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Wenn der A380 zum Bumerang wird: Frankfurt–Frankfurt mit Asien-Umweg
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Manchmal schreibt die Luftfahrt Geschichten, die wirken wie eine Realsatire aus der Feder von Loriot. 400 Passagiere, ein A380 von Singapore Airlines, Ziel Singapur. Doch anstatt tropischer Skyline, Chili-Crab und hawker food hieß es nach fast neun Stunden Flugzeit: Willkommen zurück in Frankfurt! Ja, genau da, wo man gestartet war. Nur erschöpfter, hungriger und mit einem Stundenkonto, das jedem Langstreckenpendler Tränen in die Augen treibt.
Der teuerste Rundflug der Welt
Was war passiert? Über dem Kaspischen Meer meldete sich ein technischer Defekt. Keine Panik, kein Rauch aus den Triebwerken, sondern ein nüchternes „Wir müssen leider umkehren“. Statt in Baku, Istanbul oder Doha den Vogel zu parken, entschied man sich für die königlichste aller Optionen: zurück nach Frankfurt, bitte.
Nach 8 Stunden und 55 Minuten rollte der Superjumbo wieder an das Gate, von dem er gestartet war. Der Flug war damit offiziell ein teurer Rundflug mit Bordverpflegung und halber Weltkarte als Bonus. Frankfurt–Frankfurt über Aserbaidschan: so etwas schafft nicht einmal Ryanair mit Absicht.
40 Stunden bis zum Ziel: die XXL-Reise
Einige Passagiere gaben später an, dass sie insgesamt 40 Stunden unterwegs waren, bis sie endlich in Singapur ankamen. Normalerweise: 12 Stunden. In diesem Fall: drei Arbeitswochen im Miniaturformat.
Eine Passagierin schilderte ihre Odyssee in der Bild: „Es war furchtbar.“ Und das ist noch die diplomatischste Bewertung seit der Titanic-Presseschau: „Es gab ein paar Unregelmäßigkeiten auf der Jungfernfahrt.“
Man stelle sich vor: Während andere schon mit einem Cocktail am Marina Bay Sands Pool lagen, standen die Umkehr-Fluggäste wieder im Duty-Free von Frankfurt – und das nach fast 18 Stunden Reise. Da hilft selbst der 30%-Rabatt auf Toblerone nicht mehr.
Rätselraten um den Umweg
Warum nicht in einen nähergelegenen Airport ausweichen? Die Airline schweigt. War Dubai zu weit links, Baku zu unbequem oder Wien zu banal? Stattdessen drehte der A380 wie ein störrisches Pferd einfach wieder um. Für die Passagiere ein Erlebnis zwischen Kafka und „Verstehen Sie Spaß?“.
Man könnte meinen, der Pilot habe beim Navigationssystem auf „Rückwärtsgang“ gedrückt. Oder vielleicht wollte die Crew einfach mal testen, ob der A380 auch als XXL-Bumerang taugt.
Der Superjumbo – ein bisschen zu super
Der A380 ist das Flaggschiff der Luftfahrt: Doppeldecker, Hightech, Luxus pur. Aber diesmal mutierte er zum größten fliegenden Aprilscherz der Welt. Statt Asien zu erreichen, lieferte er eine fliegende Stadtführung über Osteuropa – ohne Landung, ohne Sehenswürdigkeiten, aber mit Jetlag deluxe.
Nach der Rückkehr inspizierten Experten den Vogel, gaben ihn wieder frei, und die Maschine flog später über München nach Singapur. Man könnte fast glauben: Der A380 brauchte ein Zwischenstopp-Spa im weiß-blauen Bayern, bevor er den Rest der Strecke schaffte.
Marketingchance verpasst
Singapore Airlines hätte das Desaster auch kreativ verkaufen können: • „Der neue Frankfurt-Rundflug: Asien-Feeling ohne Jetlag.“ • „Doppelte Flugzeit zum halben Zielpreis.“ • „Wir bringen Sie dorthin, wo Sie schon immer waren.“
Stattdessen gab’s Standard-PR: „Technischer Defekt, Sicherheit geht vor.“ Klar, aber für die Passagiere bleibt’s die absurdeste Sicherheitsmaßnahme seit der Flüssigkeitsregel im Handgepäck.
Wenn Fernweh Fernbleiben bedeutet
Am Ende ist alles gut gegangen – niemand verletzt, Flugzeug heil, Airline existiert noch. Aber für die 400 Passagiere bleibt die Erinnerung: Ein Ticket nach Singapur kann auch ein Ticket nach Nirgendwo sein.
Der eigentliche Lerneffekt: Wer in Frankfurt einsteigt, sollte immer auch Frankfurt als Endziel einkalkulieren – nur mit ein paar zusätzlichen Bonusstunden über Aserbaidschan.
Frankfurt könnte das Ganze touristisch ausschlachten: „Erleben Sie die längste Kurzstrecke der Welt! Einmal Asien schnuppern und pünktlich zum Handkäs mit Musik wieder zurück am Main.“