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Energiepolitischer Rückwärts-Salto mit Atom-Hüpfer – Schweden entdeckt das Mini-Reaktor-Yoga
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Stockholm – In einem Land, das einst mit vorbildlicher Umweltpolitik glänzte, knallt nun wieder der Reaktorpopcorn. Nach einem halben Jahrhundert Anti-Atom-Achtsamkeit hat Schweden beschlossen, den Atomausstieg von 1980 aus der Mottenkiste zu holen – allerdings nicht, um ihn zu feiern, sondern um ihn auf einem Hochspannungsmast zu grillen. Ministerpräsident Ulf Kristersson verkündete mit einer Mischung aus Stolz, Nostalgie und leise summender Geigerzähler-Melancholie: „Zum ersten Mal seit 50 Jahren werden in Schweden neue Kernkraftwerke gebaut.“ Die politische Botschaft dahinter: Tjernobyl war gestern, heute gibt’s SMR!
Denn SMR – das steht nicht etwa für Svenska Med Röta („Schwedisch mit Pech“), sondern für Small Modular Reactor. Diese neuartige Technik ist so klein, dass man sie fast schon im IKEA-Regal zwischen Billy und dem Fryst-stabilen Waffeleisen verstauen könnte. Perfekt für eine Generation, die Reaktorsicherheit mit dem Aufbau eines Pax-Kleiderschranks vergleicht: etwas kompliziert, aber am Ende steht’s irgendwie.
Von der Volksabstimmung zum Volksreaktor
1980 stimmten die Schweden mehrheitlich gegen die Atomkraft. Doch keine Sorge – das Referendum war unverbindlich. Eine demokratische Tradition, die man nur mit skandinavischer Gelassenheit deuten kann: „Wir hören euch, liebe Bürger – aber nicht so genau, dass wir uns daran halten müssten.“ 40 Jahre später kommt nun der Retro-Reaktor-Charme im Taschenformat: SMRs sollen bei Ringhals aus dem Boden sprießen wie Frühlingsblumen nach einem nuklear gewärmten Winter.
Die geplante Leistung: 1500 Megawatt – das entspricht der Energie, die man braucht, um einen ganzen Landstrich gleichzeitig zu beleuchten und alle Bürger beruhigend zu massieren, während man ihnen erklärt, dass Mini-Reaktoren genauso sicher sind wie das schwedische Sozialsystem. Nur mit mehr Beton drumherum.
Vattenfall: Von Öko zu „Öko-nomisch sinnvoll“
Der Staatskonzern Vattenfall, früher ein Leuchtturm der grünen Wende, nun ein stimmungsvoll flackerndes Kernkraft-Windlicht, hat die Entscheidung für die SMR mit einer wahren Meisterleistung an PR-Nukleonik begründet: Man habe sich gegen klassische Reaktoren entschieden – weil kleine besser in die Landschaft passen. Und in den Haushalt.
Die Verhandlungen mit Rolls-Royce (ja, die mit den Flugzeugmotoren) und GE Vernova (nicht zu verwechseln mit Greenpeace) laufen. Noch ist unklar, wer den Bau übernimmt, wie viel es kostet oder ob SMRs überhaupt zuverlässig funktionieren. Doch Anna Borg, Vattenfall-Chefin und diplomierte Kostenoptimistin, hat klargestellt: „Die Kosten sind noch Verhandlungssache.“ Was übersetzt so viel heißt wie: Wenn’s schiefgeht, zahlen’s eh die Steuerzahler. Nur in kleinerem Maßstab.
Atomkraft? Ja bitte – aber in klein und hübsch
Mit SMRs beweist Schweden einmal mehr seine Fähigkeit, globale Trends in IKEA-taugliche Lösungen zu gießen: Weniger ist mehr, auch beim Atomrisiko. Es ist, als hätte man den Reaktor aus „Die Simpsons“ geschrumpft und ihm eine stilvolle Betonverkleidung in skandinavischem Design verpasst. Bald im Sortiment: KärnKraft Mini – die emissionsfreie Wärmequelle für lange Winterabende.
Fazit: Schweden wagt die Atom-Revolution 2.0. Diesmal modular, klein, flexibel – und garantiert mit der beruhigenden Gewissheit, dass alles sicher ist. Zumindest bis jemand das Kleingedruckte liest.
Nächste Folge in der Energie-Saga: „Dänemark rüstet auf – Windräder mit Atomantrieb?“