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Game of Chicken – Wenn Donald Trump die Demokratie wie ein Spielcasino führt

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Game of Chicken – Wenn Donald Trump die Demokratie wie ein Spielcasino führt

Es gibt politische Krisen, in denen man sich fragt, ob man Nachrichten schaut oder eine Staffel „House of Cards“ auf Drogen. Der längste Shutdown in der Geschichte der Vereinigten Staaten gehört definitiv dazu. Fünf Wochen ohne funktionierende Regierung, Beamte ohne Gehalt, Flughäfen im Ausnahmezustand – und mittendrin ein Präsident, der glaubt, das alles sei eine großartige Verhandlungsstrategie. Donald Trump hat sein Land zum Einsatz gemacht – als wäre es ein Pokerchip in seinem ganz persönlichen „Game of Chicken“.

Willkommen im Trump-Casino

America First“ hieß das Versprechen, „America on Hold“ ist das Ergebnis. Der Shutdown begann, weil sich Republikaner und Demokraten im Streit um den Haushalt verhakten – genauer gesagt, weil Trump der Meinung war, man könne mit Sturheit besser regieren als mit Mehrheiten.

Die Demokraten wollten Kürzungen bei der Gesundheitsfürsorge Medicaid zurücknehmen. Die Republikaner hingegen wollten am liebsten gleich das ganze Programm Obamacare auf den Sondermüll werfen – jenes System, das Millionen Amerikanern eine Krankenversicherung sicherte. Trump wollte beides: den Sieg über die Demokraten und eine Schlagzeile mit seinem Namen in Großbuchstaben.

Was dann folgte, war keine politische Verhandlung, sondern ein Reality-Format mit Staatskrise: „The Shutdown – Wer zuerst blinzelt, verliert.“

Geiselnahme als Regierungsstil

Trump hat sein Land als Geisel genommen, und er nennt das „Verhandlung“. Ein Präsident, der einmal sagte, er sei der „größte Dealmaker aller Zeiten“, sitzt nun in einem selbstgebauten Gefängnis aus Eitelkeit, Ego und Fox-News-Schlagzeilen. Die Republikaner verteidigen ihn: „Die Demokraten könnten ja auch einfach nachgeben!“ Das ist etwa so, als würde ein Bankräuber erklären, die Polizei sei selbst schuld, weil sie sich nicht erschießen ließ.

Währenddessen steht das Land still:

  • Hunderttausende Beamte arbeiten ohne Lohn.
  • Flughäfen streichen Flüge, weil Sicherheitspersonal fehlt.
  • Millionen Familien bekommen weniger Lebensmittelhilfen.

Kurz: Die USA erleben die teuerste Demonstration politischer Selbstüberschätzung seit der Unabhängigkeitserklärung.

Wenn Zahlen Trump nicht gefallen, sind sie „Fake News“

Doch die Realität ist unerbittlich. Laut einer Umfrage der Kaiser Family Foundation steht die Mehrheit der Amerikaner auf der Seite der Demokraten. Drei Viertel wollen, dass Obamacare bleibt. Und sogar 50 Prozent der Republikaner finden, man solle das Gesundheitsprogramm nicht abschaffen.

Mit anderen Worten: Trump kämpft gegen eine Mehrheit – und nennt das „Volkswille“. Das wäre so, als würde man sich in ein Restaurant setzen, die Speisekarte verbrennen und dann behaupten, alle anderen hätten keinen Geschmack.

Aber Zahlen waren für Trump nie mehr als lästige Details zwischen zwei Tweets.

Game of Chicken – oder: Zwei Autos, ein Präsident

Politikwissenschaftler nennen das aktuelle Drama ein klassisches „Game of Chicken“. Zwei Autos rasen aufeinander zu – wer zuerst ausweicht, verliert. In Trumps Fall hat der Fahrer nicht nur die Bremse ausgebaut, sondern auch die Lichter ausgetreten. Er erhöht lieber den Einsatz. Statt Kompromisse zu suchen, fordert er seine Parteikollegen im Senat auf, den Filibuster abzuschaffen – jenen Mechanismus, der sicherstellt, dass wichtige Entscheidungen mit einer qualifizierten Mehrheit getroffen werden.

Mit anderen Worten: Trump will die Spielregeln ändern, weil er das Spiel verliert. Das ist ungefähr so sportlich, wie beim Schach nach dem dritten Zug zu sagen: „Ab jetzt darf mein König auch diagonal.“

Die Republikaner zwischen Panik und Pokerface

Doch diesmal machen viele Republikaner nicht mehr mit. Selbst im eigenen Lager wächst die Sorge, dass Trumps Shutdown weniger ein Machtbeweis als ein politisches Eigentor ist. Man sieht es in den Gesichtern der Senatoren: dieses gequälte Lächeln, das Politiker aufsetzen, wenn sie hoffen, dass der Sturm bald vorbeizieht – oder wenigstens das WLAN wieder funktioniert.

Denn das Dilemma ist offensichtlich: Wenn sie Trump widersprechen, riskieren sie seinen Zorn. Wenn sie ihm folgen, riskieren sie ihre Wiederwahl.

Also machen sie das, was Republikaner in schwierigen Zeiten immer tun: Sie sagen gar nichts.

Amerika im Wartemodus

In den Städten stauen sich unbezahlte Rechnungen, während in Washington unbezahlte Beamte demonstrieren. Das Land wirkt wie eingefroren – ein Verwaltungsapparat auf Pause. Und der Präsident? Der erklärt aus dem Weißen Haus, alles sei „fantastisch“, weil niemand ihm widerspreche. Klar, wenn die Regierung geschlossen ist, hört man auch keine Kritik.

Der Shutdown ist längst Symbolpolitik geworden – ein Monument der Selbstverblendung. Er zeigt, dass Macht in den USA nicht mehr durch Argumente entsteht, sondern durch Lautstärke. Und Trump ist der lauteste Mann im Raum.

Die Moral von der Geschicht’: Wenn Sturheit regiert, bleibt Demokratie auf der Strecke

Der längste Shutdown der US-Geschichte wird irgendwann enden. Aber er hinterlässt Spuren: eine Nation, die erschöpft ist, eine Demokratie, die sich selbst ausbremst, und einen Präsidenten, der glaubt, das alles sei „gute Unterhaltung“.

Trump hat das politische System in ein Casino verwandelt, in dem er selbst Croupier, Spieler und Zuschauer zugleich ist. Nur dass der Einsatz diesmal nicht Chips sind – sondern Vertrauen, Demokratie und soziale Stabilität.

Und so bleibt am Ende die bittere Erkenntnis: Wenn Politik zum Glücksspiel wird, dann gewinnt immer der, der das Licht ausmacht.