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US-Open: Die Mütze, der Beton und der größte Doppelfehler der Tennishistorie
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Tennis lebt von Eleganz: weiße Linien, perfekte Aufschläge, Applaus im richtigen Moment. Doch manchmal reicht ein banaler Gegenstand – eine Mütze! – um das edle Ritual in eine Boulevardposse zu verwandeln. Willkommen beim jüngsten Skandal der US-Open: Ein polnischer Geschäftsmann griff blitzschnell nach einer Kappe, die eigentlich für einen kleinen Fan bestimmt war. Aus einem Souvenir für ein Kind wurde der virale Aufreger der Woche.
Der Griff des Grauens
Kamil Majchrzak, polnischer Tennisspieler, tat das, was Sportler gerne machen: Er verschenkte eine Kappe an einen jungen Fan. Ein rührender Moment, fast ein Disney-Moment. Wäre da nicht Piotr Szczerek gewesen, polnischer Betonmagnat, der offenbar dachte: „Souvenirs zuerst für Leute mit Pflastersteinimperium, Kinder können warten.“
Mit der Geschwindigkeit eines Aufschlags von Novak Djokovic schnappte er zu – und riss dem Jungen den Traum von der Nase. Für einen kurzen Augenblick war die Welt Kopf: Der Tennisball lag brav auf dem Court, aber die Moral rollte ins Aus.
Wenn Beton Reputation frisst
Nun, Szczerek ist kein Unbekannter. Er ist Chef einer Firma, die Pflastersteine und Betonfertigteile verkauft. In Polen ein Marktführer, in Europa bis Sonntagabend ein Niemand. Doch seit dem Kappenklau ist er ein Synonym für schlechtes Timing, schlechte PR und noch schlechtere Menschenkenntnis.
Das Internet? Reagierte, wie das Internet eben reagiert: mit einer Flut an Empörung. Trustpilot musste die Kommentarfunktion deaktivieren, weil plötzlich nicht mehr Pflastersteine, sondern die Ethik-Betonmischung des Chefs bewertet wurde. Auf einem polnischen Jobportal sammelten sich 14.000 Ein-Stern-Bewertungen. Menschen schrieben Dinge wie: „Steine sind stabil, aber dieser Chef bricht schneller als ein Tennisracket nach dem Matchball.“
Die Entschuldigung: Beton weint nicht, aber postet
Was tun, wenn man Millionen negative Klicks kassiert? Man schreibt einen Instagram-Post. Szczerek erklärte, er habe geglaubt, die Kappe sei für ihn bestimmt – eigentlich für seine beiden Söhne. Ein rührender Vater also, der in Wahrheit nur seine Kinder beschenken wollte! Leider wirkte diese Erklärung ungefähr so glaubwürdig wie die Aussage eines Bankräubers: „Ich wollte nur das Kleingeld wechseln.“
Er gab immerhin zu: „Heute weiß ich, dass es aussah, als hätte ich einem Kind absichtlich ein Souvenir weggenommen.“ – Aussah? Lieber Piotr, das war genau das. Die Kamera war gnadenlos, die Fans noch mehr.
PR-Rettung im Betonmischer
Um den Schaden zu begrenzen, listete Szczerek sein soziales Engagement auf: Kinderförderung, Jugendsport, vermutlich auch Pflastersteine für Waisenheime. Kurz: „Ich bin eigentlich ein Held, nur meine Hand hat kurz eigenmächtig gehandelt.“ Man könnte meinen, er wolle seine Reputation betonieren, aber der Zement war schon längst klumpig.
Er versprach, sich künftig noch stärker in Initiativen gegen Hass, Gewalt und – man ahnt es – Mützenklau einzusetzen. Vielleicht gründet er bald eine Stiftung: „Caps for Kids“ – nie wieder ein Kind ohne Kopfbedeckung.
Doppel-Mütze als Schadensbegrenzung
Das Opfer, ein kleiner Fan mit großen Augen, ging am Ende nicht leer aus. Erst gab’s eine Ersatzmütze von Majchrzak, später schickte der Unternehmer die geklaute Kappe hinterher. Voilà: zwei Mützen statt einer. Fast schon ein „Happy End“, nur eben mit der Moral einer Reality-Show: Wer klaut, muss doppelt liefern.
Ein Lehrstück in Mikro-Skandalen
Ein kleiner Griff nach einer Kappe hat die Karriere eines Betonbarons ins Wanken gebracht. Ausgerechnet ein Mann, der sein Geld mit etwas macht, das jahrzehntelang hält, zerstört seinen Ruf in Sekunden.
Der Vorfall zeigt: In Zeiten sozialer Medien reicht ein Reflex, um vom Sponsorenhelden zum Internet-Bösewicht zu werden. Was früher ein peinlicher Moment auf der Tribüne geblieben wäre, wird heute zum globalen Shitstorm.
Und so bleibt die Pointe: Der Junge hat jetzt zwei Mützen, Majchrzak ein goldenes PR-Image – und Piotr Szczerek? Nun, der hat gelernt, dass Beton vielleicht ewig hält, aber Reputation nicht mal ein Aufschlag lang.