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Mission Meteorit“ – Wie ein 25-Kilo-Klumpen vom Mars in New York unter den Hammer kam

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Mission Meteorit“ – Wie ein 25-Kilo-Klumpen vom Mars in New York unter den Hammer kam

Es gibt Geschichten, die schreibt nur das Leben. Und dann gibt es Geschichten, die klingen so, als hätte jemand Indiana Jones, Wolf of Wall Street und einen schlechten Science-Fiction-Film in einen Mixer geworfen – und vergessen, den Deckel draufzumachen.

Wir sprechen hier vom teuersten Mars-Meteoriten aller Zeiten: NWA 16788, ein 25-Kilo-Brocken in der Farbe „kolonialer Rostton“, der 2023 in der Sahara im Niger einschlug. Nach einer Reise von 300 Millionen Kilometern quer durchs All hatte der Stein vermutlich geglaubt: „Ah, endlich angekommen. Hier bleibe ich, werde bestaunt, geehrt, vielleicht in einem Museum ausgestellt.“ Tja, falsch gedacht. Willkommen auf Planet Erde, wo alles, was nicht bei drei im Safe ist, zur Ware wird.

Vom galaktischen Abenteuer zum globalen Wanderpokal

  1. Startpunkt: Mars – Vor Millionen Jahren. Ein Asteroid schlägt ein, ein kosmischer Knall, Gestein fliegt durch die Gegend, Hollywood würde dafür den halben Marvel-Besetzungscast engagieren.
  2. Zwischenstopp: Die unendliche Leere des Alls. NWA 16788 schwebt Jahrtausende durchs Vakuum, ohne First-Class-Lounge, ohne Duty-Free-Shop.
  3. Landung: Sahara, Niger – 2023. Er schlägt in der Nähe von Agadez ein, wo er die lokale Steinwirtschaft kurzzeitig revolutioniert.
  4. Erster Besitzerwechsel: „Örtliche Dorfgemeinschaft“ verkauft ihn an einen „internationalen Händler“. So vage formuliert, dass selbst Interpol nur müde gähnt.
  5. Italienische Zwischenstation: Galerie in Arezzo, vermutlich direkt zwischen einer verstaubten römischen Vase und einem angeblich echten Leonardo-Skizzenblock.
  6. Hauptact: Sotheby’s in New York – und zack, für 4 Millionen Euro an eine mysteriöse Privatperson verhökert.

Niger: „Das ist unser Stein, verdammt nochmal!“

Die nigrische Regierung hat jetzt den Kriminalfall „Meteoritenklau“ eröffnet. Vier Ministerien (!) sollen herausfinden, wie der Brocken den Kontinent verlassen konnte, ohne dass auch nur ein Zollbeamter „Moment mal…“ gesagt hat.

Man betont, dass die Kolonialzeit vorbei sei. Zwischen den Zeilen hört man jedoch: „Nur weil er aus dem All kommt, heißt das nicht, dass er nicht zu uns gehört.“ Schließlich fordert Marokko ja auch Meteoriten zurück, die auf seinem Boden landen – also bitte.

Sotheby’s: Die Pokerface-Profis

Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher von Sotheby’s sinngemäß: „Keine Sorge, alle Papiere waren in Ordnung.“ Übersetzung: „Es war so wasserdicht wie ein Regenschirm aus Gaze, aber es stand in Arial 12 auf einem Formular, also passt’s.“

Und natürlich prüft man „die vorliegenden Informationen“. Das ist Auktionshaus-Sprech für: „Wir warten mal ab, ob sich das in zwei Wochen noch jemand traut anzusprechen.“

Der Professor und das koloniale Déjà-vu

Paul Sereno, Dinosaurierjäger und Museumsplaner, ist überzeugt: Hier wurde nigrisches Recht gebrochen. Er plant ein Museum, in dem der Meteorit hätte ausgestellt werden können – direkt neben Dinosaurierknochen und anderen Schätzen, die nicht auf dubiosen Kunstmärkten verschwunden sind. Er bringt es trocken auf den Punkt: „Das Völkerrecht besagt, dass man einem Land nicht einfach etwas wegnehmen kann.“ Oder, in der Kurzversion: Das hier ist nicht eBay, Leute.

Satirische Zwischenbilanz

Das Ganze wirkt wie ein interplanetares Monopoly:

  • Startfeld: Mars
  • Feld 3: Sahara – „Zahlen Sie 50.000 an einen Händler, der mehr Goldzähne als Skrupel hat.“
  • Feld 7: Toskana – „Legen Sie den Brocken ins Schaufenster, damit Wissenschaftler denken, er sei sicher.“
  • Feld 10: Sotheby’s – „Herzlichen Glückwunsch! Sie haben gerade etwas verkauft, das nicht Ihnen gehört.“

Die Pointe: Wer gehört hier eigentlich wem?

Die Ironie: Der Meteorit ist das wahrscheinlich kosmischste Flüchtlingsschicksal der Geschichte. Millionen Jahre unterwegs, unversehrt durch’s All, unversehrt durch die Erdatmosphäre – und dann im Jahr 2025 Opfer eines Handels, der aussieht wie eine Mischung aus Kunstraub, Flohmarkt und Weltraumschmuggel.

Wenn der Brocken sprechen könnte, würde er vermutlich sagen: „Ich habe 300 Millionen Kilometer überlebt, um in einem klimatisierten Safe zu enden, neben einer Briefmarkensammlung und einer ungenutzten Pelzkollektion. Toller Planet.“