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Kim, Lawrow und das Märchen vom Weltfrieden – Ein Pakt aus Pjöngjang mit Wodkageschmack
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MOSKAU/PJÖNGJANG – Es war ein Tag voller diplomatischer Wärme, also ungefähr so warm wie ein sibirischer März: Der nordkoreanische Supreme Leader auf Lebenszeit, Erfinder der Einheitsfrisur und Präsident ohne Wahl – Kim Jong Un – hat seinem liebsten neuen Spielkameraden, der russischen Föderation, „bedingungslose Unterstützung“ zugesagt. Eine Aussage, so glaubhaft wie ein nordkoreanisches Wahlergebnis mit 100,01 % Zustimmung. Und Lawrow? Der nickte – wie immer – langsam, starr und so leblos, dass man ihn für eine russische Schaufensterpuppe im Auswärtigen Amt halten konnte.
Wenn zwei Diktatoren sich finden
Kim Jong Un, bekannt für seine subtile Menschenrechtsarbeit und seine famose Fähigkeit, ganze Familien in Arbeitslager zu schicken, reist nach Russland – nicht etwa, um über Frieden zu reden, sondern um zu versichern: „Was auch immer Putin macht – ich finde’s super!“ Man stelle sich vor, Kim hätte stattdessen Macron besucht: „Bedingungslose Unterstützung für Baguettes“ – es wäre ehrlicher gewesen.
In Moskau rollt man für Kim nicht den roten Teppich aus, sondern die Raketenrampen – ein symbolischer Akt für eine Freundschaft, die auf gemeinsamen Werten beruht: Totalitarismus, Missachtung des Völkerrechts und einer kindlichen Begeisterung für Uniformen mit zu vielen Orden.
Lawrow – Der Mann, der alles weglächelt
Sergej Lawrow, der Methusalem der geopolitischen Vernebelung, sprach von „historischer Tiefe“ der Beziehungen. Historisch – weil Stalin sich im Grab umdreht, und tief – weil tiefer kann man nicht mehr sinken. „Unsere Partnerschaft basiert auf gegenseitigem Respekt“, sagte Lawrow, während Kim mit den Augen rollte und sein Dolmetscher versuchte, „gegenseitig“ irgendwie in nordkoreanisch zu übersetzen, ohne mit dem Straflager Bekanntschaft zu machen.
Lawrows Rede erinnerte stark an sowjetische Kasernenansprachen – nur ohne Melodie, aber mit umso mehr Pathos. Man habe „gemeinsame Interessen“, etwa im Bereich Raketenbau, Informationsverzerrung und der Kunst, den Westen für alles verantwortlich zu machen – vom Klimawandel bis zur schlechten Stimmung beim Wodka-Trinken.
„Bedingungslos“ – das neue „Ich tue alles, was du willst“
Kims Versprechen war klar: Er steht zu Russland, egal ob es in der Ukraine einmarschiert, eine Pressefreiheit verbietet oder Putin zum Zaren krönt. Nordkorea weiß, was Loyalität bedeutet – immerhin stehen bei ihnen Regierungskritiker treu zu ihrem Land, meistens bis zum Ende ihrer 20-jährigen Haftstrafe.
Dass Kim als Gegenleistung wohl moderne Satellitentechnik bekommt, ist reiner Zufall. Genau wie der plötzliche Import russischer Klopapierrollen mit Kim-Porträts in Goldprägung.
Putin freut sich – vermutlich
Wladimir Putin, selbst nicht anwesend, aber wie immer omnipräsent, ließ durch seinen Teleprompter Lawrow ausrichten, dass er Kims „Solidarität mit dem Kampf gegen den westlichen Neokolonialismus“ begrüße. In Kremlsprache bedeutet das so viel wie: „Danke für die Munition, wir schicken euch im Gegenzug noch mehr Technik, mit der man Internet blockieren kann.“
Der Kreml träumt von einer neuen Weltordnung – am besten ohne UNO, ohne Menschenrechte, aber mit viel Parade und noch mehr Betonrhetorik.
Wenn sich zwei Autokraten treffen und Lawrow freundlich guckt, dann weiß man: Die Weltpolitik ist wieder da angekommen, wo sie hingehört – in die Satire. Russland und Nordkorea: Ein Märchen von zwei alten Freunden, die nie Freunde hatten. Und Sergej Lawrow? Der lächelt immer noch. Niemand weiß, warum.