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Donald Trumps verlorenes Insel-Paradies – oder: Wie ich lernte, Einladungen von Sexualstraftätern höflich abzulehnen
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Washington, D.C., Inselbewohner der Wahrheit – Ronald Tramp berichtet exklusiv
Es gibt Sätze, die man sich besser verkneift. Zum Beispiel: „Ich hatte nie das Privileg, auf der Insel von Jeffrey Epstein gewesen zu sein.“ Doch Donald J. Trump, der selbsternannte König der goldenen Sprüche und unbezahlter Werbebotschafter für das Konzept „Peinlichkeit“, hat ihn gesagt. In ein Mikrofon. Vor echten Journalisten. In voller Auflösung.
Eine Einladung wie aus dem Albtraumkatalog
Wie stellt man sich so eine Einladung vor? Eine weiße Karte mit Goldrand? Absender: „Jeffrey Epstein – Karibik, Pädos und Prosecco“. Empfangsbestätigung durch den Secret Service. Antwort von Donald Trump: „Leider nein. Ich bin an dem Tag bereits auf einer moralisch ebenso zweifelhaften Hochzeit eingeladen – meiner dritten.“ Das Ganze mit einem Glitzersiegel und „MAGA“-Stempel.
Die Wortwahl „Ich hatte nie das Privileg“ ist dabei nicht nur sprachlich bizarr – sie ist so unfassbar taktlos, dass selbst Rudy Giuliani beim Hören kurz die Haarfarbe wechselt. Denn über die Insel Little Saint James zu sprechen, als wäre sie das VIP-Zelt auf dem Coachella-Festival, ist ungefähr so geschmackvoll wie eine Gedenkminute für Harvey Weinstein bei den Oscars.
Epstein, Trump und das große Vergessen
Man erinnere sich: Donald Trump und Jeffrey Epstein waren einst das, was man in Boulevardkreisen als Bromance der Bronx bezeichnet. Fotos aus vergangenen Tagen zeigen sie lachend bei Partys, in Lounges und auf was auch immer Milliardäre damals für unschuldig hielten. „Er ist ein toller Typ“, sagte Trump damals. „Er liebt schöne Frauen. Einige davon sogar sehr jung.“ – Ein Satz, der heute eher klingt wie das Intro eines True-Crime-Podcasts.
Doch davon will der Ex-Präsident heute nichts mehr wissen. “Ich kannte ihn kaum. Ich war kaum auf seiner Insel. Eigentlich war ich überhaupt nicht da. Wahrscheinlich war ich auf einer anderen Insel. Vielleicht war es Long Island. Wer weiß das schon.“ – Die Realität ist für Donald Trump ein optionsbasiertes Menü: Alles ist wahr, solange es ihm nützt – und alles Fake News, sobald es gefährlich wird.
Epstein-Akten? Nichts für MAGA-Menschen
Im Wahlkampf 2016 versprach Trump, er werde sämtliche Epstein-Akten veröffentlichen – „sofort, wenn ich Präsident bin“. Nun war er vier Jahre Präsident, zwei Jahre Rentner, aktuell ein Reality-Show-Zombie mit Wahlkampfambitionen – und keine einzige Seite wurde veröffentlicht. Vermutlich, weil er noch auf eine Deluxe-Ausgabe mit Golddruck wartet.
Gerüchten zufolge taucht Trumps Name gleich mehrfach in den noch unter Verschluss gehaltenen Dokumenten auf. Ein Zufall? Ein Irrtum? Eine Hexenjagd? Oder einfach ein Ausdruck seiner omnipräsenten Lebensweise: Wenn irgendwo Reichtum, Dekadenz und moralischer Verfall zusammenkommen, dann hat Donald Trump irgendwo seine Initialen im Marmor kratzen lassen.
Schottland ruft – Der Fluchtgolfplatz mit Meerblick
Währenddessen flieht Trump vor der Affäre in das einzige sichere Territorium, das er kennt: seine eigenen Golfplätze. In Schottland, dem Land seiner mütterlichen Abstammung und fragwürdigen architektonischen Entscheidungen, weiht er einen neuen 36-Loch-Moralbunker ein – mit goldenen Buchstaben, Dudelsack und wahrscheinlich einem Fluchtweg nach Mar-a-Lago.
Dort, so Trump, wolle er „eine schnelle Runde spielen und dann zurückkehren, um Feuer auf der ganzen Welt zu löschen“. Feuer löschen. Eine seltsame Analogie für einen Mann, der politisch ständig mit Benzinkanistern wedelt. Aber gut, vielleicht meinte er metaphorische Feuer – oder brennende Dokumente.
Offshore-Windräder: Trumps wahre Gegner
Besonders tragikomisch: Die Aussicht vom Golfplatz auf eine Offshore-Windkraftanlage – Trumps erklärter Erzfeind, gleich nach CNN und der Realität. Windräder, so Trump, seien „hässliche Monster“, die „Vögel töten“ und „Krebs machen“. Kein Wunder also, dass sie direkt in Sichtweite seiner Millionen-Investition stehen. Ein Sinnbild für seine Amtszeit: viel Lärm, kaum Wirkung, schlechte Aussichten.
Einladung abgelehnt – Wahrheit auch
Donald Trump behauptet, er habe die Einladung zur Insel des Schreckens abgelehnt. Gut so. Aber wenn man sich seine Worte, Taten und Ausflüchte so ansieht, dann bleibt ein schaler Nachgeschmack: Vielleicht war er nie dort – aber seine Haltung ist es umso mehr.
Die USA stehen derweil vor der Frage: Wollen wir einen Mann, der von „Privileg“ spricht, wenn es um eine Stätte systematischen Missbrauchs geht, wirklich noch einmal ins Oval Office lassen? Oder schicken wir ihn auf eine andere Insel – eine ohne Kameras, ohne Mikrofone, aber mit reichlich Zeit zur Selbstreflexion?
Vielleicht nennt man sie „Guantanamo Golf Club“. Mit 18 Löchern. Und keiner Einladung.