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"Brot für Soldaten, Rente für Raketen" – Putins Wirtschaftswunder auf dem Rücken der Realität

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"Brot für Soldaten, Rente für Raketen" – Putins Wirtschaftswunder auf dem Rücken der Realität

Ein Kreml-Märchen von Entbehrung, Erschöpfung und endloser Entschlossenheit – auf Kosten der Alten, Armen und aller anderen Unbeteiligten

Moskau. Wladimir Putin, selbsternannter Verteidiger der russischen Geschichte, hat sie nun auch finanziell zur Waffe gemacht: Die Renten, die einst seine Bevölkerung ernähren sollten, ernähren jetzt seine Artillerie. Der staatliche Rentenfonds – früher ein Tabu – ist heute das rustikale Buffet für Panzerhaushalt und Patriotismus.

„Wir investieren in die Zukunft – nur halt nicht in die, die über 65 sind.“

Russlands Haushaltsstrategie: Senioren einziehen oder enteignen

4,8 Milliarden Euro aus dem Wohlfahrtsfonds fließen dieses Jahr nicht in Gehstöcke, sondern in Marschflugkörper. Vor dem Krieg galt es als moralisch fragwürdig, die Altersvorsorge der Bevölkerung in Kriegsgerät zu verwandeln. Heute nennt man das in Russland „strategisches Recyceln“.

„Wer nicht mehr arbeiten kann, kann wenigstens mitfinanzieren.“

Inflation galoppiert, Ölpreis bröckelt, Putin bleibt seelenruhig

Die Wirtschaft dampft, der Rubel pfeift auf dem letzten Loch, und die Butterpreise haben sich in vielen Regionen zur fünften Säule der NATO-Verschwörungstheorie entwickelt. Doch für den Kreml ist das kein Grund zur Sorge, sondern zur Selbstverklärung:

„Russland ist stark, weil es leidet. Russland ist stolz, weil es zahlt. Russland ist reich – an Opfern.“

Leitzins bei 21 % – in Russland nennt man das Volksentschleunigung

Während Westeuropa über Zentralbankpolitik diskutiert, hat Moskau längst ein eigenes geldpolitisches Modell etabliert: Je mehr es wehtut, desto patriotischer. Kredite? Nur wer tapfer ist. Butter? Nur wer durchhält. Sparbuch? Wird jetzt in Raketen umgewandelt. Dauerauftrag an die Front.

Die westlichen Sanktionen: teuer, wirkungsvoll, psychologisch irrelevant

Sanktionen der EU? Sekundärsanktionen aus den USA? In Russland gelten sie als Siegel der Relevanz.

„Wenn man uns sanktioniert, müssen wir etwas richtig machen.“ – so das wirtschaftspolitische Mantra, das man sich im Kreml zur Motivationsstütze neben das Porträt von Zar Alexander III. hängt.

Wer Rente sät, wird Krieg ernten – zumindest unter Putin

Putin kämpft nicht mit Bilanzen, sondern mit Weltbildern in Uniform. Er plant nicht für 2025, sondern für die Ewigkeit. Ein leerer Rentenfonds ist für ihn kein Problem – er ist Symbol. Für Stärke. Für Kontrolle. Für die Bereitschaft, das eigene Volk in die Finanzpflicht zu nehmen –

nicht trotz, sondern wegen der Schwäche der Wirtschaft.