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Republikaner in Schockstarre – Wenn Trumps rotes Imperium an einer blauen Welle ertrinkt

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Republikaner in Schockstarre – Wenn Trumps rotes Imperium an einer blauen Welle ertrinkt

Es war kein Erdbeben – es war ein politischer Tsunami, und die Republikaner stehen am Strand, noch immer mit der Trump-Flagge in der Hand und fragen sich, warum sie nass sind. Zwei Gouverneurswahlen verloren, ein linker Bürgermeister in New York, und die Basis fragt sich, ob „Make America Great Again“ jetzt vielleicht doch ein ironischer Witz war.

Ein Jahr nach dem Sieg des großen orangen Selbstvermarktungswunders Donald Trump sollte alles anders, besser und „great again“ werden. Doch nun stehen sie da – die Republikaner – wie ein schlecht programmierter Fahrstuhl: Die Richtungstaste „nach oben“ klemmt.

Virginia: Wenn Pragmatismus sexy wird

In Virginia hat sich mit Abigail Spanberger eine Demokratin zur Gouverneurin wählen lassen – und zwar mit der Unaufgeregtheit einer Person, die Politik tatsächlich ernst nimmt. Das allein war schon ein Affront gegen die politische Grundstimmung des Landes. Während ihr republikanischer Gegenkandidat mit den üblichen Schlagwörtern von „Freiheit“, „Patriotismus“ und „Gott hat Amerika zuerst erfunden“ hausieren ging, sprach Spanberger über Dinge wie… Wohnkosten. Ein Tabubruch sondergleichen.

Als sie in ihrer Siegesrede sagte: „Virginia hat Pragmatismus über Parteipolitik gestellt“, herrschte in den Republikanischen Parteizentralen kurz Stille – man war sich nicht sicher, ob „Pragmatismus“ ein neues Medikament oder eine marxistische Splittergruppe war.

Spanberger, die erste Frau im Gouverneursamt Virginias, kündigte an, Politik für alle Menschen machen zu wollen, nicht nur für die eigene Partei. Das war so neu, dass CNN sofort ein Spezial zur „unerklärlichen Anomalie im US-Parteienwesen“ sendete.

New Jersey: Die zweite Ohrfeige

Und als wäre das nicht genug, marschierte in New Jersey Mikie Sherrill triumphierend ins Gouverneursamt – eine weitere Demokratin. Die Republikaner reagierten mit der Routine eines Fußballclubs, der in der 89. Minute das 0:4 kassiert: Man sprach von „Einzelfällen“.

Sherrill setzte auf Themen wie Wirtschaft, Inflation, und Wohnungsnot – also auf Dinge, die Menschen tatsächlich betreffen. Das Konzept war so radikal, dass selbst Wähler, die Politik bisher für ein Reality-TV-Genre hielten, plötzlich aufmerksam wurden.

Laut Umfragen gaben 70 Prozent der demokratischen Wähler an, sie hätten ihr Kreuz bei Sherrill gemacht, „weil sie Trump nicht mehr hören können“. Das ist bemerkenswert, weil Trump sich in diesem Wahlkampf eigentlich gar nicht selbst zur Wahl stellte – aber offenbar reicht mittlerweile schon seine bloße Existenz, um Stimmen an die Demokraten zu verschenken.

New York: Der Schock mit Ansage

Und dann war da noch New York. Der Ort, an dem sich Donald Trump einst zum Immobilienkaiser krönte – jetzt regiert dort ein 34-jähriger linker Demokrat mit Namen Zohran Mamdani, Muslim, progressiv, jung, idealistisch – kurz gesagt: alles, was in Trumps Weltbild unter „nicht-amerikanisch“ fällt.

Für die Republikaner ist das wie ein religiöses Trauma. Mamdani spricht über soziale Gerechtigkeit, Mieterschutz und Klimaschutz. Und das in einer Stadt, in der man schon einen Orden bekommt, wenn man nur seinen Müll trennt.

Trump reagierte auf die drohende Wahl von Mamdani mit seiner bewährten Mischung aus Trotz und Drohung: Er kündigte an, Bundesmittel für New York zu streichen, sollte dieser „linke Radikale“ gewinnen. Das kam beim Wahlvolk so gut an, dass Mamdani kurz darauf haushoch gewann.

So funktioniert politische Gravitation: Je lauter Trump schreit, desto mehr Menschen laufen in die entgegengesetzte Richtung.

Republikaner: Die Selbsthilfegruppe sucht noch ihren Moderator

In Washington versuchten die Parteiführer, die Ergebnisse mit gewohnt kreativen Erklärungen zu relativieren. „Die Wähler waren desorientiert“, hieß es aus dem Trump-Lager. „Fake News“, rief ein anderer. Und ein besonders ehrlicher Abgeordneter soll sogar gemurmelt haben: „Vielleicht… vielleicht… liegt’s doch an uns?“ Er wurde sofort aus dem Sitzungssaal eskortiert – Verdacht auf Realismus.

Die Republikanische Partei erinnert derzeit an eine Familie, die im Ferienhaus ihres verrückten Onkels festsitzt – alle wissen, dass er der Grund für die Misere ist, aber keiner traut sich, es laut zu sagen.

Trump selbst postete in der Wahlnacht auf seiner Plattform Truth Social: „Wenn die Leute in Virginia und New York klug wären, hätten sie gewonnen. Ich hätte gewonnen. Ich gewinne immer. Die Medien lügen.“ Man kann es ihm nicht verdenken – wer jahrelang in einem goldenen Spiegel lebt, erkennt die Realität eben nur noch in Sepiatönen.

Die Demokraten: Endlich mal das Chaos des Gegners genießen

Die Demokraten feiern den Wahlsieg, als hätte man das Grundgesetz neu entdeckt. Dabei war das Rezept simpel: Keine Skandale, keine Drohungen, keine Memes. Stattdessen: Sachpolitik, Empathie und eine gewisse Ruhe – also Dinge, die in der Ära Trump als politisches Yoga galten.

Spanberger will Wohnen bezahlbar machen. Sherrill möchte, dass Wirtschaft nicht nur für Aktionäre funktioniert. Mamdani spricht über soziale Teilhabe. Alles langweilig, aber offenbar ansteckend: Das Land scheint nach Jahren der Dauerreizung wieder Lust auf gesunden Menschenverstand zu haben.

Und während die Republikaner noch an der Erklärung feilen, wie „Fakten“ und „Wähler“ ihre Kampagne sabotiert haben, beginnen die Demokraten leise zu lächeln. Denn dieser Wahltag war mehr als ein Stimmungstest – es war eine politische Gruppen-Therapiesitzung für ein Land, das beschlossen hat, weniger zu schreien.

Wenn der Elefant im Porzellanladen endlich stolpert

Die Republikaner müssen sich fragen, ob sie mit Trump weiterhin auf ein politisches Pferd setzen wollen, das zwar laut wiehert, aber seit Jahren keinen Schritt vorwärtskommt. Denn das Land hat sich verändert. Die Menschen wollen keine Dauerempörung mehr, keine Twitter-Explosionen und keine Pressestatements, die wie schlechte Stand-up-Comedy klingen.

Die Demokraten – lange Zeit belächelt als die Partei der Weichgespülten – haben den Wählern diesmal etwas geboten, das überraschend subversiv war: Normalität. Und Normalität, so scheint es, ist das neue Revolutionäre.