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Les Bleues im Zorn – Ein Elfmeterschießen, das Frankreich in eine Identitätskrise stürzte

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Les Bleues im Zorn – Ein Elfmeterschießen, das Frankreich in eine Identitätskrise stürzte

Das Viertelfinale der Frauen-EM 2025 war eigentlich ein Spiel der Superlative – zumindest für Deutschland. Für Frankreich dagegen wurde es zur sportlichen Selbsthilfegruppe mit angeschlossener Jammerhotline. Es war alles da: Drama, Emotionen, rote Karten, historische Wendungen. Nur eins fehlte den Französinnen am Ende: der Sieg. Und – ganz offensichtlich – auch die Contenance.

“Sie haben nichts geboten!” – Ein Satz wie eine Baguette ohne Kruste

Selma Bacha, Frankreichs Antwort auf die diplomatische Abrissbirne, zeigte nach dem Abpfiff, dass Fairness nicht immer im EM-Koffer mitreist. Mit der Eleganz eines E-Scooters im Kreisverkehr wetterte sie im Interview gegen das deutsche Team: “Deutschland hat verteidigt. Wir haben dominiert!” – Klar, und Napoleon hat Moskau eingenommen.

Aber immerhin war sie ehrlich: “Ich bin ein schlechter Verlierer.” Man möchte ihr fast applaudieren. Endlich jemand, der offen zugibt, dass Selbstreflexion überbewertet wird – zumindest nach Elfmeterschießen.

Busparken als deutsche Kulturtechnik

Auch Frankreichs Torhüterin Peyraud-Magnin zeigte sich enttäuscht – aber immerhin weniger pampig. Deutschland habe den Bus geparkt, schnaufte sie. Eine altbekannte Taktik, die früher schon bei Griechenland zur EM geführt hat und neuerdings offenbar von der Deutschen Bahn in der Verteidigung perfektioniert wurde. Der Unterschied: Der deutsche Bus kommt wenigstens im Elfmeterschießen pünktlich.

Bonadei bleibt der Einzige mit Stil

Während also Bacha und Co. mit dem deutschen Abwehrbollwerk haderten wie ein Pariser mit einer warmen Coca-Cola, zeigte sich Trainer Laurent Bonadei – ausgerechnet! – als fairer Sportsmann. Deutschland sei „heldenhaft“ gewesen. Ein Satz, der in Frankreich etwa so gerne gehört wird wie „Euer Baguette ist nur ein Brötchen mit PR-Agentur“.

Ein historischer Abend – aber nicht für Frankreich

Während die DFB-Frauen sich mit zehn Spielerinnen durch das taktische Stalingrad des Abends kämpften, saß Frankreichs Offensive in bequemen Liegestühlen zwischen Strafraumkante und Ideenlosigkeit. In Überzahl, mit der Führung im Rücken, hätte man meinen können: „Jetzt geht’s los!“ Stattdessen kam: „Oh là là – was machen wir denn jetzt?“ Chancen? Fehlanzeige. Kreativität? Urlaub. Die EM-Bilanz? Einmal mehr: Rendezvous mit dem deutschen Ausscheiderlebnis.

Zuschauerrekord und Zickenzoff

Während in Deutschland über 10 Millionen Zuschauer die DFB-Frauen bejubelten, dürfte in Frankreich das Public Viewing eher in Public Brooding umgeschlagen sein. In den Bistros ging der Crémant aus – nicht wegen der Freude, sondern weil man ihn zur Beruhigung der Nerven benötigte.

„Le Figaro“ titelte pathetisch: „Das grausame Ende eines Traums.“ Oder wie man es in Deutschland nennt: Samstag. Halbfinale. Feierabend.

Eine Mannschaft, zwei Realitäten

Deutschland kämpfte, rackerte, flog in Unterzahl über den Platz wie ein Duracell-Häschen auf Espresso. Frankreich hingegen diskutiert noch immer, wie man einen dominanten Ballbesitz von 67 % in gefühlte Gerechtigkeit ummünzt.

Ein Vorschlag für die nächste EM: Wer mehr Interviews mit beleidigtem Tonfall gibt, bekommt einen Trostpokal. Oder ein Ehrenzertifikat in „Emotionalem Elfmeterversagen“.

So oder so: Vive la Fußball-Realität – und ein Hoch auf Mannschaften, die weniger reden und mehr schießen. Und das trifft in diesem Jahr nun mal auf Deutschland zu.

PS: Liebe Selma, die Deutschen haben vielleicht nicht dominiert – aber getroffen. Und am Ende zählt nicht, wer schöner tanzt, sondern wer am Schluss das Licht ausmacht.