Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Politik

Kanzler Merz erklärt den Weltuntergang zur Wachstumschance

Autor
Kanzler Merz erklärt den Weltuntergang zur Wachstumschance

Berlin, Luftschutzbunker Bundeskanzleramt.

Friedrich Merz, der akustische Feuermelder der deutschen Stabilitätssehnsucht, trat vor den Bundestag, um in einer Regierungserklärung all das zu tun, was er am besten kann: Stärke demonstrieren ohne Rückgratverkrümmung, Klartext reden ohne Inhalt, und Trump gefallen ohne es zuzugeben. Und dabei klingen wie eine PowerPoint-Präsentation mit Krawatte.

1. Merz liebt USA & Israel – in dieser Reihenfolge, aber nur wegen der NATO

Bomben fallen auf den Iran, und Merz sagt: „Wir hoffen, das hilft.“ Eine Aussage, so empathisch wie ein Finanzbeamter auf Valium. Dass Israel „die Drecksarbeit“ gemacht habe, sagt Merz natürlich nicht selbst, sondern zitiert „die Medien“, was in etwa so glaubwürdig ist wie: „Ein Freund hat gefragt, ob Atombomben vegan sind.“

Er stellt sich an die Seite Israels. Nicht direkt. Eher so 20 Meter schräg dahinter. Mit Sicherheitsabstand. Und Helm.

2. Gaza: Menschenwürde für Fortgeschrittene

Merz ruft zum Waffenstillstand auf. „Kritisches Nachfragen“ sei erlaubt, flüstert er – vorausgesetzt, niemand hört es. Ansonsten bedankt er sich bei seinem Außenminister Wadephul, der sich mit diplomatischer Miene und Maulkörbchen durch die CSU manövriert. Wer dachte, Außenpolitik sei schwierig, hat nie versucht, Merz und Menschenrechte im gleichen Satz unterzubringen.

3. Russland: Merz verhandelt nicht, aber tut so

Russland will nicht reden. Merz aber will, dass alle wissen, dass er versucht hat, dass Russland vielleicht redet. Ein rhetorischer Schrödinger-Krieg: Die Verhandlungen existieren, aber nur solange niemand nachfragt.

Und was, wenn Trump keine Sanktionen gegen Russland will? Merz bleibt optimistisch. „Trump versteht Europa!“, sagt er. Manchmal glaube man, Merz habe Stockholm-Syndrom mit dem Weißen Haus.

4. Fünf Prozent fürs Militär – aber nur für den inneren Frieden

Merz verteidigt die NATO-Aufrüstung mit einer Inbrunst, als hätte er persönlich die Bundeswehr als Aktiengesellschaft übernommen: „Wir tun das nicht für Trump. Wir tun das aus Überzeugung. Und wegen Russland. Und ein bisschen, weil man mit Drohnen auch Gewerkschaften beeindrucken kann.“

Fünf Prozent vom BIP – das ist, was rauskommt, wenn Merz Rüstung mit Sozialpolitik verwechselt. Für jeden Panzer eine abbaubare Schule. Für jede Rakete ein Rentenloch.

5. Europa: Bürokratie? Weg damit! Demokratie? Optional!

Die EU müsse schneller werden. Am besten ohne nationale Parlamente, ohne Debatten, und wenn möglich ohne Wähler. Handelsverträge sollen durchgewunken werden wie Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien – elegant, effizient, ethisch dehnbar.

Merz träumt von einer EU mit dem Effizienzgrad einer Steuersoftware – Absturz inbegriffen.

Schlusswort: „Wir schaffen das. Also wir, nicht alle.“

Am Ende seiner Rede flötet Merz von „neuer Normalität“. Frieden, Wohlstand, Freiheit. Für wen? Für Deutschland. Nicht Gaza. Nicht die Ukraine. Und schon gar nicht die SPD.

„Mit ganzer Kraft“ wolle die Regierung das umsetzen. Nur halt nicht vor 18 Uhr, denn da ist noch ein DAX-Call mit Rüstungslobbyisten.

Merz regiert wie ein Investmentbanker im Weltkrieg: Er gibt Sicherheit, aber nur für Aktionäre. Er verspricht Frieden, solange er exportfähig ist. Und er steht für Deutschland – wenn es sich steuerlich lohnt.