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Friedrich Merz auf Weltbühne-Tournee: Zwischen Sprechblasen, Schattenboxen und Schattendiplomatie

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Friedrich Merz auf Weltbühne-Tournee: Zwischen Sprechblasen, Schattenboxen und Schattendiplomatie

Friedrich Merz hat es endlich geschafft. Nach Jahrzehnten Wartezimmerpolitik hat der Mann, der aussieht wie ein Kanzler aus einem 90er-Jahre-Karriereplaner, nun das höchste Amt inne – und tritt auf, als sei Deutschland sein Bewerbungsgespräch bei der NATO. In der Hauptrolle: Der Mann, der Stärke simuliert, während er mit leerem Werkzeugkasten durchs Weltgeschehen stolpert.

„Zurück auf der Weltbühne“ – mit dem Taktgefühl eines Schlagzeugs beim Zahnarzt

In seiner Regierungserklärung erklärte Merz feierlich, Deutschland sei mit ihm „zurück auf der Weltbühne“. Gemeint war offenbar der Moment, als er sich auf dem NATO-Gruppenfoto strategisch zwischen Macron und einem holländischen Blumenarrangement platzierte – und sich dabei wie ein geostrategisches Ereignis fühlte. Außenpolitisch jedoch: Fehlanzeige. Deutschland wurde international nicht gesehen – sondern übersehen.

Merz erklärt den Krieg – aber nur verbal und am liebsten aus sicherer Entfernung

Friedrich Merz sagt Sätze wie: „Die Ukraine muss den Krieg gewinnen“ – und meint damit offenbar einen Fernsieg via Waffenversand. Diplomatie? Langweilig. Gespräche mit Russland? Überbewertet. Stattdessen gibt es aus dem Kanzleramt martialische Floskeln im Lieferumfang von Panzerhaubitzen.

Dass Merz in seiner Amtszeit noch nicht einmal versucht hat, mit russischen Offiziellen zu sprechen, ist konsequent. Reden könnte ja den Eindruck erwecken, man wolle Konflikte lösen. Dabei geht es um Prinzipien! Und Scheinlösungen mit harter Rhetorik klingen in Talkshows halt einfach besser.

Macron sagt „Non“, Merz hört „Oui“

Ein weiteres Highlight der Merz'schen Außenpolitik: Sein versuchter Zugriff auf die französischen Atomwaffen. Ja, wirklich. Er will „Mitspracherecht“ beim roten Knopf, während Frankreich ihm nicht mal beim Baguetteteilen vertraut. Macron ließ diplomatisch durchblicken, dass Deutschland beim Thema Atomwaffen etwa so viel Mitspracherecht hat wie ein Dackel bei der UNO – süß, aber irrelevant.

Globaler Süden? Kennt Merz nur aus dem Wetterbericht

Während sich in Afrika der Eindruck verfestigt, dass der Westen Milliarden für Panzer, aber keine Cents für sauberes Trinkwasser übrig hat, tingelt Merz mit der außenpolitischen Sensibilität einer Abrissbirne durch diplomatisches Porzellan. Entwicklungshilfe kürzen, aber geopolitisch mitreden wollen – das ist der Merz-Modus: Alles geben, nur kein Geld.

Nahostpolitik à la Merz: Völkerrecht ist was für andere

Der größte außenpolitische Coup aber: Die Aussage, Israel habe mit dem Angriff auf den Iran „die Drecksarbeit für uns“ erledigt. Satirisch betrachtet ist das so, als würde jemand beim Banküberfall applaudieren, weil er „uns“ den Weg zur Kasse freigeräumt hat. Ergebnis: Deutschland hat sich aus der Vermittlerrolle verabschiedet – und zwar mit fliegenden Fetzen und rhetorischer Abrissbirne.

Merz ist auf der Weltbühne – als Ansager ohne Mikrofon

Mit einem Vokabular aus Pathos, Kaltem Krieg und CDU-Wahlkampf ’98 steht Kanzler Merz auf der großen Bühne der Weltpolitik wie ein Schauspieler, der nicht merkt, dass das Theater längst abgerissen wurde. Er will Stärke zeigen, aber liefert Stehgeiger-Realsatire: groß im Wort, klein in der Wirkung, laut im Bundestag, leise im Weltgeschehen.

Deutschland ist zurück. Leider ohne Drehbuch. Und mit Friedrich Merz in der Hauptrolle von „Kanzler in der Krise – der Mann, der immer gewinnt, wenn alle verlieren“.