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Bericht aus der Hauptstadtblase – oder: Wie man in Washington den Sauerstoff aus der Demokratie saugt
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Washington D.C., diese ewige politische WG ohne Auszugstermin, sucht händeringend nach frischem Blut – und nein, diesmal nicht in Form einer Lobbyisten-Spende, sondern in Gestalt eines Politikers, der noch nicht in den Recycling-Kreislauf der Hauptstadt gelangt ist. Das Problem: Wer lange genug in Washington sitzt, riecht irgendwann nach einer Mischung aus Pappkaffee, Wahlkampfversprechen und unbezahlten Praktikanten.
Während die Republikaner auf ihren lautstarken Hausmeister Trump setzen – ein Mann, der Social Media wie eine Ein-Mann-Klatschpresse bedient – versuchen die Demokraten, ebenfalls jemanden zu finden, der das Publikum elektrisiert. Stattdessen bekommen sie oft Reden, die so trocken sind, dass man sie eigentlich als Notfall-Sandstreuer für Glatteis einlagern könnte.
Die Linke sucht ihren eigenen Trump Die Idee ist simpel: Jemand, der „von außen“ kommt, also aus der Geschäftswelt, vom Land oder wenigstens aus einem Bundesstaat, in dem „Politik“ nicht automatisch als eigene Blutgruppe gilt. Jemand, der Populismus atmen kann, ohne dabei die Parteisatzung zu verschlucken. Ein „Donald Trump der Linken“ – nur ohne den orangen Teint und den Hang, Sätze wie Baustellenampeln mitten im Satz auf Rot zu stellen.
Das Drama der Hauptstadt-Demokraten Das eigentliche Problem der Demokraten in Washington ist nicht die Ideologie, sondern der Soundtrack. Die einen reden wie Universitätsprofessoren im dritten Espresso-Koma, die anderen wie Excel-Tabellen mit Stimmbändern. Sie setzen auf Argumente, während die Gegenseite auf Schlagzeilen setzt. Ergebnis: Die Demokraten schreiben Essays, während Trump in 12 Sekunden 4 Millionen Klicks einfährt – und nebenbei ein politisches Feuerwerk zündet, das in der Hälfte der Fälle von der Feuerwehr der eigenen Partei gelöscht werden muss.
Obama – der Anti-Trump der Eleganz In dieser Diskussion taucht zwangsläufig der Vergleich zu Obama auf – ein Mann, der Reden hielt, als ob er einen Poetry-Slam im Weltall moderierte. Nur manchmal rutschte auch ihm ein Satz raus, der so elegant danebenging wie ein Golfball in der Blumenvase. Dass er sich dafür später entschuldigte, zeigt immerhin, dass nicht jeder Politiker stur auf seiner verbalen Bananenschale stehen bleibt.
Das Endergebnis Die Demokraten suchen fieberhaft den Kandidaten, der nicht in den Kanälen von Washingtons Politabwasser schwimmt. Vielleicht ein Gouverneur. Vielleicht ein Geschäftsprofi. Vielleicht ein Mensch, der im echten Leben mal eine Stromrechnung bezahlt hat, ohne vorher eine Lobbygruppe anzurufen. Und vielleicht – ganz vielleicht – jemand, der Social Media so bespielt, dass der Algorithmus vor Freude Schnappatmung bekommt.
Bis dahin bleibt es beim politischen Dauerduell: Intellekt gegen Instinkt, Absatzmarkt gegen Aufmerksamkeit, und Washington gegen die Realität – mit unentschiedenem Ausgang und maximalem Unterhaltungswert für alle, die Popcorn auf Vorrat haben.