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Hannover ruft Berlin: Steffen Krach und die SPD zwischen Rückeroberung und Rückrufaktion
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Berlin, diese Stadt, die schon von allem regiert wurde – von Rot, Grün, Schwarz und gelegentlich auch vom Chaos selbst – bekommt bald wieder einen neuen Hoffnungsträger präsentiert: Steffen Krach, frisch importiert aus Hannover, soll die SPD im September 2026 ins Rathaus zurückführen. Hannover nach Berlin? Das klingt wie Currywurst im Brötchen – irgendwie vertraut, aber nicht jeder hat Appetit darauf.
Der Kandidat aus der Provinz (also Hannover)
Krach ist 46, Regionspräsident, also so etwas wie ein Bürgermeister auf Landkreisbasis – nur mit weniger S-Bahn-Chaos, aber vermutlich ähnlich vielen Haushaltslöchern. In Berlin kennt man ihn auch schon: Von 2014 bis 2021 war er Staatssekretär für Wissenschaft. Damals lernte er vermutlich, wie man aus „Exzellenzinitiative“ ein politisches Schlagwort macht, das nichts kostet und nichts löst. Kurz gesagt: Er kennt Berlin – und ging trotzdem freiwillig nach Hannover. Das allein ist ein politisches Qualitätsmerkmal.
Die Personalshow der SPD: Musical Chairs, aber ohne Musik
Die Berliner SPD hat das Personalkarussell wieder angeworfen, und wie immer ist es eine Mischung aus Casting-Show und Parteitags-Bingo. Franziska Giffey? Schon einmal auf der Bühne, aber durch zu viele Stolperer eher „Deutschland sucht den Abgang“. Raed Saleh? Fraktionsvorsitzender, aber charismatisch wie eine Bedienungsanleitung für Druckerpatronen. Bleibt also Krach – der Mann, der keine Flügelkämpfe verloren hat, weil er in Hannover saß.
Dass Krach jetzt zurückkehrt, wirkt ein bisschen, als hätte man den Ex-Mitbewohner angerufen: „Hey, du kennst die Bude doch noch, magst du wieder einziehen? Ist zwar alles kaputter als damals, aber hey – Familie bleibt Familie.“
Die SPD und ihr Rückeroberungs-Fetisch
Offiziell geht es um die „Rückeroberung des Rathauses“. Das klingt episch, nach Heldenliedern und Rotbanner über dem Roten Rathaus. In Wirklichkeit heißt es: Man war früher mal Erste, ist jetzt Zweite und darf künftig vielleicht wieder Erster werden, wenn die CDU stolpert. Die SPD verkauft das wie eine Renaissance – dabei wirkt es eher wie der Versuch, den alten Mietvertrag neu zu unterschreiben.
Was sagt Krach?
Gar nichts. Noch nicht. Der Mann ist so still, dass man fast glaubt, Schweigen sei bereits der Wahlkampfslogan. Und die SPD-Chefs Hikel und Böcker-Giannini? Die reden auch nicht, sondern kündigen an, dass sie irgendwann mal etwas sagen. Es ist ein Kommunikationsstil, der gut zum Zustand der Partei passt: Die einzige Partei, die aus Schweigen ein Soundlogo machen könnte.
Die SPD schickt also einen Kandidaten ins Rennen, der Berlin kennt, aber rechtzeitig geflohen war. Einer, der zwischen Hannover und Berlin pendelt wie ein Fernzug, der in Spandau endet. Die „Rückeroberung“ wird schwer – nicht wegen Krach, sondern weil die SPD immer noch glaubt, dass Personalentscheidungen wichtiger sind als Inhalte. Aber immerhin: Mit Krach im Wahlkampf hat die SPD endlich das, was ihr jahrelang fehlte – nominell zumindest wieder Lärm.