hoch und heilig, dass auf ihrem Schreibtisch die Epstein-Kundenliste liege. Also DIE Liste. Die mit Clinton, Gates, Hollywood, dem Papst, dem Osterhasen und wahrscheinlich auch Angela Merkel in Tarnanzug.

Fünf Monate später? Keine Liste. Nie gegeben. Auch nie gesagt. Was da auf dem Tisch lag, war laut Bondi „eine Mappe mit inspirierenden Zitaten aus der Bibel und eine Broschüre zur Wärmepumpe.“

Und doch: Im Februar verließen rechte Influencer das Weiße Haus mit einem roten Ordner, Titel:

„Epstein Files – Phase 1“ 200 Seiten. Ergebnis: Eine Hotline für „Zeugen“, zwei Skizzen von Ghislaine Maxwell und ein Rezept für glutenfreie Muffins. Wirklich aufschlussreich.

FBI & Kash Patel: Von QAnon zum Innenministerium

Was machen eigentlich Verschwörungstheoretiker, wenn sie Karriere machen? Antwort: Sie werden Trumps FBI-Chef. Oder Vize-Justizminister. Oder einfach beides.

Kash Patel, einst bekannt durch YouTube-Videos mit Titeln wie „9/11 war ein CIA-Testballon“ oder „Epstein lebt in einer Höhle unter Disney World“, erklärte nun offiziell: „Der Fall ist abgeschlossen. Der tiefe Staat hat nichts mehr zu verstecken. Vertrauen Sie uns. Wir sind jetzt der Staat.“

Dan Bongino, sein loyaler Vize und ehemaliger Fitnesstrainer mit FBI-Kappe, nickte eifrig, wobei er versehentlich auf einen Selfie-Stick stieß und live auf Instagram ging.

Trumps neues Motto: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“

In einer Kabinettssitzung mit mehr PR-Beratern als Fakten äußerte sich Trump zum Thema Epstein wie folgt:

„Epstein? Who? Oh right – Jeff. Great guy. Tragic story. Hung himself. With a paper towel, I think.“

Auf die Frage, ob er sich nicht mal eng mit Epstein angefreundet hatte, antwortete Trump mit der Präzision eines Kühlschrankmagneten:

„Wir waren Freunde, bis ich rausfand, dass er gerne kleine Mädchen mochte. Ich stehe auf große Gebäude – das ist ein Unterschied.“

Was geschah in den 62 Sekunden?

Die MAGA-Welt ist sich sicher: Zwischen 23:58 und 0:00 Uhr passierte das Unmögliche. – Ein CIA-Ninja schlich durch die Luftschächte. – Bill Clinton löschte die Aufnahmen mit seinem Android-Handy. – Oder Epstein verwandelte sich in eine Nebelwolke und lebt jetzt als Yogalehrer in Albanien.

Bondi erklärte, die 62 Sekunden fehlten, weil „jede Nacht zur selben Zeit das System rebootet“. Wahrscheinlich auf Windows XP.

Eine Verschwörung ohne Verschwörung – das ist wie Trump ohne Spraytan

In der Welt von Donald Trump ist Wahrheit ein schlechter Vertrag, der rückwirkend nachverhandelt werden kann. Pam Bondi wird zur Justiz-Maskottchen-Melange aus Barbie, Kafka und Las Vegas-Lottofee. Und der tiefe Staat? Sitzt wahrscheinlich am Pool, trinkt Piña Colada und lacht sich kaputt, während MAGA-Influencer weiter fieberhaft nach der einen Wahrheit suchen:

Dass es irgendwo eine Liste gibt. Und wenn nicht? Dann erfinden wir sie eben. Ist ja Amerika.