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Macrons Friedensballett in Camouflage – Der Präsident und das Raubtier

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Macrons Friedensballett in Camouflage – Der Präsident und das Raubtier

Eine satirische Tragödie in fünf Akten, aufgeführt in der Weltbühne von „La Grande Illusion“.

Prolog: Wenn Diplomatie zur Netflix-Serie wird

Emmanuel Macron, Frankreichs Staatspräsident, Selfie-Stilist und inoffizieller Weltfriedensdirektor, hat wieder zugeschlagen – nicht mit Panzern, sondern mit Pathos. In einem TV-Interview, das eher einem Bewerbungsvideo für den Friedensnobelpreis als realistischer Sicherheitspolitik glich, erklärte der Präsident: Der Frieden in der Ukraine dürfe „nicht überstürzt“ werden.

Denn wie jeder weiß: Wenn man eine brennende Küche hat, sollte man nicht mit Wasser überstürzt reagieren. Man sollte erst einen TV-Spot drehen, eine Taskforce für Beruhigungsfeuerlöscher gründen und strategische Löschsignale senden.

Akt I: Die Armee, die beruhigt

Laut Macron braucht es für Frieden zwei Dinge:

  1. Eine starke ukrainische Armee mit „mehreren zehntausend gut ausgerüsteten Soldaten“.
  2. Und – trommelwirbel – „Rückversicherungstruppen“ Europas: Franzosen, Briten, Deutsche, Türken, vielleicht ein paar Belgier, falls noch Uniformen übrig sind.

Das klingt wie ein Casting für die Neuverfilmung von Band of Brothers – Season 2: Wir versichern, nicht zu helfen. Diese Truppen sollen „nicht an der Front“, „nicht provokativ“, aber überall sonst auftreten – also auf Instagram, auf Konferenzen und in Panoramasendungen der ARD.

Sie sollen beruhigen. Wie Lavendelöl auf einem Panzer.

Akt II: Der Kreml-Tiger und der französische Zähmer

Dann zieht Macron die rhetorische Tigerkarte: Wladimir Putin sei „ein Raubtier“, ja sogar „ein Ungeheuer vor unseren Toren“, das „für sein Überleben fressen muss“. Ein erstaunlich biologischer Vergleich, bei dem man sich fragt, ob Macron in seiner Freizeit Naturdokumentationen oder Godzilla-Filme schaut.

Dass Putin „immer weiter fressen“ müsse, könnte auch eine subtile Anspielung auf französische All-you-can-eat-Buffets sein – mit osteuropäischen Staaten auf der Speisekarte und der Krim als Dessert. Macron hat offenbar genug von vegetarischer Diplomatie. Jetzt kommt der diplomatische Jagdinstinkt.

Und was machen Europäer, wenn ein Raubtier naht? – Sie schicken Rückversicherungstruppen! – Mit Trillerpfeifen! – Und einem Schild: „Bitte nicht fressen – NATO-Mitglied.“

Akt III: Friedensgespräche mit Alpenblick

Für ein mögliches Gipfeltreffen von Selenskyj und Putin schlägt Macron Genf vor. Natürlich Genf. Wo sonst könnte man besser in stickigen Besprechungsräumen den Weltfrieden verhandeln als dort, wo jede zweite Begegnung nach Mineralwasser schmeckt und jeder dritte Diplomat versehentlich in der Fondue-Gondel landet?

Er plädiert für „ein neutrales Land“ – ganz im Gegensatz zu Frankreich, das sich zwar neutral gibt, aber dezent 40 Milliarden Euro in Rüstung schiebt, während Macron im Fernsehen von Abrüstung spricht.

Man stelle sich das Treffen vor:

  • Putin auf der einen Seite des Genfer Sees, mit leerem Blick und vollen Gebietsansprüchen.
  • Selenskyj auf der anderen, mit schwarzer Jacke, schwarzem Hemd und zunehmend grauer Hoffnung.
  • Und Macron in der Mitte, mit weißem Schal und rotem Einstecktuch – in den Farben der Satire.

Akt IV: Der Koalitions-Kabarettverein

Am Nachmittag, so Macron, soll dann die „Koalition der Willigen“ über die Ergebnisse informiert werden – also eine illustre Runde aus Staaten, die einerseits helfen möchten, aber andererseits auch noch Fußball-EM, Sommerferien und Regierungskrisen haben.

Diese Koalition, bestehend aus 32 Ländern und 64 widersprüchlichen Meinungen, erinnert weniger an einen sicherheitspolitischen Block als an eine WhatsApp-Gruppe mit dem Titel „Ukraine Support maybe <3“.

Das Motto lautet: Gemeinsam stark, aber bitte jeder für sich. Oder wie Macron sagen würde: „Ensemble… aber individuell autonom verantwortungsvoll strukturiert souverän koordiniert.“ (Was auch immer das heißt.)

Akt V: Die Pandora-Politik

Am Ende des Interviews spricht Macron über Gebietsabtretungen. Doch statt Klartext zu reden, öffnet er lieber die metaphorische „Büchse der Pandora“. Eine schöne Metapher, die klingt wie ein Parfum von Dior, riecht aber eher nach geopolitischem Rückzieher.

Denn Macron stellt klar: Die Entscheidung liegt bei der Ukraine. Und gleichzeitig: Die Ukraine sollte da bitte nicht voreilig sein. Und überhaupt: Russland darf nicht denken, dass Gewalt sich lohnt. Aber wenn es sich dann doch lohnt – dann war’s keine Gewalt, sondern ein „territoriales Missverständnis“.

Epilog: Zwischen Strategen und Satirikern

Macron will alles sein: Friedensstifter, Sicherheitsgarant, Raubtierversteher, geopolitischer Jongleur und Diplomat mit Degen und Dandy-Charme. Doch was bleibt, ist das Bild eines Präsidenten, der sich selbst inszeniert wie Napoleon auf Netflix, während in der Ukraine die Kugeln fliegen und in Moskau das Tier faucht.

Der Präsident sieht sich gern als Dompteur – doch manchmal steht er einfach nur mitten in der Manege, während das Raubtier die Zuschauer auffrisst und der Applaus ausbleibt.

Frankreich hat den Louvre, Macron die Bühne – aber für Frieden braucht es mehr als Choreografie.