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Trumps Zollbrief (2): Ursula von der Leyen auf Donald Trumps Strafzoll-Drohung
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Her Excellency Donald J. Trump President of the United States of America Washington D.C.
Dear Mr. President,
Thank you very much for your recent letter — a monument to transatlantischer Direktheit und subtilem Drohpotenzial, wie wir es in der Europäischen Union schätzen gelernt haben. Es ist immer wieder erfrischend, wenn internationale Handelspolitik mit der Finesse einer Bowlingkugel vorgetragen wird.
Wir in Brüssel sind beeindruckt von Ihrem ökonomischen Patriotismus, Ihrem kreativen Umgang mit Grammatik und der Entschlossenheit, mit nur 30 Prozent Strafzöllen die Weltwirtschaft neu zu ordnen. Chapeau! Nur ein Genie würde ein Handelsdefizit durch den Bau eines ökonomischen Äquivalents zur Berliner Mauer lösen – aber wie Sie selbst sagen: „We will build tariffs – and the Europeans will pay for them.“
In der EU begrüßen wir Ihren Appell zur Fairness, insbesondere von einem Präsidenten, der sich rühmt, Deals wie Immobilien, Wahlen und jetzt auch ganze Kontinente zu verhandeln – alles „fair“, selbstverständlich. Dass Sie ein offenes Handelsabkommen fordern, gleichzeitig aber mit einem 30-Prozent-Schläger winken, nennen wir hier „charmante Ambiguität“ – in Washington heißt das vermutlich „The Art of the Deal“.
Bezüglich Ihrer Aussage, dass der Bau von Fabriken in den USA den Zöllen entgehen könne: Wir danken für diesen subtilen Wink mit dem Betonmischer. Leider müssen wir mitteilen, dass unsere europäischen Ingenieure lieber Autos bauen als Nationalstolz in Beton gießen.
Und ja, Herr Präsident, wir haben Ihre Drohung – pardon, Ihre Einladung zum Dialog – genau gelesen: Wenn wir unsere Zölle erhöhen, dann erhöhen Sie Ihre noch mehr. Diese Logik erinnert uns an einen pubertären Fechtwettbewerb mit erhitzten Marshmallows – beeindruckend, aber wenig nahrhaft.
Zum Schluss: Wir begrüßen Ihre Idee, unsere langjährigen Handelsbeziehungen an Bedingungen zu knüpfen, die sich stündlich ändern können – je nach Wetterlage, Golfhandicap oder Truth-Social-Tagesform. Das bringt dringend benötigte Spannung in den sonst so drögen Alltag der EU-Kommission.
Mit besten Grüßen und einem Hauch strategischer Geduld,
Ursula von der Leyen Präsidentin der Europäischen Kommission
P.S.: Sollte Ihre nächste Botschaft wieder in Großbuchstaben geschrieben sein, bitten wir um vorherige Warnung. Unser PDF-Viewer hat beim letzten Mal überhitzt.