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Razzia im Reich der Paranoia – Trump, Bolton und das FBI im Wohnzimmer
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Washington – Man kennt die Szene: Sirenen, dunkle SUVs, Männer in schwarzen Westen mit drei großen Buchstaben. Diesmal war es kein Netflix-Thriller, sondern John Bolton, Ex-Sicherheitsberater von Donald Trump, der einen FBI-Besuch erhielt. Warum? Unklar. Wobei in Trumps Amerika „unklar“ fast schon die neue Amtssprache ist.
Bolton: Hardliner mit Haarbürste als Waffe
Bolton, bekannt für seinen Schnurrbart, der aussieht wie ein eigenständiges Sicherheitsorgan, war von 2017 bis 2019 Trumps nationaler Sicherheitsberater. Man trennte sich im Streit – Bolton trat zurück, Trump behauptete, er habe ihn gefeuert. Es war die Art von Beziehung, bei der man sich wundert, dass nicht auch noch Rosen im Weißen Haus in den Kamin geflogen sind.
2020 legte Bolton sein Enthüllungsbuch vor: ein 500-Seiten-Wälzer voller brisanter Interna, die Trump prompt als „verräterisch“ und „Fake“ abtat – was im Trump’schen Sprachgebrauch ungefähr dasselbe bedeutet wie „hat mich geärgert“.
Das FBI klingelt – oder auch nicht
Nun also die Razzia. Bolton war gar nicht zuhause. Ein echter Profi, möchte man sagen: Er kennt offenbar die Spielzeiten seiner alten Kollegen noch auswendig. Der Washington Post zufolge wurde nichts Belastendes gefunden – aber immerhin, die Nachbarschaft hatte endlich mal wieder was zu erzählen.
Ty Cobb und die berechtigte Paranoia
Ex-Trump-Berater Ty Cobb (der mit dem legendären Baseballspieler nur die Frisur teilt) kommentierte trocken: „Jeder, der den Präsidenten kritisiert, hat aktuell eine berechtigte Paranoia.“ Übersetzt: Wenn Sie dem Präsidenten auf die Füße treten, ziehen Sie am besten schon mal die Vorhänge zu. Gleichzeitig aber mahnt Cobb: „Nicht überreagieren.“ Als wäre das alles nur ein kleines gesellschaftliches Missverständnis, so wie ein zu laut eingestellter Rauchmelder.
Trump weiß von nichts – wie immer
Trump selbst verneinte natürlich jede Kenntnis. „Nein, davon weiß ich nichts. Ich habe es heute Morgen im Fernsehen gesehen.“ Ein Satz, der so klingt, als würde der mächtigste Mann der Welt seine Informationen grundsätzlich aus der „Frühstücksfernsehen“-Rubrik „Promis und Skandale“ beziehen.
Über Bolton urteilte er dennoch mit der gewohnten Eleganz: „Kein Fan, ziemlicher Nichtsnutz.“ Man merkt: Die große diplomatische Sprache Amerikas lebt.
Die Jagd auf Bidens Leute
Nebenbei kündigte Trump auch noch an, „Verbündete von Joe Biden“ ins Visier zu nehmen. Es seien „brillante, aber böse Menschen“, die „zu Fall gebracht“ werden müssten. Man fragt sich: Arbeitet der Mann eigentlich im Oval Office oder schon längst bei Marvel als Drehbuchautor für den nächsten Supervillain?
Eine Razzia, ein Präsident, der angeblich von nichts weiß, ein Ex-Berater, der von berechtigter Paranoia spricht, und ein Bolton, der gerade mal wieder den Wert seiner Buchauflage steigern konnte. Willkommen in der Trump’schen Parallelwelt, in der die Grenzen zwischen Politik, Reality-TV und Mafiafilm endgültig verschwimmen.
Man könnte meinen: Wenn das FBI in Bolton schon Wohnzimmer durchsucht, dann steht als nächstes die Trump-Administration selbst auf der Liste. Aber da gilt bekanntlich: „Davon weiß ich nichts. Ich hab’s nur im Fernsehen gesehen.“