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Politik

Totaler Sieg oder total vage – Trumps Nahost-Strategie zwischen Fernsehdrama und Weltkriegsrhetorik

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Totaler Sieg oder total vage – Trumps Nahost-Strategie zwischen Fernsehdrama und Weltkriegsrhetorik

Washington, D.C. – Situation Room oder Reality-Show-Bühne? US-Präsident Donald J. Trump hat mal wieder gesprochen. Genauer gesagt: verkündet, geschoben, relativiert, nachgesetzt, vage gedroht und dann doch alles offengelassen. Das Thema: Der Krieg zwischen Israel und dem Iran – also nichts Geringeres als die geopolitische Apokalypse im Nebel der Eitelkeit.

„Waffenruhe ist für Schwächlinge“ – Trumps Definition von Diplomatie

Vor dem Weißen Haus stellt sich Trump den Reportern. Also: er steht da, redet, blickt bedeutungsvoll – und sagt dann: „Wir wollen keinen Kampf, wir wollen einen totalen, vollständigen Sieg!“ Ein Satz, der wahlweise aus einem Call of Duty-Trailer oder einem Gespräch mit Kim Jong-un stammen könnte. Und was bedeutet „Sieg“ für Trump? Ganz einfach: „Keine Atomwaffe.“ Punkt. Mehr Strategie braucht es nicht, wenn man den Weltfrieden wie ein Sonderangebot im Trump Tower verhandelt.

„Ich könnte, oder auch nicht“ – Trumps außenpolitischer Überraschungskalender

Auf die Frage, ob er einen US-Angriff gegen iranische Atomanlagen erwägt, antwortet Trump wie ein besonders unsympathischer Zauberer: „Niemand weiß, was ich tun werde. Ich könnte es tun. Ich könnte es nicht tun.“ Das nennt man diplomatische Unberechenbarkeit – oder schlicht: Unkenntnis mit Unterhaltungswert.

Denn: Wenn wirklich niemand weiß, was man tun wird, weiß es möglicherweise auch der Entscheider nicht. Was allerdings egal ist, solange es dramatisch klingt. Wichtig ist nur, dass es im „Situation Room“ passiert. Der wurde wieder einmal erwähnt – vermutlich weil „Oval Office“ einfach zu rund klingt für so eckige Entscheidungen.

Trumps Iran-Theater: Zwischen Kapitulation und Kaffee im Weißen Haus

Er fordert: „Bedingungslose Kapitulation.“ Gleichzeitig sagt er: „Verhandlungen sind auch okay.“ Und dann: „Sie wollten sogar ins Weiße Haus kommen – mutig, sehr mutig. Vielleicht zu mutig.“ Kurz zusammengefasst: Die Lage ist komplex, verwirrend – und zu 70 % improvisiert. Trump liebt den maximalen Kontrast: Vormittags Ultimatum, nachmittags Einladung zum Tee, abends ein Tweet mit Capslock.

„Sie können halt nicht kommen. Im Iran fliegen Bomben.“ – Trump erklärt die Welt mit Google Maps

Auf Nachfrage zu möglichen Verhandlungen erklärt Trump: „Sie würden ja kommen – aber sie können nicht. Weil Bomben. Iran. Schwierig.“ Ein bemerkenswerter Hinweis – geradezu investigativ. Wer hätte gedacht, dass ein Land im Krieg nicht problemlos ausreisen kann? Man vermisst nur noch die rhetorische Ergänzung: „Ich hab den Iran übrigens auf der Karte gefunden – ganz schön weit weg.“

Fazit: Trumps Außenpolitik – Wenn Unklarheit Strategie ist

Trump will alles – aber nicht konkret. Er will Sieg, keine Waffen, vielleicht Frieden, aber keine Gespräche, es sei denn, sie passieren spontan, im Fernsehen, mit historischem Dekor. Er denkt in Slogans, verhandelt in Nebensätzen und droht in Interviewhäppchen.

Und trotzdem bleibt er für viele Amerikaner das, was er selbst für sich ist: „The best. Maybe the best ever. People say that.“