Satiressum – Satire. Scharf. Subversiv.
Veröffentlicht am
Politik

Trump, die Schweiz und der Zollhammer – Fondue im Handelskrieg

Autor
Trump, die Schweiz und der Zollhammer – Fondue im Handelskrieg

Die Schweiz, das kleine Alpenparadies, das sich gern als ewiger Hort von Neutralität, Präzision und Schokolade inszeniert, erlebt gerade einen handfesten Handelsalptraum. Donald Trump, der selbsternannte Sheriff des Weltmarkts, hat beschlossen, dass Schweizer Exporte künftig 39 Prozent Zoll zahlen müssen. Warum? Weil er es kann.

Während die EU über 15 Prozent stöhnt, sieht Bern aus wie nach einer Lawine: Firmen ächzen, Politiker taumeln – und irgendwo in Washington kichert ein Präsident, der glaubt, Zölle seien so etwas wie Strafzettel für Länder, die ihm unsympathisch sind.

Die Schweiz in schlechter Gesellschaft

Trump hat die Schweiz auf eine Liste gesetzt, die klingt wie eine geopolitische Strafklasse: Syrien, Myanmar, Laos – und jetzt eben die Eidgenossenschaft. „Vierzig Prozent für alle!“ lautet das Motto. Für die Schweizer ist das ein Kulturschock: Jahrzehntelang galten sie als die lieben Bankiers der Welt, die jedem Geldwäsche-Rubel ein neutrales Zuhause gaben. Und plötzlich behandelt man sie wie ein Bananenexportland mit Atomträumen.

Man könnte fast meinen: Die Schweiz hat den Fehler gemacht, zu korrekt zu sein. Trump hingegen liebt Chaos. Und was passt da weniger zusammen als helvetische Präzision und amerikanischer Zoll-Wahnsinn?

Käse bleibt da, Maschinen gehen

Die Wirtschaft reagiert prompt. Eine Umfrage zeigt: 37 Prozent der Firmen planen Entlassungen, viele überlegen, ihre Produktion in die EU zu verlagern. Deutschland winkt – mit Fachkräften, niedrigerem Zoll und der charmanten Aussicht, dass man dort zwar auch in Bürokratie ersäuft, aber immerhin im Binnenmarkt mitschwimmt.

Ein Problem bleibt allerdings: Käse. Ein Greyerzer darf laut Herkunftsschutz nur in der Schweiz produziert werden. Ein Emmentaler aus Brandenburg wäre juristisch gesehen kein Käse, sondern Betrug am Weltkulturerbe. Kurz: Maschinen kann man umziehen lassen, Käse nicht. Die Alpen bleiben, wo sie sind.

Brüssel – plötzlich das Rettungsboot

In Bern wittern die Pro-Europäer ihre Chance: Ein Stabilisierungspaket mit Brüssel soll die Schweiz näher an die EU rücken. Gemeinsame Regeln für Lebensmittelsicherheit, Strommärkte und Gesundheit – quasi die große Integration light. Man könnte fast meinen, die EU sei plötzlich die warme Decke, die man sich überzieht, wenn der kalte US-Zollwind durch die Alpen pfeift.

Noch vor 20 Jahren hatten die Schweizer mit 77 Prozent klar „Nein“ zum EU-Beitritt gesagt. Heute sieht die Stimmung schon anders aus. Trump hat unfreiwillig geschafft, woran Generationen von Brüsseler Diplomaten gescheitert sind: die Eidgenossen in Richtung Europa zu treiben.

Die Parteien im Fondue-Topf

Die Sozialdemokraten jubeln: „Endlich sieht man, wie gefährlich autoritäre Führer sind!“ – und meinen Trump, während sie gleichzeitig Brüssel als Retter preisen. Für sie ist der Zollhammer der perfekte Beweis, dass nur noch die EU Stabilität bieten kann.

Die SVP dagegen hält Trump die Stange. Bundesrat Albert Rösti erklärt im „Blick“, er würde „immer noch die Republikaner wählen“. Man kann es so lesen: Lieber Trump und seine Zölle als Brüssel und seine Bürokratie. SVP-Logik: Lieber eine Panzerfaust im Rücken als ein Stempel auf dem Formular.

Trump – der Mann, der Uhren hasst

Man könnte fast meinen, Trump habe persönlich etwas gegen die Schweiz. Vielleicht tickte seine Rolex im Trump Tower mal falsch? Vielleicht wurde er bei einem Skiurlaub in St. Moritz von einem Fondue verbrannt? Sicher ist: Sein 39-Prozent-Schlag wirkt irrational, selbst nach Trump’schen Maßstäben.

Denn wirtschaftlich macht es wenig Sinn, die Schweiz härter zu treffen als die EU. Symbolisch allerdings schon: Trump inszeniert sich als globaler Türsteher, der entscheidet, wer reinkommt und wer draußen bleibt – und die Schweiz musste halt den Personalausweis vergessen.

Neutralität zahlt sich nicht immer aus

Die Schweiz steckt mitten in einer paradoxen Situation: Jahrzehntelang war Neutralität ihr Geschäftsmodell – jetzt zeigt sich, dass Neutralität keinen Rabatt beim amerikanischen Zoll gibt. Firmen verlagern, Arbeitsplätze wackeln, und Brüssel wird vom Feindbild zum Rettungsanker.

Trump hingegen bleibt sich treu: Mit Zöllen regiert er die Welt, mit Tweets kommentiert er sie, und mit irrlichternden Entscheidungen sorgt er dafür, dass sogar die Alpen beben.

Was bleibt? Eine Schweiz, die vielleicht bald merkt: Zwischen Neutralität und Isolation gibt es einen Unterschied. Und manchmal braucht es einen amerikanischen Zollhammer, um das zu erkennen.