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Der goldene Mittelweg zwischen Gerechtigkeit und Großmaul – Trumps Bußgeld halbiert, Ego verdoppelt
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New York – Es war ein historischer Moment der amerikanischen Justiz – oder zumindest ein sehr amerikanischer: Donald J. Trump, Immobilienmogul, Ex-Präsident und selbsternannter König von allem, wurde in einem Zivilprozess der Finanzkosmetik überführt. Die Anklage: Seine Vermögenswerte waren offenbar derart aufgeblasen, dass selbst ein Luftschiff neidisch geworden wäre. Das Urteil: 464 Millionen Dollar Buße. Die Reaktion: Trump nennt es eine "Hexenjagd". Der New Yorker Gerichtshof nennt es jetzt: ein bisschen zu viel des Guten.
In einem Akt von juristischer Elastizität hat das Gericht nun erklärt, dass zwar der Betrug bleibt – aber die Strafe schrumpft. Der Mann, der Wolkenkratzer angeblich mit der Kraft seiner bloßen Vorstellungskraft gebaut hat, darf sich freuen: Die Richter fanden die 464 Millionen Dollar „überzogen“, was in Trumps Welt ungefähr so klingt wie „völlig lächerlich, unfair, und außerdem sind alle gegen mich!“
Der große Gönner von Mar-a-Lago
Trump selbst spricht – natürlich auf Truth Social, seiner persönlichen Prophetenplattform – von einem „vollständigen Sieg“. In Trumps Wörterbuch bedeutet „Teilerfolg“ bekanntlich alles zwischen Weltfrieden und persönlicher Auferstehung. „Großer Respekt vor dem Gericht“, sagte er, das noch gestern Teil des „korrupten Biden-Regimes“ war. Nun gut – wenn der eigene Geldbeutel ein paar hundert Millionen Dollar weniger wiegt, wird man eben wieder höflich.
Die Rechnung ohne die Verfassung gemacht
Die Richter begründeten die Strafmilderung mit dem achten Verfassungszusatz – jener Passage, die übermäßige Strafen verbietet. Ein Dokument, das Donald Trump vermutlich sonst nur zitiert, wenn es um das Recht geht, Journalisten aus Pressekonferenzen zu werfen oder Muslime vom Reisen abzuhalten. Doch jetzt ist die Verfassung wieder yuge.
Trumps Anwalt argumentierte gar, eine solche Strafe würde „dem übergeordneten Wohl des Landes“ schaden – schließlich wolle der Mandant ja noch einmal Präsident werden. Eine bemerkenswerte Verteidigung: Wenn der Mann das Land retten soll, darf man ihm natürlich keine Steine in den Weg legen. Oder Rechnungen.
Hexenjagd 47.0
Generalstaatsanwältin Letitia James, Lieblingsziel von Trumps Twitter-Nachfolgern, denkt nun über den nächsten juristischen Schritt nach. Trump nennt sie unterdessen „korrupt“, „inkompetent“ und vermutlich demnächst auch noch „eine von Sleepy Joe’s Kaffeekränzchen“. Trump Jr. jubelt, Eric nickt zustimmend – vermutlich ohne ganz zu wissen, worum es geht – und das Familienunternehmen Trump Incorporated feiert einen massiven "Nichtganzverlust" als epochalen Triumph.
Der Fall Trump gegen die Mathematik des Strafrechts zeigt einmal mehr: In Amerika ist alles möglich – sogar, dass ein verurteilter Betrüger sich als moralischer Sieger fühlt, solange das Gericht ihm nicht auch noch sein goldenes Bidet pfänden will. Und während der Mittelstand über seine Steuerlast klagt, jongliert Donald Trump öffentlichkeitswirksam mit Hunderten Millionen – ohne dass ihm dabei auch nur eine Haarsträhne verrutscht. Wahrscheinlich auch künstlich aufgebläht.