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Platzeck auf Putins Sofa – Diplomatie aus dem Samowar
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Oder: Wie ein ehemaliger SPD-Chef glaubt, den Weltfrieden mit Kamillentee und Kreml-Keksen retten zu können.
Moskau, Brandenburg oder irgendwo dazwischen: Matthias Platzeck, der Mann, der einst dachte, Brandenburg sei schon schwer genug zu regieren, macht sich jetzt daran, Russland zu retten. Neunmal! Neun! Das ist mehr als Jesus Jünger hatte und deutlich öfter als Olaf Scholz klare Sätze pro Jahr formuliert. Und warum das alles? Weil Platzeck „Fragen“ hat. Fragen, wie: – Wie kann dieser Krieg enden? – Wie kann ich mich wieder wichtig fühlen? – Wie viele samowargebrühte Gespräche braucht es bis zur Abrüstung?
Die Antwort: Unendlich viele, zumindest wenn man Matthias heißt, keinen Auftrag hat und trotzdem permanent beim FSB anklopft.
Natürlich reist Platzeck rein privat – so privat, dass nicht einmal seine Gesprächspartner wissen, dass sie mit ihm reden. Keine Agenda, kein Mandat, kein Nordstream-Geschäft (außer vielleicht versehentlich am Büfett verhandelt). Nur ein alter SPD-Koffer, gefüllt mit Annäherungsträumen aus den 80ern, einem Porträt von Egon Bahr und einer Thermoskanne mit „Ostalgie“-Aufdruck.
Die Interviews mit ihm lesen sich wie ein Bewerbungsschreiben für den Job des letzten Friedensapostels auf Erden: „Ich habe Fragen. Ich stelle sie. Ich finde keine Antworten. Aber ich stelle sie nochmal. In Moskau. Bei Tee. Mit geheimen Leuten.“ Wer diese geheimen Leute sind, bleibt unklar – vielleicht ein Ex-KGB-Masseur, ein russischer Funktionär mit Karl-Marx-Tattoo oder ein alter VHS-Recorder mit Aufnahmen von Gorbatschow. Wir wissen es nicht. Und das ist auch besser so.
Platzeck sagt: „Man muss Diplomatie führen!“ – ja, aber bitte nicht in einer Parallelwelt aus Pelzmützen, Gasträumen und vagen Erinnerungen an „Wandel durch Annäherung“. Denn dieser Wandel hat aktuell ungefähr die Durchschlagskraft eines feuchten Wattepads gegen einen russischen T-90-Panzer.
Und nein, mit Gas habe das alles nichts zu tun! NIEMALS! Er habe über Nordstream nicht gesprochen, betont Platzeck. Sicher nicht! Nur zufällig fiel beim letzten Besuch ein Briefumschlag in Gazprom-Rot mit der Aufschrift „Danke für nichts – außer Verständnis“ auf seinen Schoß.
Matthias Platzeck ist wie ein diplomatischer Homöopath: Er bringt viele Globuli der Hoffnung in einen Raum, wartet auf Wirkung – und ist überrascht, dass der Tumor „Krieg“ nicht verschwindet. Neun Reisen, null Wirkung, aber ganz viel Innerlichkeit. Und Fragen. Fragen über Fragen. Die wichtigste davon: Wann merkt er, dass Putin keine Fragen stellt – nur Bedingungen?
Aber hey – Hauptsache, der Teewasserkocher bleibt warm. Und wenn es nicht klappt mit dem Frieden, hat Platzeck immerhin genug Meilen für einen Freiflug nach Sotschi.
Vielleicht gibt's dort Antworten. Oder wenigstens noch einen Gesprächspartner mit Schal.