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Stars, Stripes und Spendenquittung – Wie das Pentagon jetzt Crowdfunding betreibt
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- tmueller
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Amerika ist das Land, in dem alles möglich ist. Vom Privatjet für Haustiere bis zum privaten Krieg – hier hat Geld nicht nur Flügel, sondern inzwischen auch Tarnfarbe. Doch dass das US-Verteidigungsministerium, besser bekannt als Pentagon, neuerdings Spenden annimmt wie ein Tierschutzverein auf Instagram, das ist selbst für amerikanische Verhältnisse eine Steigerung.
Wenn der Krieg zum Charity-Event wird
Wegen der anhaltenden Haushaltssperre – dem sogenannten „Shutdown“ – herrscht in Washington wieder mal politische Schockstarre. Demokraten und Republikaner stehen sich gegenüber wie zwei rivalisierende Football-Teams, die den Ball lieber vergraben, als ihn weiterzuspielen. Derweil warten Hunderttausende Beamte auf ihren Lohn, und auch das Militär steht da – mit leerem Soldtopf und vollen Magazinen.
Doch Rettung naht – nicht etwa aus dem Kongress, sondern aus der anonymen Welt der Superreichen. Jemand, der laut Präsident Trump ein „Freund“ ist, hat einfach mal 130 Millionen Dollar an das Pentagon überwiesen. Anonym. Kein Name, kein Verwendungszweck, kein „Memo: Für Freiheit und Demokratie“. Nur der stille Duft von Patriotismus – und möglicherweise ein leichter Hauch von Steuervermeidung.
Das Pentagon bestätigte die Spende und erklärte trocken, man sei „befugt, solche Mittel anzunehmen“. Natürlich! In einem Land, in dem Waffenbesitz ein Grundrecht ist, warum sollte dann nicht auch Kriegssponsoring eins sein?
„Sponsor a Soldier“ – das neue Abo-Modell für Patriotismus
Man stelle sich vor: Künftig könnte jeder Amerikaner einen eigenen Soldaten adoptieren. Für nur 99,99 Dollar im Monat erhält man regelmäßig Fotos von seinem „Helden“, dazu Updates per E-Mail:
„Private Bob hat heute erfolgreich einen Jeep betankt – dank Ihrer Unterstützung!“
Dazu vielleicht noch ein hübsches Zertifikat für den Kühlschrank: „Ich unterstütze den Frieden – mit monatlichen Raten!“
Die ersten Marketingideen liegen sicher schon bereit: • „FreedomCoin – investiere in die Verteidigung deiner Werte (und unserer Ölinteressen)“ • „Donate for Democracy – je mehr du gibst, desto sicherer dein WLAN!“ • „Kriege mit Herz – powered by PayPal.“
Patriotismus oder PayPalismus?
Der US-Präsident, wie immer bescheiden, erzählte stolz, der Spender sei ein „Patriot“. Und in Trumps Welt ist das wahrscheinlich jemand, der eine Milliarde verdient, aber gerne mal mit 130 Millionen das Gefühl hat, das Vaterland zu retten – ohne es mit lästigen Steuern zu belästigen.
Natürlich ist das Ganze ein bisschen „ungewöhnlich“. Sogar das Pentagon gibt zu, dass private Spenden an die Armee bislang nicht zum Alltag gehörten. Aber hey – was früher illegal war, heißt heute innovativ.
Kritiker warnen indes: Wenn Soldaten bald von privaten Großspendern finanziert werden, könnten die Einsätze in Zukunft nicht mehr nach geopolitischem, sondern nach marktwirtschaftlichem Interesse entschieden werden. Der nächste Krieg also vielleicht gegen ein Land, das zufällig in Konkurrenz zu einem Ölkonzern steht – oder einfach gegen jemanden, der den Spender mal bei Twitter beleidigt hat.
Demokratie im Spendenmodus
Inzwischen hat der „Shutdown“ die USA seit über drei Wochen fest im Griff. Ministerien stehen still, Behörden sparen Strom, und sogar der Präsident scheint den Regierungssitz nur noch in Teilzeit zu nutzen. Währenddessen überlegt die Bundesregierung in Berlin, ob sie für die 12.000 in Deutschland stationierten US-Zivilbeschäftigten notfalls einspringt – also bezahlt, was die USA gerade nicht mehr schaffen. Ein Rollentausch, wie man ihn sonst nur in Therapiesitzungen erlebt: Der Partner mit der stabileren Beziehung (Deutschland) hilft dem mit dem Kontrollverlust (USA).
So entsteht ein neues globales Geschäftsmodell: Amerika kämpft für die Freiheit – auf Spendenbasis, Deutschland bezahlt fürs Ordnung halten, und China schaut gelangweilt zu und verkauft die Kameras, mit denen das alles dokumentiert wird.
Die Krönung der Absurdität
Man muss sich nur den Satz des Pentagon-Sprechers auf der Zunge zergehen lassen: „Wir haben eine Spende angenommen, um unsere Soldaten zu bezahlen.“ Das ist ungefähr so, als würde ein Feuerwehrmann auf GoFundMe schreiben: „Ich brauche Diesel für das Löschfahrzeug – sonst brennt’s halt länger.“
Die Supermacht, die einst den Mond eroberte, wird jetzt durch Almosen am Laufen gehalten. Vielleicht ist das der Beginn einer neuen Ära: Crowdfunding for Combat. Die Zukunft des Krieges ist nicht mehr die Drohne, sondern der Spendenlink.
Und wer weiß: Vielleicht kann man bald wählen, wohin das Geld fließt – Afghanistan, Pazifik oder einfach „Allgemeine Auslandsinterventionen“. Hauptsache, das Herz bleibt rot-weiß-blau – und die Kreditkarte glüht.