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Weidel vs. Wirklichkeit – Das Sommerinterview, bei dem der Rechtspopulismus Rückkopplung bekam
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Berlin, ein warmer Nachmittag, irgendwo zwischen Reichstag, Realitätsverweigerung und Resthoffnung. Bühne frei für das große Sommerinterview der ARD – diesmal mit Alice Weidel, Deutschlands bekanntester Demokratieskeptikerin im Blazerformat. Ort des Geschehens: draußen. Also da, wo das echte Leben wohnt. Ein Fehler, wie sich zeigen wird.
Die Szene: Weidel sitzt auf dem Interview-Schemel, frisch geglättet, vorbereitet auf Fragen über Migration, Gender und Weltverschwörungen – aber leider nicht auf Menschen. Denn hinter ihr formiert sich der schlimmste Albtraum eines autoritären Gemüts: Protest. Laut. Musikalisch. Kreativ.
Schon bei der ersten Frage zuckt sie zusammen. „Ist ein bisschen laut hier wegen der NGO-Demonstranten hinter uns…“ ruft sie, als hätte jemand mit Fakten nach ihr geworfen. Und tatsächlich: Der „Scheiß-AfD-Jodler“ des Künstlerkollektivs Corner Chor schwebt plötzlich durch den Berliner Wind wie eine fröhliche Mahnung aus der Zivilgesellschaft – mehrstimmig, mit Akkord und Argument.
Weidels Technikversagen – oder: Wenn der Knopf lügt Verzweifelt klammert sie sich an ihr Ohr. „Ich höre mich doppelt!“ – was ausgerechnet im Falle von Alice Weidel zu einem ernsthaften Identitätskonflikt führen könnte. Denn: Wer sich selbst zweimal hört, muss sich am Ende womöglich selbst widersprechen. Und das darf laut AfD-Parteitagsordnung nur Björn Höcke.
Markus Preiß, der Zerstörer von Opferrollen Moderator Markus Preiß bleibt höflich, erklärt sachlich die Lage – und wagt es dann, das Unerhörte auszusprechen: „Frau Weidel sagt gerne mal, dass sie etwas nicht verstanden hat…“ Ein Satz wie Napalm auf dem AfD-Selbstmitleid. Weidel explodiert fast, innerlich zumindest, äußerlich schießt nur eine perfekt einstudierte Augenbraue hoch. „Was soll das?!“ – fragt sie, und das Publikum denkt: Ja, was eigentlich?
Finale furioso mit Pfeife, Pathos und Paranoia Während die Trommeln donnern und das Jodeln nicht abreißt, bleibt Weidel stur: „Ich würde mich sehr gerne mit Ihnen unterhalten... aber nicht vor dieser linksradikalen Lärmkulisse aus echter Demokratie.“ Ihr einziger Vorschlag zur Lösung: Bitte alles leise machen. Mikrofon. Protest. Meinungsfreiheit. Deutschland.
Twitter-Nachspiel à la Weidel Kaum war das Interview vorbei, tippte die AfD-Chefin schon auf X (vormals Twitter, künftig vermutlich „Vaterland“): „So sieht’s aus, wenn die Tagesschau mit der AfD spricht – und linke Klangkörper sabbern linksgrünversiffte Obertöne!“
Das linke Künstlerkollektiv „Zentrum für politische Schönheit“ kontert nüchtern: „Das war kein Protest. Das war Kunst. Und Alice Weidel war unsere Leinwand.“
Alice Weidel wollte ein Sommerinterview – bekommen hat sie ein Hörspiel zur Lage der Nation. Live, laut, und ganz ohne Reichstagsfilter. Und während die AfD auf akustische Zensur hofft, zeigt das Volk: Man kann Demokratie eben auch pfeifen. Im besten Sinne.