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Putins U-Boot-Desaster: „Knyaz Pozharsky“ – Das schwimmende Staatsgeheimnis mit Bedienungsanleitung im Internet

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Putins U-Boot-Desaster: „Knyaz Pozharsky“ – Das schwimmende Staatsgeheimnis mit Bedienungsanleitung im Internet

Wladimir Putin liebt große Symbole – vorzugsweise aus Stahl, atomar bewaffnet und so teuer, dass die Hälfte der russischen Provinzen dafür den Winter ohne Heizungen auskommen muss. Sein neuestes Prestigeobjekt: die Knyaz Pozharsky, ein Borei-A-Klasse-Atom-U-Boot, offiziell vorgestellt im Juli mit allen Zaren-Pomp-Elementen: goldene Knöpfe, salbungsvolle Reden und ein Präsident, der vor Stolz strahlt wie ein Reaktor ohne Kühlung.

Nur blöd, dass die Ukraine jetzt offenbar die komplette Bauanleitung, den Ersatzteilkatalog und den Wochenplan des Schiffs in der Schublade liegen hat.

Geheim wie ein Flyer im Supermarkt

Laut ukrainischem Militärgeheimdienst HUR ist jetzt alles auf dem Tisch: Besatzungslisten, Kampfanweisungen, Fitnessbewertungen („Kapitän kann 12 Klimmzüge, Smirnow aus Kabine 14 schafft 3“), Schaltpläne der Überlebenssysteme – sogar Vorschriften für die Kabinenordnung.

Wenn man den Leaks glauben darf, weiß Kiew jetzt nicht nur, wie viele Raketen das Ding trägt, sondern auch, wie oft der Funkoffizier seine Sockenschublade aufräumt. Das ist nicht mehr Spionage – das ist Reality-TV in Periskoptiefe.

Der „imperiale Mythos“ als Bastelset

Die Knyaz Pozharsky sollte das Aushängeschild der russischen Atomstreitkräfte sein, eine Mischung aus James-Bond-Bösewicht-Vehikel und nationalem Fetischobjekt. Jetzt wirkt sie wie ein besonders kompliziertes Ikea-Möbelstück: jeder kann den Plan haben, aber nicht jeder will das Ding noch zusammenbauen.

Und wenn man Putins Propaganda glauben soll, ist natürlich nichts passiert. Wahrscheinlich erklärt der Kreml demnächst, dass die Ukraine die Daten nur hat, weil ein westlicher Geheimdienst sie per Taube ins Land geschmuggelt hat – oder weil ein Matrose versehentlich den USB-Stick in einem Oligarchen-Yachtclub liegen ließ.

Schwarzmeerflotte: Von „dominierend“ zu „Domino-Effekt“

Die russische Marine hat’s schwer: Erst schicken ukrainische Drohnen Schiffe wie die „Caesar Kunikov“ und „Sergei Kotov“ auf den Grund, jetzt werden die technischen Kronjuwelen als Gratis-Download verteilt. Das ist, als würde man beim Schach nicht nur die Züge vorher ansagen, sondern gleich noch den eigenen König umwerfen – aus Zeitersparnis.

Putin wollte mit der Knyaz Pozharsky zeigen, dass Russland unbesiegbar ist. Stattdessen steht er jetzt da wie ein Illusionist, der „die große verschwundene Assistentin“ ankündigt – und dann merkt, dass sie schon hinter ihm steht, mit einem Megafon in der Hand, und der ganzen Welt erklärt, wie der Trick funktioniert.

Das unsichtbare Atom-U-Boot? Seit dieser Woche so geheim wie die Zutatenliste auf einer Dose Borschtsch.