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„Fake News? You're Fired!“ – Wie Donald Trump das Wall Street Journal verklagte, weil es ihm zu wenig schmeichelte (und weil es schreiben kann)
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Washington D.C. – Während der Rest der Welt noch versucht, zwischen realen Katastrophen und Trump’schen Fantasiewelten zu unterscheiden, schafft der Ex-Präsident mal wieder das scheinbar Unmögliche: Er verklagt eine der renommiertesten Zeitungen der USA – wegen Berichterstattung. Was kommt als Nächstes? Eine Billionenklage gegen die Gravitation?
Der Vorfall: Ein Brief, ein nackter Körper, ein bisschen Skandal
Das „Wall Street Journal“ wagte das Undenkbare: Es berichtete, dass Donald Trump im Jahr 2003 einen Brief an den notorischen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein geschrieben habe – versehen mit einer Skizze eines nackten Frauenkörpers. Nur echt mit Trump-Signatur und dem Duft von Ego. Trump selbst dementierte sofort und behauptete, er schreibe grundsätzlich keine Briefe – außer natürlich seine eigenen Wahlscheine 2020.
Als Reaktion auf diesen „Angriff auf seine Integrität“ (die irgendwo zwischen einem Big Mac und einem Tweet über Toilettendruck liegt), reichte Trump eine Klage über zehn Milliarden Dollar ein. Warum zehn? Weil neun zu bescheiden und elf schwer auszurechnen sind.
Pressefreiheit nach Trump-Art: Nur wer lobt, darf fliegen
Und es wäre nicht Trump, wenn er nicht gleich zur nächsten Strafe greifen würde: Das Wall Street Journal wurde aus dem Pressepool seiner Schottlandreise ausgeschlossen. Nur „patriotische Medien“ wie „One America News“, „Fox nach 22 Uhr“ und ein Typ mit einem Youtube-Kanal namens „TRUMPtruthBOY999“ durften noch mit an Bord der Air Force One.
Karoline Leavitt, Trumps Sprecherin mit dem diplomatischen Feingefühl einer Presslufthammer-Orgel, erklärte trocken:
„Das WSJ hat sich selbst disqualifiziert – durch journalistische Tätigkeit.“
Epstein: Der Skandal, der nie so ganz verschwindet
Dass Trump im Epstein-Universum ein Nebencharakter mit fragwürdigem Drehbuch ist, stört offenbar nur den Teil der Bevölkerung, der sich noch an Fakten erinnert. Der Justizskandal wurde unter Trump so konsequent verschleppt, dass selbst Bürokraten aus der DDR beeindruckt wären. Nun sollen ein paar ausgewählte Akten veröffentlicht werden – der Rest bleibt versehentlich im Golf-Resort liegen.
Republikanische Kreise, sonst eher schweigsam bei Trump-Eskapaden, werden langsam nervös. Vor allem weil sich „Locker Room Talk“ schwer mit Gerichtsdokumenten erklären lässt.
Golfkrieg mit der Wahrheit: Der Golf von Amerika schlägt zurück
Die Associated Press wurde übrigens schon im Februar vom Pressezug ausgeschlossen – wegen einer Landkarte. Die Agentur hatte sich geweigert, den „Golf von Mexiko“ in „Golf von Amerika“ umzubenennen. Das ist in etwa so, als würde man verlangen, dass der Mond künftig als „Florida 2“ bezeichnet wird.
Aber Trump besteht nun mal auf „Alternativen Fakten“, auch in der Geografie. Und wenn er sagt, dass es in Schottland zehn Monate Sommer gibt – dann muss das auch stimmen. Schließlich hat er dort zwei Golfplätze. Mit Meerblick und Wahrheitsdefizit.
Trump gegen die Presse – ein Klassiker wie „Sturmfrisur gegen Wind“. Die zehn-Milliarden-Klage ist weniger ein Rechtsstreit als ein Reality-Show-Pitch: „Wer wird Trillionär – mit alternativen Erinnerungen“
Bleibt nur noch zu hoffen, dass Rupert Murdoch bald einen Comic daraus macht. Oder besser: ein Musical. Arbeitstitel: „The Orange Man Cometh – A Very Stable Genius: The Broadway Disaster“