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Trumps Zollbrief (1): Wenn Donald Trump Briefe schreibt, weint die Diplomatie

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Trumps Zollbrief (1): Wenn Donald Trump Briefe schreibt, weint die Diplomatie

Washington, Brüssel, Paralleluniversum. – Was klingt wie der Bewerbungstext eines überambitionierten Staubsaugervertreters, ist in Wahrheit der neueste außenpolitische Geniestreich von US-Präsident Donald J. Trump: Ein offizieller Zoll-Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Höflich im Ton, martialisch im Inhalt – und so subtil wie ein Vorschlaghammer im Porzellanladen von Versailles.

„Dear Madam President“ – der Anfang einer Liebesdrohung

Schon die Anrede lässt erahnen, was kommt: Ein bisschen höflich, ein bisschen großspurig – eben so, wie es sich für einen selbsternannten Meisterdiplomaten gehört, der sich nie sicher ist, ob er gerade ein Handelsabkommen verhandelt oder eine Reality-Show moderiert. Der Brief ist ein einziger Liebesbrief an sich selbst – mit Ursula als unfreiwillige Statistin.

Trump lobt die „Stärke unserer Beziehung“, um dann gleich auf das zu sprechen zu kommen, was ihn am meisten beschäftigt: Zahlen. Zölle. Zorn. Die EU, so Trump, habe über Jahrzehnte hinweg schamlos vom amerikanischen Markt profitiert – schlimmer als eine Gratis-Netflix-Mitgliedschaft, die man nie kündigt.

„Make Tariffs Great Again“ – jetzt mit 30 Prozent Extra-Chaos

Ab dem 1. August 2025 soll also alles anders werden: Auf alle EU-Produkte, von Gorgonzola bis Gartenzwerg, wird ein Zoll von 30 % fällig. Aber keine Sorge – das sei „weit weniger als nötig“, um das amerikanische Handelsdefizit auszugleichen. Trump rechnet hier wie ein Bäcker mit Hitzeallergie: Je weniger Sinn, desto mehr Teig.

Ergänzend droht er mit einem „Tarif-Add-on“, falls die EU es wagen sollte, ebenfalls Zölle zu erheben. Sprich: Wenn Brüssel kontert, wird Washingtons Zollhammer einfach dicker. Handelslogik nach dem Motto: Wer zuerst wirtschaftlich stirbt, hat verloren.

Transparenz à la Trump: Es geht nur um euch – und um mich

Doch der Präsident zeigt sich auch versöhnlich: Wer sich demütig zeigt, in Alabama eine Autowerkhalle eröffnet und dabei versehentlich „God bless America“ rückwärts summt, darf auf Gnade hoffen. Dann könnte der Zoll sogar auf nur 29,9 % sinken – vielleicht. Denn Trumps Briefe sind keine Vereinbarungen – sie sind literarische Erpressungen mit Servus-Herzblatt-Flair.

„It’s not about me – it’s about fairness. And also me.“

Natürlich geht es ihm nicht um persönliche Eitelkeiten. Auch nicht um die Wiederwahl. Auch nicht darum, dass er gerade ein 1.000-Seiten-Handelsabkommen durch einen Word-Dokument-Brief ersetzt hat. Nein, es geht um Gerechtigkeit. Um Fairness. Um… nationale Sicherheit.

Denn, so Trump: Das EU-Handelsdefizit ist eine Bedrohung – nicht nur für Amerika, sondern für die gesamte planetare Ordnung. Bald, so die implizite Warnung, könnte ein französischer Käseaufschnitt die US-Küsten infiltrieren – und das ist ein Risiko, das kein Patriot hinnehmen kann.

Der Zoll-Brief – eine Mischung aus Liebeserklärung und Wirtschaftskrieg

Was bleibt? Ein Meisterwerk der diplomatischen Dissonanz. Trump, der Präsident, schreibt wie ein enttäuschter Ex, der seiner Verflossenen mitteilt, dass sie theoretisch zurückkommen darf – aber nur, wenn sie ihre gesamten Tarife an der Garderobe abgibt und „USA! USA!“-Chöre im Paket mitschickt.

Man nennt es transatlantische Beziehungen. Oder auf gut Trumpisch: „We love you, but you will pay.“