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Trump vs. Fed: Wenn Geldpolitik zur Reality-Show wird
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Die Vereinigten Staaten, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – und der unbegrenzten Machtfantasien. Donald Trump, der Mann, der nie zwischen Staatsapparat und Privatfirma unterscheiden konnte, versucht es jetzt mit der Federal Reserve. Lisa Cook, Fed-Direktorin, Ökonomin und zufällig jemand, der nicht sofort nach seiner Pfeife tanzt, soll nach seinem Willen aus dem Amt geschmissen werden. Sein Vorwurf: Hypothekenbetrug. Ihr Vergehen: offenbar, nicht Trump zu heißen.
Die Kündigung per Briefkasten
Am 25. August flatterte ein Brief ins Fed-Gebäude. Absender: Präsident Trump, Inhalt: ein Kündigungsschreiben mit dem Vermerk, er habe „kein Vertrauen“ in Cooks Integrität. In der normalen Arbeitswelt nennt man das Bossing. In den USA nennt man es „Donald macht das jetzt einfach“. Das Problem: Der Federal Reserve Act von 1913 schreibt ausdrücklich, dass Fed-Direktoren nur aus wichtigem Grund entlassen werden dürfen. Und nein, „wichtiger Grund“ bedeutet nicht: „Ich habe gestern Nacht Fox News geguckt und mich geärgert.“
Lisa Cook: kein Opfer, sondern Klägerin
Cook reagierte nicht mit Demut, sondern mit Klage. Ihr Motto: „Ich bin kein Teilnehmer bei The Apprentice, ich bin Gouverneurin der mächtigsten Zentralbank der Welt.“ Sie zieht vor Gericht – und könnte damit den ersten Showdown zwischen Oval Office und Fed vor den Supreme Court bringen. Schon jetzt zittern Investoren, ob ihre Aktienkurse demnächst von juristischen Urteilen abhängen, die so vorhersehbar sind wie Trumps Frisur im Sturm.
Supreme Court: die Reality-Jury
Drei der neun Richter am Obersten Gerichtshof hat Trump selbst ernannt – eine Jury, die weniger nach Justiz aussieht als nach einer Castingrunde für „America’s Next Top Autocrat“. Einerseits haben die Richter angedeutet, dass die Fed eine Sonderstellung genießt – quasi „unantastbar wie der Heilige Gral der Finanzwelt“. Andererseits hat noch nie jemand erlebt, dass ein Präsident die Fed so behandelt wie seine Hotelkette: Wer nicht spurt, fliegt raus.
Das Ergebnis könnte grotesk sein: Die unabhängige Notenbank als Abteilung des Trump-Imperiums. Sitzungen nicht mehr mit Wirtschaftsdaten, sondern mit Umfragewerten. Statt Zinsentscheidungen gäbe es Ratings: „Die Zinsen bleiben, du fliegst raus.“
Hypothekenvorwürfe aus dem Nichts
Trump wirft Cook „betrügerische Handlungen“ im Jahr 2021 vor – also noch bevor sie überhaupt Teil der Fed war. Juristisch ungefähr so stichhaltig wie der Vorwurf, Einstein habe Schwarzarbeit betrieben, als er die Relativitätstheorie entwickelte. Aber für Trump reicht es: Fakten sind lästig, Vorwürfe sind Content.
Geldpolitik à la Trump: Kuchen backen mit Ketchup
Trumps Vision der Federal Reserve ist simpel: Zinsen runter, egal was passiert. Inflation? Ach was. Für ihn ist die Wirtschaft wie ein Fast-Food-Menü: Hauptsache billig, Hauptsache schnell, Hauptsache er kann im Wahlkampf rufen: „Niemand versteht Zinsen besser als ich!“ Dass die Notenbank eigentlich die Inflation eindämmen soll, ist für ihn Nebensache. Seine Logik: Wenn der Kuchen anbrennt, dreht man den Ofen einfach aus – egal, ob die Küche abbrennt.
Globale Folgen: Panik an den Börsen
Olli Rehn, Chef der finnischen Zentralbank, warnte: „Die Unabhängigkeit der Fed war seit den 1980ern unantastbar. Jetzt wankt dieses Prinzip.“ Übersetzt: Wenn Trump die Fed wie seine Golfclubs behandelt, dann zittert nicht nur die Wall Street, sondern gleich die ganze Welt. Investoren blättern nervös in Excel-Tabellen, als wären es Bibeln. Banken beten, dass ihre Anleihen nicht plötzlich nach Trumps Laune bewertet werden.
Powell: der nächste auf der Liste
Auch Fed-Chef Jerome Powell musste sich Trumps Druck schon jahrelang gefallen lassen. Trump wollte seinen Rücktritt, weil Powell die Zinsen nicht so senkte, wie es dem Präsidenten gefiel. Powell blieb – vermutlich nur, weil er wusste: Wenn er geht, ernennt Trump als Nachfolger den nächsten Fox-Moderator mit Taschenrechner.
Fazit: Zentralbank im Trump-Universum
Die Federal Reserve war lange das Rückgrat der Weltwirtschaft – nüchtern, unabhängig, unbestechlich. Unter Trump droht sie zur Außenstelle von „The Apprentice“ zu verkommen. Ein Präsident, der denkt, man könne Geldpolitik per Dekret und Bauchgefühl steuern, stößt auf eine Institution, die seit über 100 Jahren Stabilität verspricht.
Das Ergebnis? Ein globaler Wirtschaftsthriller mit absurdem Plot. Titel: „Zinsen, Zoff und Zorn – Staffel Trump 2“.