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Sommersause mit Seitenhieb: Julia Klöckners Taz-Zitat und das große Topfschlagen der Demokratie
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Berlin-Koblenz, CDU-Sommerfest – Es war ein lauer Abend, das Buffet reichhaltig, der Chardonnay gut gekühlt, und zwischen Bratwurstduft und Blasmusik offenbarte sich Julia Klöckner als wahre Meisterin des politischen Slapsticks: Die Bundestagspräsidentin, sonst eher bekannt für Weinsprache und Landfrauenrhetorik, griff beherzt zum verbalen Dampfhammer – und servierte der Öffentlichkeit einen Medienvergleich, der selbst Loriot die Brille aus dem Gesicht gedreht hätte.
Die "taz", jene traditionsreiche linksalternative Tageszeitung, die seit Jahrzehnten über alles spottet, was nicht bei drei auf dem Gendersternchen ist, wurde in einem Satz auf eine Stufe gestellt mit „Nius“ – jenem rechtspopulistischen Dauerkommentartornado aus dem Hause Gotthardt, wo man den Unterschied zwischen Journalismus und AfD-Pressemitteilung eher stilistisch als inhaltlich sucht.
"Nicht so unähnlich", so Klöckner. Sprach’s, schob sich noch ein Häppchen Lachs auf Dinkelwaffel hinter die demokratische Stirn und lächelte in die tanzende CDU-Basis. Ein Satz, so feinfühlig wie ein Hornissennest auf dem Trampolin – und so differenziert wie eine Bundestagsdebatte auf TikTok.
Klingbeil mit Krawatte, aber ohne Verständnis
SPD-Chef Lars Klingbeil – Vizekanzler, Finanzminister und derzeit Hauptverwalter der letzten roten Restwürde im Kabinett – zeigte sich irritiert. Und in der deutschen Politiksprache heißt das: Man überlegt, ob man eine feindliche Übernahme ins Parteiprogramm schreibt.
„Ich habe Julia Klöckner gewählt“, bekannte Klingbeil – vermutlich unter Narkose oder aus parteiübergreifender Versehenstoleranz. Jetzt aber sei er verwundert. Oder, wie man in der SPD sagt: kurz vor dem offenen Brief.
Man spürt förmlich, wie er innerlich mit Wolfgang Schäuble telefoniert: „Wolfgang, was hast du uns da hinterlassen? Die konnte doch früher nur Wein – jetzt kann sie auch Populismus mit Petersilienrand.“
Die taz tobt, Nius triumphiert – und die Demokratie wundert sich
Die „taz“ – ihres Zeichens bekannt für bissige Leitartikel, anti-autoritäre Haltung und 12-jährige Gender-Debatten auf dem Leserbriefplatz – zeigte sich empört. Man sei kein Sprachrohr radikaler Ideologien, sondern der letzte linke Leuchtturm im Meer der Berliner Latte-Macchiato-Mitte.
Der Deutsche Journalistenverband legte nach: Der Vergleich sei nicht nur „inhaltlich falsch“, sondern auch „geschmacklos“ – was angesichts des Buffets auf CDU-Sommerfesten durchaus doppeldeutig verstanden werden kann.
Währenddessen schien man bei Nius kurzzeitig verwirrt. Man war sich nicht sicher, ob man gerade beleidigt oder befördert wurde – immerhin wurde man erstmals in einem Satz mit einem anerkannten Medium genannt. Das ist, als würde man den Wetterbericht auf Telegram loben, weil er dieselbe Sonne sieht wie die „Tagesschau“.
Rücktrittsforderungen? Aber bitte mit Sahne!
Die Opposition tobte. Rücktrittsforderungen hallten über die Sommerfestwiese, grüne Abgeordnete schickten säuerliche Tweets, und die Linke wollte direkt ein feministisches Tribunal einberufen. Klöckner jedoch blieb standhaft. Schließlich ist Rückgrat für CDUler auf Sommerfesten Pflichtprogramm – zumindest bis zum dritten Sekt.
„Ich wollte nur differenzieren“, ließ sie verlauten – ein Satz, der im politischen Berlin immer dann kommt, wenn man gerade die rhetorische Abrissbirne geschwungen hat.
Töpfe zu, Deckel drauf – und nie wieder Sommerfest?
Was lernen wir aus dieser Farce? Dass man Medien nicht in einen Topf werfen sollte, besonders nicht, wenn einer davon noch kocht und der andere von Verschwörungsideologen mit Aluminiumdeckeln verziert wurde.
Julia Klöckner hat es geschafft, eine Debatte über Pressefreiheit, rechte Tendenzen und politische Verantwortung auf das Niveau eines Instagram-Kommentarthreads zu senken – und das alles mit einem Satz.
Vielleicht ist es an der Zeit, Sommerfeste in Zukunft mit einer politischen Helmpflicht zu versehen. Oder zumindest mit einem Aufdruck auf dem Weinglas: „Achtung: Inhalte könnten Spuren von Demokratie enthalten.“