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Politik

Veränderung beginnt mit uns – aber leider nicht rechtzeitig

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Veränderung beginnt mit uns – aber leider nicht rechtzeitig

SPD erkennt sich selbst als Problem – und möchte mit Workshops gegen Wahlergebnisse anregieren

Berlin. Die SPD hat gesprochen. Nicht mit dem Wähler, aber immerhin mit sich selbst. In einem historischen Dokument mit dem Titel „Veränderung beginnt mit uns“ erklärt sie endlich, was alle längst wussten:

Olaf Scholz hat den Puls der Zeit nicht getroffen – vermutlich, weil er nie einen gefühlt hat.

Klingbeil als Leichenredner des Fortschritts

SPD-Chef Lars Klingbeil, bekannt für sein Talent, aus Rücktrittsstimmung Erneuerungsprosa zu machen, verlas das Papier mit der ernsten Miene eines Mannes, der sich seit Tagen fragt, ob „Transformation“ auch dann wirkt, wenn keiner zuguckt.

„Der Vertrauensverlust ist hausgemacht“, steht im Papier. Also nicht geliefert wie versprochen – sondern geghostet wie ein Dating-App-Match mit Mindestlohnforderung.

Zu komplex, zu spät, zu selten spürbar – die SPD in drei Excel-Zellen

Die Kommunikationsstrategie der SPD wird im Papier zerpflückt wie ein Referentenentwurf mit Gendersternchen:

  • „Zu komplex“ – als ob Politik ein Sudoku wäre
  • „Gefühle nicht erreicht“ – weil man beim Mindestlohn niemanden umarmt
  • „Zu oft als PR verstanden“ – was mutig ist für eine Partei, die nicht mal das hinbekommt

Klingbeil dazu: „Wir sind nicht gescheitert. Wir waren nur zu voraus.“ (Vermutlich meinte er: zu verwirrt.)

Jetzt neu: Grundsatzprogramm 4.0 mit Touchpad-Unterstützung

Nach 160 Jahren Sozialdemokratie fällt der Partei auf: Vielleicht brauchen wir ein neues Grundsatzprogramm. Am besten eines, das nicht nur von Gremien gelesen wird, sondern auch von Wählern unter 65 verstanden werden kann.

„Wir müssen aufhören, Zielgruppenpolitik zu machen“, sagt das Papier. Und kündigt gleichzeitig Zielgruppen-Dialoge in 16 Regionen an. Mit Arbeitskreisen. Und Flipcharts. Und vermutlich Kaffee in Tassen mit dem Aufdruck „Wir haben verstanden“.

** Die SPD will den Reset-Knopf – aber ohne vorheriges Ausschalten**

Statt sich von Olaf Scholz zu trennen, trennt man sich lieber vom Gefühl, noch ernst genommen zu werden. Die SPD ruft zur „kommunikativen Augenhöhe“ auf – nachdem sie ein Jahr lang aus der Koalition wie aus einem Funkloch sprach.

Klingbeil: „Wir haben viele zentrale Ministerien. Jetzt müssen wir nur noch etwas damit tun.“

In der Zentrale hofft man auf den nächsten Parteitag.

Mit einem neuen Grundsatz. Einer neuen App. Und vielleicht einem Wähler, der es nicht merkt.