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Politik

Strickjacken statt Staatskunst – Lawrow trägt CCCP, Trump sucht den Friedensnobelpreis und Alaska steht kurz vorm geopolitischen Modenschau-Finale

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Strickjacken statt Staatskunst – Lawrow trägt CCCP, Trump sucht den Friedensnobelpreis und Alaska steht kurz vorm geopolitischen Modenschau-Finale

Anchorage, Alaska – Der Ort, wo sich Grizzlys und Geopolitik gute Nacht sagen, wird zur frostigen Bühne für das heißeste Theater des Jahres: Trump & Putin im Zwei-Mann-Friedensgipfel – moderiert von Sergej Lawrow, der als russischer Außenminister anreist, aber aussieht wie das wandelnde Archiv des Sowjetmuseums.

Die Szene: Ankunft mit Ansage (und Acrylpullover)

Schon beim Ausstieg aus dem Flugzeug macht Lawrow klar: Hier geht’s nicht um Diplomatie. Hier geht’s um Statements. Er trägt – und das ist kein Scherz – einen Pullover mit der Aufschrift „CCCP“.

Ein Look, der irgendwo zwischen „Gorbi-Fanclub-Treffen 1985“ und „Moskauer Seniorenfitness mit Geopolitikaufschlag“ liegt. Die Buchstaben sind nicht mal vollständig sichtbar – weil Lawrow darüber eine Weste trägt, die offenbar dafür da ist, zu zeigen, dass Russland zwar vage provoziert, aber immer mit Sicherheitsabstand.

Das Internet explodiert. Der Westen schüttelt den Kopf. Und irgendwo in Kiew schlägt sich ein Kommunikationsberater an die Stirn und murmelt: „Na super. Jetzt haben wir modische Rehabilitierung des Imperiums auch noch.“

Lawrow: Der Mann, der mit jedem Faden eine Nachricht spinnt

Seine Aussagen zur Presse sind gewohnt kryptisch-professionell:

„Wir wissen, dass wir Argumente haben, eine klare und verständliche Position. Wir werden sie darlegen.“

Übersetzt: „Wir wollen, was uns nicht gehört, behaupten, dass es uns gehört, und sind beleidigt, wenn ihr das anders seht.“

Doch diesmal steht nicht seine Rhetorik im Fokus, sondern sein Outfit. Ein CCCP-Pullover – in Alaska. Das ist, als würde Olaf Scholz bei einem Israel-Besuch ein T-Shirt mit „Deutsches Kaiserreich“ tragen. Es ist diplomatische Selbstentzündung mit Baumwollanteil.

Trump: Der Friedensfürst mit Nobelpreis-Abo-Wunsch

Und dann kommt der Gastgeber. Donald J. Trump. Der Mann, der einmal sagte, er könne den Ukraine-Krieg „in 24 Stunden“ beenden. Spoiler: Die Uhr tickt noch. Sein Plan? Unklar. Sein Ziel? Der Friedensnobelpreis. Seine Methode? Hoffen, dass Putin ein „Deal“-Typ ist und nicht einfach nur ein „Ich nehme, was ich will“-Typ.

Vorab lobt Putin jedenfalls die „aufrichtigen Bemühungen“ der US-Regierung – was bei Putin ungefähr so ehrlich klingt wie ein Influencer, der sagt: „Ich habe dieses Produkt wirklich selbst getestet.“

Trump gibt sich optimistisch:

„Ich habe Angebote gemacht.“ Welche? – Niemand weiß es. Vielleicht ein Steakessen in Mar-a-Lago. Vielleicht Steuererleichterungen für befreundete Oligarchen. Vielleicht die Rückgabe der Krim auf eBay – gegen Sofortkauf.

Der Ort des Geschehens: Alaska – Zwischen Zeitverschiebung und Zeitreise

Warum Alaska? Weil es so weit weg ist, dass Europa kaum zugucken kann. Weil es kalt genug ist, um Putins Herzfrequenz nicht zu stören. Und weil man dort noch so tut, als könne man mit Schneemobilen internationale Ordnung wiederherstellen.

Putin sieht das als Bühne. Trump sieht das als Casting-Show. Lawrow sieht aus, als habe er sich beim Umsteigen in Nowosibirsk verlaufen – direkt in die Vergangenheit.

Europa? Spielt die Rolle der nervösen Ex beim Zoom-Call

Während also in Anchorage die Geopolitik in Polyester gestrickt wird, sitzt Europa am Rand der Weltkarte und fragt sich: „Wie konnte es so weit kommen, dass die Sowjetunion als Mode wiederkommt, bevor die Ukraine Frieden hat?“

Bundeskanzler Merz, frisch aus dem Gespräch mit Trump, hatte gehofft, einen Rest Einfluss zu bewahren. Doch seine vorbereiteten Argumentationspapiere wurden vermutlich von Trump als „kostenlose Servietten“ eingesammelt.

Und Ursula von der Leyen? Hat laut interner Kreise erwogen, dem russischen Außenministerium modische Sanktionen zu verhängen. Erste Idee: CCCP-Pullis bei der Einreise konfiszieren und durch EU-geförderte Norwegerpullover ersetzen. Mit Friedensstickerei.

Putin: Der Architekt des Krieges als Gast des Friedens

Putin, der Mann, der den Ukraine-Krieg begonnen hat, gibt sich plötzlich verständnisvoll:

„Die US-Regierung unternimmt meiner Ansicht nach ganz energische und aufrichtige Anstrengungen...“

Wenn Putin „aufrichtig“ sagt, meint er in der Regel: „Ich schau euch gerne beim Scheitern zu.“

Er reist an, nicht um zu verhandeln, sondern um zu dominieren. Die Waffenruhe ist für ihn ein taktisches Mittel. Trump? Für ihn bestenfalls ein nützlicher Depp. Und Lawrow? Ein wandelnder Nostalgie-Fernseher auf zwei Beinen, der aus jedem Jahrzehnt eine andere Kränkung mitbringt.

Diplomatie auf der Thermo-Unterwäsche-Ebene

Die Welt schaut zu – und versteht: Dieser Gipfel wird keine Lösung bringen. Aber er bringt Bilder. Und davon lebt der moderne Machtmensch.

  • Trump als Friedensmessias mit PR-Bauch
  • Putin als Zarenimitat mit Weltkarte im Jackett
  • Lawrow als Model der Retro-Diktatoren-Kollektion „Frühjahr/Sommer 1986“

Wenn alles vorbei ist, wird es keine Vereinbarungen geben. Aber vielleicht ein Gruppenfoto vor einer Eisscholle. Mit verschränkten Armen, eingefrorenen Gesichtern und einem Lächeln, das sagt: „Wir hassen uns – aber es sieht gut aus.“

Und irgendwo, im Hintergrund, hängt ein Schild: „Nobelpreis-Ausstellung: Jetzt bewerben. Auch ohne Inhalt.“