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Trump macht das Kennedy Center great again!

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Trump macht das Kennedy Center great again!

Ein Gala-Abend zwischen Glitzer, Grinsen und geopolitischer Geschmacklosigkeit

Washington, D.C. – Der große Mann der kleinen Hände hat wieder zugeschlagen. Nein, diesmal nicht auf Twitter, sondern in der heiligen Halle amerikanischer Hochkultur: dem Kennedy Center. Einst gegründet, um künstlerisches Schaffen auf höchstem Niveau zu würdigen – heute umgestaltet in eine Mischung aus Wrestlemania, Country-Convention und republikanischem Maskenball. Alles unter der charmant-subtilen Regie eines gewissen Donald J. Trump, der sein Amt als „kultureller Oberkurator der Nation“ offenbar sehr, sehr ernst nimmt. Oder wie er es nennt: „Art, but not the boring kind.“

Vom Kennedy Center zur Trump Cultural Arena – powered by Paramount+

Mit gewohnt bescheidener Geste hatte sich Trump im Alleingang die Kontrolle über das Kennedy Center gesichert – was früher ein Kuratorium entschied, übernimmt heute das Bauchgefühl des Präsidenten, das bekanntlich auf einem Diät-Cocktail aus Steak, Fox News und gekränkter Männlichkeit basiert. Seine Begründung: „Die Kunst war früher woke, jetzt ist sie wieder woke-up.“

Seither erinnert das Kennedy Center eher an ein überdimensioniertes Casino in Atlantic City als an ein Kulturhaus. Gerüchteweise wird die Opernsaison bald durch ein „Rumble in the Aria“-Turnier ersetzt, bei dem Tenöre in patriotisch bedruckten Spandexanzügen gegeneinander antreten. Gesponsert von Chick-fil-A und dem American Beef Council.

Die Preisträger: Mehr Pathos als Partitur

Und wer wurde in diesem Jahr mit dem prestigeträchtigen Lebenswerkpreis geehrt?

  • Sylvester Stallone – laut Trump „der Mann, der den Kalten Krieg in Unterhosen gewann“. Der einzige Schauspieler, der weniger Worte pro Film spricht als Trump pro Gedanken. Für Trump der Inbegriff amerikanischer Kunst: „Er schlägt zu, er redet nicht – ein Genie!“

  • KISS – Diese maskierte Senioren-Combo erhielt den Preis nicht für ihre Musik, sondern weil sie laut Trump „die Masken schon getragen haben, bevor es cool – oder kommunistisch – war.“

  • Gloria Gaynor – Eine Frau, die „I Will Survive“ sang – was laut Trump „wirklich MAGA“ ist, wenn man es ganz falsch versteht.

  • George Strait – Für seine Verdienste um... irgendwas mit Cowboyhüten und Flaggen, mutmaßlich.

  • Michael Crawford – Der einzige, der tatsächlich Kunst gemacht hat – aber laut Trump ein „Briten-Typ mit Operngesicht“, den er „trotzdem ganz okay findet“.

Tom Cruise – Flucht von der roten Bühne

Ein Highlight der Trump-Tragikomödie war allerdings, wer nicht kam: Tom Cruise. Der sollte eigentlich ebenfalls für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden – was laut Trump „die größte Ehre für Tom seit Top Gun war – und Top Gun war eigentlich mein Leben, okay?“

Doch Cruise lehnte ab. Offiziell wegen „Terminkonflikten“, inoffiziell, weil er laut Augenzeugen nach Erhalt der Einladung „fünf Minuten hysterisch gelacht, zwei Stunden geweint und dann Scientology angerufen“ habe. Stattdessen erhält er nun den Ehren-Oscar – nicht aus der Hand eines Reality-Stars, sondern aus der eines echten Filmkollegen. Was für ein Abstieg.

Trump über Stallone: „Er ist wie ich – nur mit Muskeln, Mumm und Method Acting“

Die Laudatio auf Stallone war der wahre Höhepunkt: Trump beschrieb Sly als „Bruder im Geiste“, als „Meister des Monosyllabischen“ und als „wahres Vorbild für Jungs, die nicht lesen, aber zuhauen können“. Stallone wiederum bedankte sich mit einem kurzen „Yo“ und einer Siegerpose. Sein Preis: eine goldene Skulptur von sich selbst mit Trump-Haar. Entworfen von Ivanka, gegossen aus dem eingeschmolzenen Bronzeadler einer windigen Trump-Stiftung.

Wo Kultur endet, beginnt die Reality Show

Was früher ein besinnlicher Abend zu Ehren kultureller Verdienste war, ist heute ein wildes Potpourri aus PR-Gags, Ideologiekrawall und goldenem Glitzerstaub. Die Trumpifizierung des Kennedy Centers ist komplett – mit roten Teppichen, auf denen eher Stars des rechten US-Fernsehens stolpern als Broadway-Größen schreiten.

Kultur, so scheint es, ist für Trump nichts anderes als ein weiterer Golfplatz: Man muss nichts davon verstehen, solange man ihn besitzt. Und wenn der Präsident nächstes Jahr Hulk Hogan, Kid Rock und Ginni Thomas auszeichnet, dann bleibt nur zu hoffen, dass wenigstens das Popcorn gut ist.

Ausblick 2026: Die neue Kulturserie auf Paramount+: „MAGA: Musical And Gloriously Awful“ – moderiert von Donald Trump, musikalische Leitung: Ted Nugent, Bühnenbild: Mar-a-Lago.

Vorverkauf läuft.