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Donald Trump und der Gipfel, der niemals kam – Wenn Weltpolitik wie ein abgebrochener Tinder-Chat endet

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Donald Trump und der Gipfel, der niemals kam – Wenn Weltpolitik wie ein abgebrochener Tinder-Chat endet

Wenn Donald zum Date bittet – und Wladimir „Seen“ drunter schreibt

Es sollte der große Wurf werden. Der Deal des Jahrhunderts. Der Moment, in dem Donald Trump – selbsternannter Weltverhandler, Friedensbringer und Teilzeit-Golfgott – die Geschichte wieder geradebiegt. Ein Gipfeltreffen mit Wladimir Putin, dem ewigen Schachspieler der Geopolitik, war angekündigt. Ort: Budapest. Motto: Make Diplomacy Great Again.

Doch wie bei so vielen Trumpschen Plänen – vom Mauerbau bis zur Wahrheit – blieb es bei der Ankündigung.

Nur eine Woche später winkte Trump ab: „Ich will kein vergebliches Treffen. Ich verschwende keine Zeit.“

Ein Satz, der erstaunlich ehrlich ist für jemanden, der täglich Stunden auf „Truth Social“ damit verbringt, sich selbst zu zitieren.

Putin wiederum reagierte gelassen – so gelassen, dass man meinen könnte, er habe die ganze Zeit gewusst, dass Trump ohnehin nicht kommt. Vielleicht hat er schon beim Lesen der Einladung gedacht: „Budapest? Der Typ weiß doch nicht mal, dass das nicht in Florida liegt.“

Diplomatie à la Reality-TV

Trump, der Mann, der politische Krisen behandelt wie Castingshows, hatte mal wieder ein Drehbuch in der Hand. Sein Plan war simpel:

  1. Treffen mit Putin.
  2. Friedensversprechen für die Kameras.
  3. Selfie mit Tauben.
  4. Nobelpreis, mindestens aber ein viraler Clip auf Fox News.

Doch irgendjemand – wahrscheinlich Putin – hatte das Skript umgeschrieben. Statt „Happy End“ hieß das neue Kapitel: „Kein Kommentar aus Moskau.“

Der Kreml ließ ausrichten, es gebe keinen festen Termin für ein Treffen. Übersetzt heißt das: „Wir sind gerade beschäftigt mit der Weltherrschaft, bitte keine Störungen.“

Das Weiße Haus wiederum teilte mit, es gebe „keine Pläne“ für ein Treffen – was ungefähr so verbindlich klingt wie Trumps Eheversprechen.

Zwischen Donbass und Donuts – die Kunst der politischen Priorität

Während an der Front in der Ukraine weiter geschossen wird, überlegt Trump, ob sich eine Flugreise nach Europa überhaupt lohnt.

„Ich will keinen vergeblichen Gipfel,“ sagt er.

Was vermutlich bedeutet: kein Golfplatz in der Nähe, keine Kamera, kein Buffet mit goldenen Tellern.

Er kündigt an, „in den nächsten zwei Tagen“ zu entscheiden, was passieren soll – also genau so, wie er einst seine Minister entließ: spontan, impulsiv, live vor laufender Kamera.

Doch die Lage bleibt kompliziert. Russland lehnt eine Waffenruhe ab. Und Trump? Fordert, dass die Ukraine „einfach mal etwas Land abgibt“.

Das klingt, als würde jemand bei Monopoly vorschlagen: „Gib mir die Schlossallee, dann sind wir quitt. Ach, und ich bin jetzt Bank.“

EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas kommentierte kühl:

„Es ist nicht der richtige Weg, Druck auf das Opfer auszuüben.“

Oder, weniger diplomatisch ausgedrückt: „Kann bitte jemand dem Mann das Mikrofon wegnehmen?“

Friedenspläne aus dem Bauchgefühl

Trump bleibt standhaft. Er könne den Ukraine-Krieg „in 24 Stunden beenden“. Wie genau, bleibt sein Geheimnis. Vermutlich ein Mix aus Drohungen, Deals und einem spontan erfundenen Golfturnier auf neutralem Boden.

Sein Argument: „Ich kenne beide sehr gut.“

Natürlich kennt er sie – auf seine Weise. Putin, weil er ihn für „smart“ hält. Selenskyj, weil er glaubt, der sei Komiker.

In Trumps Welt sind internationale Konflikte wie Streit in der „Real Housewives“-Show: Ein bisschen Drama, ein paar Beleidigungen, dann ein großes Wiedersehen mit Sekt und Händeschütteln.

NATO schickt den Babysitter

Während Trump seinen Terminplan sortiert (Reihenfolge: Fox News, Twitter-Ersatz, Dinner, Weltfrieden), schickt die NATO ihren neuen Generalsekretär Mark Rutte nach Washington.

Offiziell, um über „Unterstützung für die Ukraine“ zu sprechen. Inoffiziell, um sicherzustellen, dass Trump nicht versehentlich den Artikel-5-Bündnisfall gegen Kanada ausruft.

Rutte plant, „bis Mittwoch zu bleiben“ – was vermutlich der Zeit entspricht, die man braucht, um Trumps Aufmerksamkeitsspanne zu überbrücken.

Eine gemeinsame Pressekonferenz ist nicht geplant. Wahrscheinlich, weil man befürchtet, dass Trump live vorschlägt, Alaska an Russland zu verkaufen.

Wenn Größenwahn auf Gleichgültigkeit trifft

Trumps Absage an Putin zeigt vor allem eines: Er will den Frieden, aber nur, wenn er der Hauptdarsteller ist.

Ein Gipfel ohne Trump ist wie eine Hochzeit ohne Braut – oder in seinem Fall: ohne Kamerateam.

Dass Russland derweil weiterhin bombt, die Ukraine um ihr Überleben kämpft und Europa diplomatisch jongliert, spielt für ihn nur eine Nebenrolle. Denn in Trumps Welt ist Politik kein Schachbrett – sondern ein Spiegel. Und er sieht darin nur sich selbst.

Sein „Kein Treffen“-Moment ist also kein Rückzug, sondern ein dramaturgischer Trick: Man kann keinen Fehler machen, wenn man gar nichts tut – oder, wie Trump sagen würde: „Toller Move. Viele Leute sagen, das war der beste Nicht-Gipfel aller Zeiten.“

Das letzte Wort – natürlich von Trump selbst

Zum Abschluss erklärte der Präsident auf „Truth Social“ sinngemäß:

„Putin wollte mich treffen, aber ich bin sehr beschäftigt mit der Rettung Amerikas. Außerdem sind meine Golfclubs sicherer als Europa.“

Die Welt lacht. Russland schweigt. Europa seufzt.

Und irgendwo in Florida, zwischen Palmen, Pressesprechern und patriotischen Pappbechern, übt Donald Trump schon den Satz für sein nächstes Friedensangebot:

„Ich beende den Krieg in 24 Stunden. Oder Geld zurück.“

Die Welt wartet auf Staatsmänner – und bekommt stattdessen einen Reality-Star, der Verhandlungen wie TV-Pitches behandelt. Putin spielt Schach, Selenskyj kämpft ums Überleben – und Trump steht daneben, den König in der Hand, und ruft:

„Ich gewinne immer. Auch, wenn ich gar nicht mitspiele.“

Kurzum: Die Weltpolitik ist kein Drama mehr. Sie ist eine Sitcom – und Donald Trump ist der unbezahlbare Running Gag.