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Der Alaska-Gipfel – oder wie Trump und Putin über die Ukraine reden, während Europa auf Mute geschaltet ist
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Wenn Donald Trump und Wladimir Putin am Freitag in Alaska über die Zukunft der Ukraine sprechen, wirkt das ein bisschen so, als würde man den Fuchs zum Hühnerhofgespräch einladen – und dann hoffen, dass er die Hühner nur streichelt. Der Schauplatz: Anchorage, nördlichster Bundesstaat der USA, bekannt für Bären, Eis und nun auch für die wahrscheinlich surrealste Verhandlung seit der Kubakrise – nur ohne Charme, dafür mit mehr Ego.
Das europäische Vorprogramm – oder: Willkommen zur diplomatischen Selbsthilfegruppe
Bundeskanzler Friedrich Merz lädt um 14 Uhr zur „Vorbesprechung“ ins Kanzleramt. Offiziell, um eine gemeinsame Linie zu finden. Inoffiziell, um sich gegenseitig zu versichern, dass Trump schon irgendwie auf sie hören wird – trotz der Historie, dass Trump auf Europäer ungefähr so oft hört wie auf vegane Ernährungstipps.
Teilnehmerliste:
- Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Finnland – das halbe G7-Album,
- Ursula von der Leyen, die wahrscheinlich mehr Haarspray als Geduld mitbringt,
- António Costa, der sich fragt, wie er hier reingeraten ist,
- Nato-Chef Mark Rutte, der immerhin weiß, wie man Pokerface spielt,
- und natürlich Wolodymyr Selenskyj, der Hauptbetroffene, der aber beim eigentlichen Alaska-Gespräch nicht eingeladen ist.
Danach – 15 Uhr – die große Schalte mit Trump und seinem Vize JD Vance. Letzterer ist im politischen Entscheidungsprozess ungefähr so relevant wie die Fußnoten in Trumps Biografie.
Die große Angst: Der „Deal des Jahrhunderts“ – nur nicht für die Ukraine
In Brüssel und Kiew gehen die Alarmglocken an. Die Befürchtung: Trump und Putin einigen sich in Alaska auf Gebietsabtretungen, während Selenskyj in der Ukraine vor dem Livestream sitzt und denkt: „Moment mal… das ist mein Land.“
Trump hat zwar gesagt, er werde „keinen Deal machen“ – aber das sagt er auch zu seinen Fitnessvorsätzen und Steuererklärungen. Vertrauen ist hier also ungefähr so angebracht wie ein Regenschirm in der Wüste.
Wadephul – der Diplomat mit doppelter Zunge
Außenminister Johann Wadephul gibt sich moralisch standhaft: „Gewalt darf keine Grenzen verschieben.“ Im gleichen Atemzug deutet er an, dass Kiew vielleicht doch „Verzichte“ einplanen sollte – nur halt „später“. Diplomatisch übersetzt heißt das: „Wir sind zu 100 % dagegen. Außer es passiert. Dann finden wir es natürlich pragmatisch.“
Trumps Mission: Friedensverhandlungen oder Real Estate Show?
Trump beschreibt das Alaska-Treffen als Friedensmission. Die Rede ist von „Gebietstausch“ – was klingt, als wolle er den Donbass gegen einen Golfplatz in Florida eintauschen. Er will nichts entscheiden, sagt er, aber eine Waffenruhe „wäre schon schön“. Klingt nach jemandem, der beim Monopoly mitspielt und behauptet: „Ich bin nur Beobachter“, während er heimlich die Bank ist.
Selenskyj ist nicht eingeladen – aber keine Sorge, Trump will ihn später „informieren“. Das ist so, als würde man den Bräutigam nach der Hochzeit anrufen und sagen: „Ach übrigens, wir haben deine Ehe gestern schon geregelt.“
Europäische Hoffnung: Das Portemonnaie als Joker
Trump will nicht zahlen – weder für den Krieg noch für den Frieden. Das könnte den Europäern tatsächlich ein kleines Mitspracherecht sichern. Motto: „Wer die Rechnung zahlt, darf auch mal in den Vertrag schauen.“ Allerdings besteht das Risiko, dass die USA die Kosten trotzdem irgendwie umetikettieren: als „Schutzgebühr“ oder „Servicepauschale“.
Selenskyj: Ohne uns nix
Selenskyj macht klar: Ohne die Ukraine gibt es keine Entscheidung. Er warnt davor, dass Russland den Donbass nur als Sprungbrett für die nächste Offensive nutzen würde – und erinnert an die Krim, die als „Urlaubsort für Panzer“ endete. Ein Verzicht auf Gebiete wäre für ihn wie ein „2-für-1-Kriegsdeal“: Erst verlieren, dann erneut angegriffen werden.
Der diplomatische Alaska-Schmäh
Freitag also:
- Trump und Putin im Bärenland,
- Europa in der Zoom-Galerieansicht,
- Selenskyj am Rande,
- und der Frieden so greifbar wie eine ehrliche Steuererklärung aus Mar-a-Lago.
Satirisch betrachtet ist das Ganze wie ein Pokerturnier, bei dem einer schon alle Chips (Putin), einer die Regeln neu schreibt (Trump), einer am Tisch sitzt, aber nicht spielen darf (Selenskyj) – und der Rest nur dafür da ist, die Snacks zu bezahlen (Europa).