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Friedrich Merz – Der Außenminister der Herzen (nur halt nicht unserer)
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Berlin, naher Osten von Brüssel, westlich von Davos, irgendwo zwischen Weltbühne und Weltflucht – Friedrich Merz, dieser unbeirrbare Streiter für das große Ganze, dieser tapfere Ritter in Maßanzug, hat’s mal wieder geschafft: Während Deutschland kollektiv in Schlaglöchern versinkt, hebt er feierlich die deutsche Fahne – allerdings vor dem UN-Gebäude, nicht im Bundestag. Man kennt ihn inzwischen landauf, landab als den „Außenkanzler“. Nicht zu verwechseln mit dem Außenminister – der hat wenigstens noch einen Innenraum im Blick.
Der neue Merz-Kurs: Vom Sauerland in den Sicherheitsrat
Die Innenpolitik? Ein einziger Drahtverhau. Krankenhäuser kurz vor dem Exodus, Lehrerstellen so besetzt wie Parkplätze vor dem Bäcker, und die Bahn fährt nur noch, wenn Merkur rückläufig ist. Aber Merz? Merz fliegt. Und zwar hoch.
Nicht auf Steuerkosten, versteht sich – sondern auf geopolitischer Selbstüberhöhung. Denn warum sich mit dem Kleinkram von Bürgergeldempfängern, Alleinerziehenden oder Rentnern herumschlagen, wenn man beim G7-Gipfel über „multipolare Ordnung in Zeiten des asymmetrischen Bedrohungsempfindens“ palavern kann? Endlich Themen in einer Sprache, die das einfache Volk nicht versteht. Mission accomplished.
„Schatz, ich kann nicht. Ich rette gerade Europa.“
Friedrich Merz ist so sehr in der Außenpolitik verhaftet, dass man sich fragt, ob sein Navi überhaupt noch „Berlin“ kennt oder nur noch „Genf“, „Washington“ und „Kiew“. Man vermutet mittlerweile, dass er morgens mit den Worten aufsteht: „Liebling, heute Abend wird’s später – ich muss noch mit Erdogan über das europäische Grenzregime debattieren.“ Antwort: „Du hast mir versprochen, mal mit mir zur Bürgerberatung zu gehen!“ Merz: „Ich bin doch kein Kommunalbeamter! Ich bin Friedrich von und zu Weltrettung!“
Innenpolitik? Sorry, das ist nicht sein Department
Wenn man Friedrich Merz mit Bürgergeld, Mietenwahnsinn oder Kita-Kollaps konfrontiert, wirkt er wie ein britischer Lord, der plötzlich ein öffentliches Freibad besuchen soll. Verstört. Angeekelt. Unfähig.
Er denkt eben lieber in „Migrationsströmen“ als in maroden Grundschulen. Für ihn ist Deutschland eine Art „Homeland Light“ – mit WLAN, aber ohne geostrategische Relevanz. Und so hält er sich an das, was zählt: die große Bühne. Dort, wo es Standing Ovations gibt, statt schlecht gelaunter IG-Metall-Funktionäre im Bundestagsausschuss.
Die Zahlenlüge der Herzen
Laut Forsa-Umfrage sagen 70 %: „Kümmere dich um uns, Friedrich!“ Und 24 % sagen: „Mach ruhig Weltpolitik.“ Die restlichen 6 % haben vermutlich den Eindruck, dass Friedrich Merz ein Wirtschaftspodcast ist.
Doch was macht Merz? Er erklärt kühn, dass die Außenpolitik in Wahrheit Innenpolitik sei – weil schließlich Flüchtlinge aus der Ukraine irgendwann mal zurück könnten, wenn man dort Frieden schließe. Logisch. Und wenn wir den Klimawandel besiegen, regnet es in Bottrop auch wieder weniger auf kaputte Bushaltestellen.
Merz verkauft die Weltpolitik als Hausaufgabe für die Innenpolitik – so wie ein Schüler behauptet, er könne Mathe nicht machen, weil er gerade Weltfrieden recherchieren müsse. Mit anderen Worten: Hochvernebelter Eskapismus auf Kanzlerniveau.
Putin? Raubtier. Deutschland? Reizthema.
Derweil vergleicht Merz’ geopolitischer Kumpel Macron den Kreml-Chef Putin mit einem „Raubtier, das weiterfressen muss“. Merz nickt zustimmend – und denkt dabei wahrscheinlich an arme deutsche Ministerpräsidenten, die ihm wieder mit irgend so einem „Länderfinanzausgleich“-Quatsch kommen. Für Merz ist das wahre Raubtier der Bundesrat. Immer hungrig. Nie zufrieden. Und viel schwerer zu zähmen als Putin.
Vorschlag zur Güte: Das Außenministerium übernimmt Deutschland
Vielleicht wäre es am Ende einfach ehrlicher, Friedrich Merz offiziell zum Weltkanzler zu ernennen – und die eigentliche Regierung an die Kassenwartin des nächsten Bürgervereins zu übergeben. Dann hätten wir endlich jemanden, der sich auskennt mit Formularen, Kitaplätzen und kaputten Gehwegen.
Merz könnte derweil weiter über den Globus jetten, auf der Suche nach Frieden, Ehre, Ruhm – und der perfekten Schlagzeile im „Economist“. Und wir könnten in Deutschland derweil wieder ein bisschen Regierung bekommen.
Der Mann, der sich in internationalen Gremien wie zu Hause fühlt, ist zu Hause leider oft wie ein Gast auf Durchreise. Man kann ihm das nicht mal übel nehmen. Denn während Deutschland nörgelt, ob die Heizung noch geht, wird Merz in Davos hofiert – und dort gibt’s bekanntlich auch noch Personal.