Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Politik

Pension Impossible – Der deutsche Beamtenstaat zwischen goldener Rente und rostigem Realitätsabgleich

Autor
Pension Impossible – Der deutsche Beamtenstaat zwischen goldener Rente und rostigem Realitätsabgleich

Berlin, Zwischenakt in der ewigen Verwaltungstragödie –

Ein Drittel der 5,3 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst ist verbeamtet – das sind also über 1,7 Millionen Menschen, die nicht nur unkündbar sind, sondern auch in den Sonnenuntergang pensioniert werden, als wären sie Clint Eastwood im Ruhestandswestern.

Doch jetzt meldet sich der Bund der Steuerzahler zu Wort. Und der hat schlechte Laune. Reiner Holznagel, der Präsident der „Lobby für alle, die kein Büro im Rathaus haben“, sagt:

„Die XXL-Beamtenverhältnisse belasten die öffentlichen Haushalte enorm.“ Was klingt wie ein Werbeslogan für ein XXL-Menü bei McDonald's, ist in Wirklichkeit eine Kampfansage an das große deutsche Tabu: „Der Staat muss sparen – und zwar bei denen, die morgens als Erste den Locher bedienen und als Letzte die Kaffeemaschine ausmachen.“

Beamtenstatus: Ein Relikt aus dem deutschen Märchenwald

Der Beamtenstatus, einst erfunden, um das loyale Staatswesen zu sichern, ist inzwischen ein System geworden, das sich selbst verwaltet, befördert und belohnt. Man stelle sich einen Hamster vor, der nicht mehr im Rad läuft, sondern darin sitzt, Eierlikör trinkt und eine Besoldungsstufe aufsteigt.

Beamte zahlen nicht in die Rentenversicherung ein, genießen unbegrenzten Kündigungsschutz, und bekommen am Ende eine Pension, die jeden Durchschnittsrentner zu Tränen rührt – vor Wut.

Der Steuerzahler guckt zu. Und zahlt. Und guckt weiter zu.

Carsten „Schluss jetzt“ Linnemann tritt aus dem Schatten

Auch CDU-General-Sinneswandel Carsten Linnemann meldet sich zu Wort. Beim Tag des Handwerks (wo immerhin Leute arbeiten, die wirklich einen Hammer halten dürfen), forderte er:

„Wir sollten nur dort verbeamten, wo es wirklich hoheitliche Aufgaben gibt. Polizisten, Richter, Staatsanwälte, Finanzbeamte. Aber dann ist irgendwann gut.“

Ein Satz, der so revolutionär ist, dass er in den Ministerien vermutlich als subversive Betriebsstörung gilt.

Denn bislang galt das Prinzip: "Verbeamtet wird, wer eine Dienstmarke, ein Clipboard oder besonders ordentlich beschriftete Aktenordner besitzt." Ob man nun Gesetzesverstöße verfolgt oder ausschließlich Urlaubsanträge bearbeitet – Hauptsache, es gibt ein Beihilfeformular.

Die XXL-Verhältnisse – eine satirische Inventur

Was genau ist eigentlich ein „XXL-Beamtenverhältnis“? Ein paar Vermutungen:

  • Bauchumfang des Pensionsanspruchs: größer als der Bruttojahresverdienst eines Steuerzahlers.
  • Laufzeit des Beschäftigungsverhältnisses: ab Geburt bis zu einem Herzschlag nach dem dritten Betriebsausflug.
  • Effizienz: mit einem Seitenhieb auf das Faxgerät gemessen – der treueste Begleiter im Amtszimmer.

Und während Deutschland über moderne Verwaltung, digitale Transformation und agiles Arbeiten spricht, sitzt der Beamte derweil im 13. Stock einer Kreisverwaltung und fragt sich, ob er heute wirklich ALLE Mails ausdrucken soll.

Beamtenpension – das Goldene Ticket der Republik

Die Pension ist der Jackpot, die Belohnung für jahrzehntelanges Dabeisein. Nicht Dasein. Dabeisein.

Denn: Der Staat zahlt. Immer. Ohne Einzahlung, ohne Rücklagen, aber mit Herzblut – des Steuerzahlers.

Während normale Arbeitnehmer auf der App der Rentenkasse schmerzlich beobachten, wie ihr Rentenniveau langsam unterhalb der U-Bahn absinkt, kann der Beamte in Ruhe planen: Kreuzfahrt, Eigentumswohnung, Chorkreis, Thermenkarte.

Reform? Ja bitte, aber nicht heute.

Holznagel will jetzt Schluss machen mit dem Wahnsinn. Keine Verbeamtung mehr in Ministerien. Keine in der Kämmerei, beim Ordnungsamt oder im Bürgerbüro. Höchstens noch für Leute mit Waffe, Robe oder Steuerbescheid. Die Vision: Beamte, die wirklich staatliche Macht ausüben – nicht nur den Zugang zu Word-Vorlagen verwalten.

Doch diese Forderung trifft in Deutschland auf ein ausgeprägtes Beharrungsvermögen. Denn Verwaltung ist hier keine Dienstleistung – sondern ein kulturelles Ritual.

Reformen? Ja, vielleicht. Aber erst, wenn der Dienstweg geprüft, genehmigt, abgezeichnet, archiviert, anonymisiert, digitalisiert, dann ausgedruckt, dann wieder eingescannt wurde. Also: 2047, frühestens.

Deutschland liebt seine Beamten. So sehr, dass es sie niemals gehen lässt – nicht in die Rentenkasse, nicht in die Unsicherheit, nicht in die Realität. Und so sitzt der Steuerzahler weiter da, schaut auf den wachsenden Berg aus Pensionsversprechen und fragt sich:

„Wäre ich doch damals Sachbearbeiter in der Kreisstelle für Verwaltungsablageoptimierung geworden…“

Aber hey – dafür darf er wenigstens noch zwei Jahre länger arbeiten. Für die Pension des Herrn Oberregierungsoberrats a.D.

Und damit ist wieder allen gedient.