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Kim, Xi und die Parade der Paradoxien – wenn Diktatoren Catwalk spielen
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Am 3. September ist es wieder soweit: Auf dem Tiananmen-Platz marschieren Soldaten, glänzen Panzer und recken Raketen ihre Nasen gen Himmel – als wäre es die weltgrößte Militärmodenschau. Motto diesmal: „80 Jahre Kapitulation Japans, 0 Jahre Kapitulation des gesunden Menschenverstands.“
China lädt zur Feier des Tages nicht nur 26 Staats- und Regierungschefs ein, sondern gleich auch die gesamte Resterampe der Weltpolitik. Mit dabei: Putin, Lukaschenko, Irans Peseschkian – und als Stargast der internationalen Isolation: Kim Jong-un, der sich im eigenen Land sonst höchstens mit Kartoffeln und Propaganda feiern lässt.
Kim Jong-un: vom Bunker auf den roten Teppich
Für Kim ist die Einladung wie ein VIP-Ticket zur Oscar-Verleihung, nur dass es statt goldener Statuetten Raketenattrappen und Panzerformationen gibt. Der Mann, dessen Außenpolitik sonst aus Grenzschließungen und Raketenstarts besteht, darf plötzlich aus der Isolation treten und in Peking posieren.
Sein Kalkül: Wenn er neben Xi Jinping und Putin lächelt, sieht das in Nordkorea aus wie eine Siegesparade für den Weltfrieden. Dass der Rest der Welt dabei eher an eine Mischung aus Bond-Bösewicht-Gipfel und Schurkenstaaten-Aftershow denkt, ist ihm egal.
Pekings Gästeliste: die Autokraten-Allianz
Die Gästeliste liest sich wie eine Netflix-Serie, die niemand finanzieren würde, weil sie zu unrealistisch klingt. Putin – beschäftigt mit dem Versuch, die Ukraine in ein Trümmerfeld zu verwandeln. Lukaschenko – der ewige Statist aus Minsk. Iran – gerade auf Tour mit der Atombombe als Handgepäck. Und dazwischen zwei europäische Nebendarsteller: Slowakei und Serbien, die sich offenbar dachten: „Wenn schon keiner mit uns reden will, reden wir halt mit China.“
Xi Jinping hat das Ganze perfekt arrangiert: Ein globales Schaulaufen, bei dem er selbst die Hauptrolle spielt – eine Art „Next Top Autocrat“, nur ohne Heidi Klum, dafür mit Hyperschallraketen.
Militärballett statt Politik
Die Parade selbst ist wie immer: tausende Soldaten im Gleichschritt, als wären sie beim Casting für „Riverdance auf Steroiden“. Neue Kampfjets donnern über den Platz, Hyperschallraketen rollen vorbei – alles streng synchron, als könnte die Choreographie die Unordnung der Welt kaschieren.
Und mittendrin sitzt Kim Jong-un, wahrscheinlich mit einem Fernglas, das er zur Hälfte auf die Waffen richtet – und zur Hälfte auf den Buffetbereich. Schließlich muss er seinem Volk später glaubwürdig berichten, dass die Weltelite ihn hofiert hat.
Abrüstung? Nein danke – wir marschieren lieber
Während Peking Kim einlädt, lehnt es gleichzeitig jede Teilnahme an Gesprächen über atomare Abrüstung ab. Die Botschaft ist klar: „Wir finden deine Raketen nicht schön, Kim – aber solange du sie bei uns in Formation zeigst, drückt niemand die Stoppuhr.“ Das ist in etwa so, als würde ein Fitnessstudio ein Mitglied loben, das nie trainiert, aber regelmäßig die Eiweißshakes bestellt.
Trump winkt aus der Ferne
Und irgendwo in Florida hebt Donald Trump die Hand und ruft: „Ich habe auch sehr gute Beziehungen zu Kim!“ Man erinnert sich: Er traf sich mehrfach mit dem nordkoreanischen Diktator, um dann mit leeren Erklärungen und ein paar Händeschütteln wieder auseinanderzugehen. Für Trump war das damals Weltgeschichte, für Kim ein Fotoshooting mit einem Mann, dessen Frisur mehr Aufmerksamkeit bekam als seine Abrüstungsvorschläge.
Xi Jinping: der Regisseur der Parallelwelt
Das Ganze ist natürlich mehr als nur ein Defilee von Raketen. Xi Jinping inszeniert sich als Dirigent einer neuen Weltordnung: China als Bühne, Nordkorea und Russland als Nebendarsteller, Iran als Pyrotechniker. Wer mitmacht, bekommt einen Platz in der ersten Reihe – wer nicht, darf draußen bleiben und sich von CNN erklären lassen, warum er gerade geopolitisch abgehängt wird.
Fazit: Wenn Raketen die Models sind
Die Parade in Peking ist keine Gedenkfeier, sondern eine Modeschau für Diktatoren. Raketen als Models, Panzer als Laufsteg-Accessoires, Kim Jong-un als Stargast im XXL-Maßanzug, Xi Jinping als Showmaster.
Die Botschaft: Autoritäre halten zusammen – egal wie viele Hungersnöte, Kriege oder Sanktionen sie im Gepäck haben. Die Pointe: Während sich die Parade im Gleichschritt präsentiert, marschiert die Welt weiter ins Chaos.