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Steinmeier mahnt mal wieder – diesmal mit Ortszeit, Optimismus und O-Ton aus Delitzsch

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Steinmeier mahnt mal wieder – diesmal mit Ortszeit, Optimismus und O-Ton aus Delitzsch

Delitzsch, Zentrum des weltpolitischen Diskurses (temporär) – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Deutschlands professioneller Mahner mit Amtsbonus, hat sich wieder zu Wort gemeldet. Und das tut er wie immer: bedächtig, bedeutungsschwanger – und mit der ganzen Wucht eines lauwarmen Kamillentees. Diesmal im Fokus: Die neue Bundesregierung. Was er fordert? Weniger Krach, mehr Konferenz.

Die große Ampel-Einweisung

Steinmeier blickt zurück auf die letzte Legislaturperiode – auch bekannt als „Die Koalition der permanenten Gruppentherapie“ – und findet: So geht das nicht weiter! Er ruft auf zur Stilveredelung: Streit bitte nur noch in Bioqualität und hinter verschlossenen Türen. Keine Pressekonferenzen mit Augenrollen, keine Talkshows mit Scholz’scher Schlafwirkung – sondern feine Debatten mit Pfefferminztee, in Halbsätzen und mit der Option, sich gegenseitig zu duzen.

Denn wie Steinmeier weiß: „Demokratie lebt vom Dialog, nicht vom Drama.“ Und wenn es eines gibt, das er besonders gut kann, dann ist es: Dialog, bei dem alle nicken – und niemand irgendetwas versteht.

Bürgernähe durch Beamtenferne

In seiner Reihe „Ortszeit Deutschland“ hat Steinmeier den Amtssitz nach Delitzsch verlegt. Drei Tage. In Bundespräsidentenzeit sind das sieben Legislaturen. Er besucht Forschungseinrichtungen, hört sich „Sorgen der Menschen“ an, und nickt dabei so empathisch, dass selbst der Bürgermeister emotional wurde. Inhaltlich? Wie immer: „Wir müssen das Gespräch suchen. Vielleicht sogar finden. Und dann... führen.“

AfD? Ostdeutschland? Ja, aber nein, aber ja

Steinmeier wäre nicht Steinmeier, wenn er nicht versucht hätte, in einem Satz die AfD zu verurteilen, Ostdeutschland zu entlasten und das alles so diplomatisch zu verpacken, dass es wie ein IKEA-Regal aus Worten klingt. Er stellt klar: „Nicht jeder Ostdeutsche ist AfD. Nicht jeder AfD-Wähler ist Nazi. Und nicht jeder Satz muss auf ein Plakat.“

Ein Meister der politischen Sprache, bei der selbst ein Navi sagen würde: „Bitte wenden.“

Fazit: Der Präsident mahnt, das Land gähnt

Frank-Walter Steinmeier ist wie eine öffentliche Lesung in einem verwaisten Landratsamt: sinnvoll, aber selten besucht. Er ist die humanistische Rückfahrkamera unserer Demokratie. Er zeigt, wo wir herkommen – aber nicht unbedingt, wie wir vorankommen.

Er fordert keine Revolution. Nur ein bisschen mehr Haltung. Er will keinen Aufbruch. Nur bitte weniger Aufregung. Und so endet auch diese Woche mit einem Satz, der alles sagt und nichts entscheidet:

„Wir müssen miteinander reden. Aber nicht zu laut.“