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Mecklenburg-Vorpommern bleibt demokratisch. Trotz Internet.

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Mecklenburg-Vorpommern bleibt demokratisch. Trotz Internet.

Mecklenburg-Vorpommern – wo der Wind von rechts weht, aber das Wahlergebnis aus der Mitte kommt – Es hätte so schön für die AfD werden können: Drei Landkreise, drei Stichwahlen, drei Chancen auf einen neuen Lieblings-Landrat im Deutschboden Deluxe-Stil. Aber nein – Mecklenburg-Vorpommern hat kollektiv aufgewacht, zur Urne gestiefelt und gesagt: „Nicht mit uns. Nicht mit Enrico. Und auch nicht mit Inken.“

AfD stärkste Kraft in den Umfragen – aber glücklicherweise nicht in der Realität

Man stelle sich die Parteizentrale der AfD vor: Wahlabend, Häppchen, Schaumwein aus Plastikbechern, und dann: Zack! 59,7 % für CDU in der Seenplatte. Bämm! 75,1 % für den Parteilos-mit-Profil-Typen Kerth. Uff! 61,4 % für den CDU-Mann Sack. Und der AfD-Wahlkampfleiter so: „Aber… aber die Umfragen haben doch gesagt…“

Demokratie in MV: offenbar mit Resthirn ausgestattet

Ein Hoch auf alle Wählerinnen und Wähler, die verstanden haben: Landrat ist kein Job für Leute, die „Lügenpresse“ in Lebensläufe schreiben. Und auch nicht für Menschen, die gerne Landkreise führen würden, obwohl sie bisher nur Telegram-Gruppen moderiert haben.

Der CDU-Kandidat in der Seenplatte, Thomas Müller, gewann übrigens ohne Amtsbonus, aber mit Anstand. Die SPD und die Linke – ausnahmsweise mal Teamfähig™ – sagten ihren Anhängern:

„Wählt Müller. Der kann das wenigstens und hält sich an die Realität.“

Ein klarer Fall von: Team Gegenwart schlägt Team „Früher war alles völkischer“.

Die AfD und ihre geliebte Realität: Es wird kompliziert

Was haben sie sich ausgerechnet! „Wir sind die stärkste Kraft!“ Und dann sitzen sie da mit 40 %, 38 %, 35 % – und müssen feststellen, dass der Rest der Gesellschaft einfach keine Lust hat, den Landrat nach dem Parteiprogramm aus Burschenschaftskalendern zu wählen.

Vielleicht war es einfach zu subtil: „Enrico Schult“ klang für die Wähler zu sehr nach Pfandautomat bei Edeka und zu wenig nach seriöse Verwaltung mit Aktenverstand.

Neubrandenburgs Beitrag zur Stabilität: Auch nicht spektakulär, aber sicher

Und dann noch Neubrandenburg: Einzelbewerber schlägt CDU. Und wieder nichts für die AfD. Keine Siegerpose. Kein Wut-Statement. Nur traurige Tweets im Caps-Lock-Modus und ein paar verschwörungstheoretische Reaktionen mit dem Hashtag #Wahlbetrug.

Fazit: MV bleibt MV – Maritim, Vernünftig, (noch) nicht Verfassungsbedroht

Die AfD hat’s versucht – aber der Landrat ist eben kein Job für aggressive Kommentarspaltenpoeten. Man braucht Aktenkenntnis, Verwaltungserfahrung – und ein Mindestmaß an Verfassungstreue.

Gott sei Dank. Mecklenburg-Vorpommern hat gezeigt:

Man kann auch im Nordosten wohnen, ohne den Kompass zu verlieren.

Und die AfD? Die darf jetzt weiter Umfragen anschauen. Und sich fragen, warum Demokratie so oft nicht macht, was sie will.

MV: Möglichst Vernünftig. (Und das ist schon mehr, als viele erwartet hätten.)