- Veröffentlicht am
- • Politik
Kamala Reloaded – Wenn die Phönixfrau den Staub der Demokratie abklopft
- Autor
-
-
- Benutzer
- tmueller
- Beiträge dieses Autors
- Beiträge dieses Autors
-
Amerika liebt Comebacks. Ob Britney Spears, McRib oder der dritte Avatar-Film – alles, was einmal gescheitert ist, bekommt in den USA früher oder später eine zweite Chance. Und nun, Ladies and Gentlemen, tritt auch Kamala Harris wieder auf die Bühne. Die einstige Hoffnungsträgerin der Demokraten, inzwischen wahlverlierende Ex-Vizepräsidentin, überlegt ernsthaft, 2028 erneut ins Rennen ums Weiße Haus zu gehen. Das klingt nach Mut – oder nach einer besonders hartnäckigen Form von politischem Stockholm-Syndrom.
Denn ihre letzte Kandidatur war, gelinde gesagt, kein Triumphzug. 2024 verlor sie gegen Donald Trump, und zwar knapp, aber eben doch. Und knapp ist in der amerikanischen Politik wie fast schwanger: es zählt nicht. Trotzdem sitzt Harris jetzt vor den Trümmern der eigenen Karriere und murmelt trotzig: „I’m not done.“ Nicht fertig – im Sinne von: „Ich habe meine Memoiren noch nicht verkauft, meine Netflix-Doku steht aus, und irgendwer muss die Partei ja retten.“
Vom Shooting-Star zum Strohfeuer
Dabei war Kamala Harris einmal die leuchtende Zukunft der Demokraten. 2020 galt sie als das politische Äquivalent zu einem iPhone-Launch: modern, stylisch, divers, etwas überteuert – aber trotzdem wollte sie jeder haben. Sie war jung genug, um Hoffnung zu wecken, und alt genug, um nicht mit TikTok-Tänzen auffallen zu müssen. Eine eloquente Juristin mit klaren Werten und einem Lächeln, das man vermutlich patentieren könnte.
Doch die amerikanische Politik ist gnadenlos: Heute Superstar, morgen Fußnote. Ihr Aufstieg verlief wie ein Feuerwerk – hell, laut, spektakulär – und endete, wie alle Feuerwerke, in einer Rauchwolke, die unangenehm nach verbrannter Erde roch.
Als Vizepräsidentin von Joe Biden hatte sie dann die wohl undankbarste Rolle Washingtons: die ewige Beisitzerin. Immer dabei, nie gefragt. Laut ihrem Buch „107 Days“ – einer Mischung aus Tagebuch, Wahlkampfbericht und politischem Therapieversuch – erfuhr sie viele Entscheidungen ihres Chefs erst aus den Nachrichten. Manchmal, so schreibt sie, war sie sogar überrascht, dass sie überhaupt noch Vizepräsidentin war.
Biden, so klagen Insider, behandelte sie wie ein Ersatzakku: gut zu haben, falls der Strom mal ausgeht, aber bitte im Schrank lassen, solange’s läuft.
107 Tage Ruhm, Stress und Verlieren mit Stil
Nach Bidens Rückzug 2024 übernahm Harris die demokratische Kandidatur – quasi über Nacht. Der kürzeste Wahlkampf in der US-Geschichte, gerade einmal 107 Tage, um ein Land zu überzeugen, das lieber Realityshows schaut als Wahlprogramme liest. Es war wie ein Marathonlauf in High Heels – auf Glatteis – mit Fox News als Kommentatoren.
Und trotzdem: Sie schlug sich tapfer. Kein Skandal, kein peinlicher Ausraster, kein Ehemann mit Twitter-Wutanfall. Nur ein ehrlicher, sauberer, unspektakulärer Wahlkampf. Leider war genau das ihr größtes Problem. Während Trump schrie, tanzte, beleidigte und lügte, blieb Harris sachlich, korrekt und höflich – kurz: langweilig.
In einer Demokratie, in der „Reality-TV“ längst Staatsform ist, ist das tödlich. Die Amerikaner wollen keine Argumente, sie wollen Drama. Und Harris brachte eher PowerPoint als Popcorn.
So wurde aus der Kandidatin der Hoffnung die Kandidatin des höflichen Applauses – nett, aber nicht wählbar. Ihre Gegner nannten sie steif, ihre Anhänger nannten sie unterschätzt. Beides stimmte, und keiner wusste, was schlimmer war.
Der politische Phönix im Wüstenstaat
Nun also das Comeback: 2028. Harris sagt, sie schließe eine erneute Kandidatur nicht aus, „wenn die Umstände es verlangen“. Das ist Washingtonerisch für: „Wenn sonst keiner will, mach ich’s halt wieder.“
Und tatsächlich – die Alternativen bei den Demokraten sind rar. Die einen sind zu jung, um zu wissen, wer Al Gore ist. Die anderen zu alt, um sich daran zu erinnern, dass sie es sind. Harris bleibt damit die einzige, die jung genug wirkt, um in Talkshows aufzutreten, aber alt genug, um zu wissen, dass man E-Mails nicht in Großbuchstaben beantwortet.
Politisch steht sie auf verbrannter Erde – aber Amerika liebt eben genau das: Wiederaufbau. Wenn jemand in der Lage ist, aus Asche wieder etwas zu formen, dann eine kalifornische Demokratin mit rhetorischem Feingefühl und einem PR-Team, das „Neuanfang“ buchstabieren kann.
Zwischen Hoffnung und Hashtag
Das Problem ist nur: Harris’ Authentizität wurde ihr nie wirklich abgenommen. Ihr Lächeln wirkte oft wie aus einem Lehrbuch für Körpersprache, ihre Reden wie vom Diversity-Algorithmus geprüft, und ihre Spontaneität hatte die Energie eines geplanten Pressefotos.
Aber vielleicht ist das genau das, was die Demokraten jetzt brauchen: eine Kandidatin, die kein Genie, kein Lautsprecher und kein Selbstdarsteller ist – sondern einfach solide. In einer Welt, in der politische Stabilität als retro gilt, könnte Harris der neue Vintage-Trend werden.
Ihr Motto könnte lauten: „Nicht perfekt, aber wenigstens kein Trump.“ Und das, Hand aufs Herz, ist mittlerweile schon ein Wahlversprechen, das sich hören lässt.
Kamala 2.0 – Reloaded, Rebranded, Resilient
Ob Kamala Harris 2028 tatsächlich wieder antritt, bleibt offen. Doch allein, dass sie es in Erwägung zieht, sagt viel über den Zustand der US-Politik aus. Denn in einer Partei, in der selbst das Wort „Alternative“ Burnout hat, reicht manchmal schon Hartnäckigkeit als Qualifikation.
Harris könnte wieder scheitern – oder triumphieren. Beides ist möglich. Aber eines ist sicher: Sie wird es wieder mit einem Lächeln tun, das wahrscheinlich bereits urheberrechtlich geschützt ist.